Tornados, Sturm, Gewitter in NRW Verwüstungen und Verletzte durch Unwetter

Eine Gewitterfront mit Sturm und Hagel ist am Montag über Nordrhein-Westfalen gezogen. Sie hat eine Spur der Verwüstung hinterlassen. Zahlreiche Menschen wurden nach Polizeiangaben verletzt. Eine 15-jährige Radfahrerin erlitt lebensgefährliche Verletzungen, als im Kreis Wesel ein Ast auf sie fiel.

12. Juli 2010: Leserfotos vom schweren Unwetter in NRW
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Vielerorts blockierten entwurzelte Bäume Straßen, Baugerüste stürzten um. In Mönchengladbach wurden vier Schüler in einem Park durch herabfallende Äste verletzt. In Moers hat der Sturm das Dach eines Baumarktes abgerissen und auf die Straße gefegt. Fünf Menschen kamen zu Schaden.

Der Bahnverkehr ist am Nachmittag in NRW auf zahlreichen Strecken fast vollständig zum Erliegen gekommen. Am Nachmittag waren allein sieben S-Bahn-Strecken betroffen. Dort fuhren nur noch vereinzelt Züge. Über die Dauer der Störungen kann die Bahn vorerst keine Angaben machen. Wegen umgestürzter Bäume ist es zu Behinderungen auf mehreren Autobahnen im Raum Köln gekommen.

Der Deutsche Wetterdienst (DWD) meldete bereits heute Vormittag für den Westen der Republik schwere Unwetter. Betroffen sind Rheinland-Pfalz, das Saarland und Nordrhein-Westfalen. Aus Ratingen-Lintorf und Erkelenz wurden Tornados gemeldet, die der Deutsche Wetterdienst (DWD) jedoch nicht bestätigen konnte.

Die intensive Gewitterzone zieht von Südwesten durch Deutschland. Der Wetterdienst rechnet mit orkanartigen Böen der Stärke 11, lokalem Hagel sowie kräftigem Starkregen mit Mengen um 30 l/qm in einer Stunde. Ganz vereinzelt sind auch Tornados nicht ausgeschlossen.

Die Wetter-Meldungen im Überblick:

Düsseldorf: An der Hansaallee stürzte ein Baum auf die Fahrbahn, blockierte auch die Trasse der Rheinbahn. Auf der A 52 lag vor dem Rheinallee-Tunnel ebenfalls ein Baum quer auf der Fahrbahn, der Verkehr staute sich über mehrere Kilometer. Auch der Bahnverkehr zwischen Köln und Düsseldorf war gestört, weil die Oberleitungen beschädigt waren. In Lörick wurden durch umstürzende Bäume Am Pappelwäldchen zwei Jugendliche verletzt. Einer musste mit einer offenen Schulterfraktur in die Uniklinik. Der Sturm über Düsseldorf entlud sich nach Angaben der Feuerwehr mit Windstärke 11, das entspricht 110 Stundenkilometer. Lesen Sie hier mehr dazu.

Krefeld: In Krefeld verdunkelte sich der Himmel. Der plötzlich aufbrausende Sturm wehte Fahrräder um und schob Zweige und Blätter vor sich her. Es prasselte starker Regen nieder, doch nach kurzer Zeit war der Spuk wieder vorbei. Obwohl es nur kurze Zeit dauerte, hat das Unwetter in Krefeld zahlreiche Spuren hinterlassen. An der Kreuzung Hülser Straße / Birkschen Weg wurde die Oberleitung beschädigt. Die Kreuzung ist noch bis zum Nachmittag gesperrt. Auch die Bahnstrecke zwischen Krefeld und Mönchengladbach war bis zum späten Nachmittag nicht befahrbar. Züge wurden umgeleitet.

Neuss: Besonders schlimm sieht es nach dem Sturm in der Josefstraße aus: Dort stürzte das komplette Dach eines Restaurants auf einen Kleintransporter, der als Schulbus unterwegs war. Verletzt wurde nach ersten Informationen niemand. Auf der Überführung an der Viktoriastraße wurde ein Personenzug von einem Blitz getroffen und blieb liegen. Der Lokführer hatte vorsorglich die Türen blockiert, damit die Fahrgäste nicht aussteigen und sich verletzen konnten. Die 130 Reisenden mussten auf Hilfe warten und konnten gegen 15.20 Uhr über die Drehleiter des Feuerwehrwagens sowie eine Steckleiter in der Böschung evakuiert werden.Insgesamt meldet die Polizei im Rhein-Kreis Neuss bislang 70 Einsätze aufgrund des Unwetters. Mehr dazu lesen Sie hier.

