Prozess in Hagen Waffenhändler gesteht illegale Geschäfte

Hagen · Prozessbeginn in Hagen: Ein Waffenhändler verliert seine Verkaufserlaubnis. Um seine Ware trotzdem weiterverkaufen zu können, setzt er einen Strohmann ein. Ausgerechnet ein Sachbearbeiter der Polizei hilft bei dem Schwindel.

 Gerhard M. (Mitte) steht wegen illegalen Waffenhandels vor Gericht. Manfred B. (links) soll ihm geholfen haben. Rechts: Anwalt Michael Emde.

Gerhard M. (Mitte) steht wegen illegalen Waffenhandels vor Gericht. Manfred B. (links) soll ihm geholfen haben. Rechts: Anwalt Michael Emde.

Foto: dpa, bt vge

Ein Waffenhändler aus Schwerte (Kreis Unna) hat vor dem Hagener Landgericht Hunderte illegale Pistolen- und Gewehrverkäufe gestanden. Im Jahr 2013 hatte die Kreispolizeibehörde Unna dem Geschäftsmann nach Unregelmäßigkeiten die Erlaubnis zum Verkauf von Waffen entzogen. Um trotzdem weiter aktiv sein zu können, habe er einfach einen Strohmann eingesetzt, gab der 56-Jährige vor Gericht zu. "Es war mir eigentlich bewusst, dass das nicht mehr rechtens war", sagte er am Mittwoch den Richtern. Aber sein Geschäft habe gerade so gut funktioniert.

Im März 2015 hatten Polizei und Zoll die Wohnung des Waffenhändlers durchsucht. Dabei waren Hunderte Pistolen und Gewehre sowie mehr als 2,2 Tonnen Munition gefunden worden. Zahlreiche Waffen sollen nicht vorschriftsgemäß gelagert gewesen sein. Auch das räumte der Angeklagte ein. "Letztendlich waren die Zustände aber lange nicht so schlimm, wie sie später dargestellt wurden", sagte er.

In der Anklageschrift hat die Staatsanwaltschaft 190 Einzelverkäufe zusammengefasst. Fast alle Geschäfte wurden online abgewickelt. Die Kunden des Waffenhändlers saßen in ganz Deutschland sowie in Ungarn, Polen, Dänemark, Litauen, Italien und den Niederlanden. Mit den Verkäufen soll der Unternehmer mehr als 100 000 Euro eingenommen haben.

Neben dem Waffenhändler sind auch der mutmaßliche Strohmann sowie ein Sachbearbeiter aus der Kreispolizeibehörde Unna angeklagt. Ihnen wird Beihilfe zum illegalen Waffenhandel zur Last gelegt. Der 64 Jahre alte Kreisamtmann soll laut Staatsanwaltschaft sogar die Idee zu dem Schwindel gehabt haben. Nachdem er dem Geschäftsmann aus Schwerte die Verkaufserlaubnis habe entziehen müssen, habe er dem Mann vorgeschlagen, einfach einen Freund formal als Geschäftsführer einzusetzen. Er würde schon dafür sorgen, dass dieser Strohmann ohne Probleme eine eigene Verkaufserlaubnis bekomme. Zu diesen Vorwürfen haben sich die beiden Mitangeklagten allerdings noch nicht geäußert.

(lnw/hpaw)
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