Nur die direkte Entfernung zählt VRR will weiteren eTarif testen - nur zahlen, was man auch fährt

Essen · Check-In, Check-Out. Wer nur ab und zu mit Bus und Bahn im VRR unterwegs ist, kann im kommenden Jahr ein neues eTicket testen: Am Ende zählt nur die Luftlinie zwischen Start- und Zielort. Wie erwartet steigen zum Jahreswechsel zudem die Ticketpreise.

 Bus- und Bahnfahren im Verkehrsverbund Rhein-Ruhr (VRR) wird zum 1. Januar um durchschnittlich 1,8 Prozent teurer.

Bus- und Bahnfahren im Verkehrsverbund Rhein-Ruhr (VRR) wird zum 1. Januar um durchschnittlich 1,8 Prozent teurer.

Foto: dpa/Martin Gerten

Der Verkehrsverbund Rhein-Ruhr (VRR) startet im kommenden Jahr testweise einen elektronischen Tarif, bei dem der Fahrpreis nach Luftlinien-Kilometern errechnet wird. Besonders Gelegenheitsfahrer sollen mit dem Tarif ermuntert werden, Bus und Bahn zu nutzen. Das bisherige Preissystem soll daneben erhalten bleiben, wie der VRR am Donnerstag in Essen nach einer Sitzung des Verwaltungsrats mitteilte.

Bei Nutzung des sogenannten eTarifs müssen gelegentliche Kunden nicht mehr überlegen, welches Ticket das richtige für sie ist. Eingecheckt wird an der Haltestelle über eine App auf dem Smartphone. Am Ziel checken die Fahrgäste dann wieder aus. Die App errechnet die Luftlinien-Strecke und den Fahrpreis. Pro Fahrt bezahlt der Kunde dabei höchstens den Preis, der für ein Einzelticket der jeweiligen Preisstufe fällig wäre.

Der VRR nannte als Beispiel eine sieben Kilometer lange Strecke vom Neusser Hauptbahnhof zur Heinrich-Heine-Allee in Düsseldorf. Sie wird im Rahmen von „nextTicket 2.0“ 3,22 Euro kosten. Im klassischen Tarif schlägt dagegen Preisstufe B mit 6,00 Euro zu Buche. „Durch den kilometerabhängigen Tarif schaffen wir eine maximale Transparenz für den Fahrgast. Er bezahlt nur für die Strecke, die er fährt“, sagte VRR-Vorstand José Luis Castrillo.

An dem Test können zunächst 15.000 Kunden nach einer Registrierung teilnehmen. Er soll im zweiten Quartal starten und ist zunächst auf ein Jahr angelegt. Castrillo kann sich vorstellen, dass der eTarif nach der Testphase von allen Kunden genutzt werden kann. Während der Erprobung übernehmen die Stadtwerke Neuss Abrechnung und Kundenbetreuung.

Bereits im vergangenen Jahr hatte der VRR einen eTarif getestet. Die Fahrgäste hätten dabei den eTarif positiv angenommen, berichtete der VRR. Der VRR ist der größte Verkehrsverbund in NRW mit jährlich rund 1,1 Milliarden Fahrten.

Ein eTarif mit Luftlinien-Kilometer-Abrechnung wird seit April auch im Verkehrsverbund Rhein-Sieg getestet. Er läuft noch bis Ende Juni 2020. Nach Angaben eines VRS-Sprechers nehmen derzeit rund 4800 Menschen an dem Test teil.

Der VRR-Verwaltungsrat beschloss außerdem eine Erhöhung der Ticketpreise um durchschnittlich 1,8 Prozent zum 1. Januar 2020. Als Grund wurden unter anderem gestiegene Personal- und Energiekosten angegeben. Zuletzt waren die Ticketpreise zum 1. Januar 2019 erhöht worden.

Es werden aber nicht alle Tickets teurer. Keine Erhöhung gibt es etwa bei Einzeltickets in allen Preisstufen. Auch das zum 1. Januar 2019 eingeführte Vier-Stunden-Ticket, das HappyHourTicket, das ZusatzTicket sowie das 4erZusatzTicket bleiben preisstabil. Teurer werden unter anderem 4erTicket, 10er Ticket, 24-Stunden- und 48-Stunden-Ticket. Auch der Preis für das SchokoTicket für Schüler steigt um 1,8 Prozent. Die Kosten für das Semesterticket bleiben dagegen gleich: Zufälligerweise gleicht der Wegfall eines 45-Cent-Sonderbetrages die Erhöhung des Ticketpreises um 45 Cent exakt aus.

Im Gebiet des Verkehrsverbunds Rhein-Ruhr leben rund 7,8 Millionen Menschen. 33 kommunale Verkehrsunternehmen und sieben Bahnunternehmen sind im VRR organisiert. Werktags sind mehr als drei Millionen Fahrgäste mit Bus und Bahn im VRR-Gebiet unterwegs.

(chal/dpa)
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