Moers: In Moers hat der Sturm das Dach eines Baumarktes abgerissen. Fünf Menschen wurden verletzt, zehn Autos demoliert. Das Dach liegt jetzt etwa 100 Meter entfernt auf dem bachbarten Parkplatz eines Discouters. Mehr dazu hier.

Duisburg: In Duisburg gab es innerhalb einer halben Stunde 200 Einsätze. Ein Baum stürzte auf einen Bus mit Schulkindern, es wurde jedoch niemand verletzt. Mehr dazu hier.

Meerbusch: Unser Leser "Büdericher" berichtet, in Meerbusch habe der Sturm Mülltonnen "wie Legosteinchen" durch die Luft gewirbelt, Bäume seien abgeknickt. Inzwischen hat sich die Lage in Meerbusch jedoch bereits wieder beruhigt.

Xanten: Im Archäologischen Park wurde ein zwölf Jahre altes Mädchen durch einen herumfliegenden Gegenstand verletzt. Mehrere andere Schüler erlitten einen Schock. Ebenfalls in Xanten wurde eine Frau von einem umstürzenden Baum getroffen und brach sich ein Bein. Lesen Sie hier mehr dazu.

Geldern: Weil umstürzende Bäume Oberleitungen mitgerissen haben, sind tausende Haushalte seit Stunden ohne Strom. Die Stadtwerke Geldern sprechen von einem Schaden der "Kyrill-Klasse". Die Kreispolizei registrierte innerhalb kürzester Zeit 400 Einsätze. Mehr dazu hier.

Kreis Wesel: Auf der Hamminkelner Landstraße stürzte ein Ast auf drei Fahrradfahrer. Ein 15-jähriges Mädchen wurde dabei lebensgefährlich verletzt. Auf der A 3 von Emmerich Richtung Hünxe ist derzeit ein 15 Kilometer langer Stau. Dort sind ebenfalls mehrere Bäume auf die Fahrbahn gefallen. Die Bahnverbindungen Richtung Oberhausen, Hamminkeln und Meerhoog sind auch vom Unwetter betroffen. Mehr dazu hier.

Kalkar: Im Stadtteil Kehrum schlug der Blitz in ein Mehrfamilienhaus ein. Der Dachstuhl und die Dachgeschosswohnungen wurden zerstört. 15 Menschen haben keine Wohnung mehr. Hier lesen Sie mehr dazu.

Leverkusen: Ein vom Sturm abgerissener Ast stoppte am Mittag die S-Bahn-Linie 6, die zwischen Köln und Düsseldorf verkehrt. Nicht weit von der Haltestelle am Leverkusener Bayer-Chemiepark entfernt fiel der Ast auf die Oberleitung und entzündete sich. Schnellzüge fahren inzwischen wieder, die S-Bahn fuhr nach Angaben der Bahn am Abend wieder weitgehend nach Plan. Hier mehr dazu.

Monheim Eine Windhose ist am Mittag gegen 12 Uhr in die Altstadt eingefallen. Sie hinterließ eine bis zu 15 Meter breite Schneise der Verwüstung. Im Deichvorland riss sie massive Bäume um, knickte oberschenkeldicke Äste ab und stürzte auf den Weiden Scheunen nieder. "Zum Teil flogen die Blechbeplankungen der Futterwagen und Äste bis in die Altstadt", berichtet Torsten Schlender, Sprecher der Monheimer Feuerwehr. In der Altstadt deckte die Windhose ganze Dächer ab, riss Fenster aus ihren Verankerungen und knickte Bäume um. "Es ist ein Wunder, dass bei dem regen Fußgängerverkehr niemand von herabfallenden Ziegeln oder Trümmern verletzt wurde", sagt Schlender.

