Video der Polizei Essen So trickreich gehen Taschendiebinnen vor

Essen · Die Polizei in Essen fahndet mit einem Video aus einer Überwachungskamera nach zwei Taschendiebinnen. Mit dem Film wollen die Ermittler deutlich machen, wie professionell die Täterinnen vorgehen. Denn Frauen wecken weniger Misstrauen als männliche Täter.

Zunächst wirkt alles wie eine ganz normale Situation im Supermarkt. Drei Frauen stehen in einem Gang zwischen Regalen. Die eine, eine ältere Frau mit auffällig lilafarbener Jacke, hat offensichtlich keine Eile. Sie nimmt Ware aus dem Regal, liest die Zutatenliste, legt die Ware zurück ins Regal oder in den Einkaufswagen. Auch die anderen beiden, zwei junge Frauen links und rechts von der Kundin, verhalten sich ruhig, schauen sich die Auslage an, packen Ware in ihren Korb.

Doch dann rücken die beiden jungen Frauen näher an die Kundin mit der lila Jacke heran. Die eine, gekleidet mit dicker Jacke und Mütze, stellt sich dicht neben die Seniorin; die andere, dunkelhaarig und gekleidet mit einer schwarzen Jacke, stellt sich hinter sie. Dann greift sie ihrem Opfer in die Jackentasche. Als sie beim ersten Versuch nicht bekommt, was sie will, krempelt sie die Ärmel hoch und greift noch einmal zu. Schließlich fischt sie der Rentnerin das Portemonnaie aus der Jacke, klemmt es sich unter den Arm und verlässt die Szene.

Den etwa 50-sekündigen Film hat eine Überwachungskamera in einem Supermarkt in Essen-Frohnhausen Ende Februar aufgezeichnet. Nun wurde er von der Polizei in Essen veröffentlicht. "Das Video zeigt sehr gut, wie geschickt die Frauen vorgehen, wie professionell sie klauen", sagt Peter Elke, Sprecher der Polizei in Essen. Die beiden gesuchten Täterinnen wenden eine Masche an, wie sie typisch für weibliche Taschendiebe ist. "Wenn zwei junge Frauen, die auch ganz normal gekleidet sind, in einem Geschäft vor den Regalen stehen und sich ausgiebig die Auslage anschauen, ist das weniger auffällig, als wenn das junge Männer machen", sagt Elke. Die Frauen wirken harmlos, die Kundin fühlt sich durch ihre Anwesenheit nicht verunsichert oder alarmiert. "Außerdem haben die Frauen kleinere Hände, mit denen sie gut in die Taschen ihrer Opfer greifen können", sagt Elke.

Die Polizei geht davon aus, dass die beiden Täterinnen nicht alleine waren. "Die Diebinnen gehen meist arbeitsteilig vor, oft sind es Gruppen von drei oder vier Personen", sagt Elke. Oft gehörten auch Männer dazu, die die Sicherheit der Diebinnen übernehmen. "Falls die Frau beim Klauen auffällt und das Opfer sich wehrt, greifen dann die Männer ein", sagt Elke. In dem jetzt veröffentlichten Video übernimmt diese Rolle die zweite Frau. "Sie drängt sich dicht an das Opfer heran, um dessen Aufmerksamkeit von ihrer Komplizin abzulenken. Außerdem guckt sie, ob die Luft rein ist und auch, ob ihre Mittäterin Erfolg hat", sagt Elke.

Es sei zu vermuten, dass die Frauen die Seniorin bereits seit einiger Zeit beobachtet hätten, um herauszufinden, wo sie ihr Geld aufbewahrt, sagt der Polizeisprecher weiter. Außerdem sei es wahrscheinlich, dass in der Nähe des Geschäftes eine weitere Komplizin oder ein Komplize gestanden hätte, dem die dunkelhaarige Frau das Portemonnaie direkt übergeben konnte. "Die Opfer und auch wir als Polizei haben dann ein Beweisproblem. Denn selbst wenn wir die Täter schnell finden, finden wir bei ihnen meist nicht mehr das Diebesgut", sagt Elke. Nicht selten agierten die Täter außerdem städte- oder sogar länderübergreifend, was es noch schwieriger macht, sie zu finden.

Taschendiebe - das sind ihre Maschen
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Die Tricks der Taschendiebe - davor warnt die Polizei

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Foto: Polizei Köln

Mit dem Video will die Polizei in Essen die Bevölkerung dafür sensibilisieren, wie professionell, unauffällig und oft auch dreist die Taschendiebe vorgehen. "Wir veröffentlichen häufiger Videos aus Überwachungskameras, weil sie mehr Aussagekraft haben als Fotos und auch mehr Reaktionen von den Bürgern hervorrufen", sagt Elke. Allerdings braucht die Polizei eine richterliche Genehmigung, bevor sie ein Video veröffentlichen darf.

Wer sich vor Taschendiebstählen wie dem aus dem Video schützen will, sollte dem Polizeisprecher zufolge seine Wertsachen immer möglichst nah am Körper tragen und in Handtaschen oder Jacken-Innentaschen mit Reißverschluss aufbewahren. Außerdem sollte man immer nur das bei sich haben, was man wirklich braucht, damit im Falle eines Diebstahls der Verlust nicht so groß ist. Für Polizeisprecher Elke ist aber auch klar: "Wenn die Diebinnen so geschickt vorgehen wie in dem Video, merken Sie das einfach nicht, wenn sie Ihnen das Portemonnaie aus der Tasche ziehen. Da haben Sie kaum eine Chance".

Die Polizei in Essen sucht weiter nach den beiden Frauen aus dem Video. Die Tat ereignete sich Ende Februar in einem Geschäft auf der Kerhoffstraße in der Nähe des Gervinusparks in Essen-Frohnhausen. Hinweise auf die Täterinnen nimmt die Polizei Essen unter der zentralen Rufnummer 0201-8290 entgegen.

(lsa)
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