Ratingen In Ratingen hat eine Sturmfront größere Schäden hinterlassen. Das Dach einer Lagerhalle wurde abgetragen. Außerdem verursachte eine Windboe in Tiefenbroich mehrere Dachschäden. Die S6 zwischen Ratingen und Essen fährt nicht. Hier mehr dazu.

Kreis Düren: Hagelkörner mit einem Durchmesser von drei Zentimetern sind im Kreis Düren gefallen. Die Rurtalbahn meldet Verspätungen wegen umgestürzter Bäume auf der Strecke. In Düren musste ein Bauarbeiter mit schweren Verletzungen in ein Krankenhaus eingeliefert werden. Auf einer Baustelle wurde er von einem sich lösenden Wellblechdach getroffen und vom Gerüst auf den Boden geschleudert.

Raum Aachen: Ab 11:13 Uhr ging es Schlag auf Schlag. Mit dem aufziehenden Unwetter liefen bei der Leitstelle der Polizei in Aachen die Telefone heiß. 50 Mal in der darauf folgenden halben Stunde ging es ausschließlich ums Wetter. Menschen aus der Region meldeten umgestürzte Bäume, umher fliegende Mülltonnen, sich selbstständig machende Gartenpavillions, Stromkabel auf der Straße.Die meisten Einsätze musste die Polizei in Aachen fahren. Als in der Hanbrucher Straße ein Baum umstürzte, wurde eine Frau von Ästen getroffen und leicht verletzt. Ebenso leicht verletzt wurde ein Mann auf der Ursulinerstraße, als er von einer umher fliegenden Werbetafel getroffen wurde.

Kölner Raum: Auf der A1 zwischen Köln-Bocklemünd und Kreuz Köln-West und A57 bei Krefeld in Richtung Köln kam es am Mittag zu massiven Behinderungen durch herabgefallene Äste auf der Fahrbahn. Auch auf der Autobahn 4 zwischen Aachen und Köln sind Bäume umgefallen und Gegenstände flogen von Sturmböen getrieben auf die Fahrbahn. Wie der WDR berichtet, wurde ein Auto von einem umgeknickten Baum getroffen. Einzelheiten sind noch nicht bekannt.

Für NRW gilt: Die Polizei rät allen Autofahrern zu einer vorsichtigen Fahrweise. Auf der A44, der A4 und der A61 sind Bäume umgestürzt und liegen auf der Fahrbahn. Polizei und Feuerwehr sind im Einsatz, um die Straßen wieder freizuräumen. Auch wenn die ersten Unwetter bereits über NRW gezogen sind. Entwarnung kann der DWD allerdings noch geben. Zum späten Nachmittag soll eine zweite "Welle" von Gewittern den Westen erreichen.

Regen, Hagel, Windböen - der Sturm fegte gegen Mittag über weiter Teile von Nordrhein-Westfalen. Wie haben Sie das Unwetter erlebt? Schicken Sie uns Wetter-Fotos oder schreiben Sie uns Ihre Erlebnisse unter opinio@rp-online.de

Rekordhitze in Bendorf

Das kleine Städtchen Bendorf nahe Koblenz war an diesem Wochenende deutschlandweit ganz vorn. In dem rheinland-pfälzischen Ort wurde die bisher heißeste Temperatur des Jahres gemessen: Die Bestmarke von 39 Grad erreichte sonst keine Stadt. Am Montag rechnen Wetterexperten mit schweren Unwettern. Nach einem kurzen, kühleren Intermezzo am Dienstag steigen die Werte wieder an - und damit auch das Gewitterrisiko.

Das vergangene Wochenende war das heißeste des Jahres. In ganz Deutschland schwitzten die Menschen um die Wette. Schattenplätzchen unter Bäumen waren gerade in den Großstädten heiß begehrt. Diese Orte sollten in den kommenden Tagen allerdings gemieden werden. Mit den tropischen Temperaturen steigt auch die Unwettergefahr. Neben starken Windböen, Platzregen oder Hagel können auch Blitze, Donner und sogar Tornados auftreten.

Ab Mittwoch steigen Werte wieder

Im Laufe des Nachmittags ziehen die Unwetter weiter in Richtung Osten. Zum Dienstag hin beruhigt sich die Wetterlage. Es wird wechselnd wolkig und meist trocken sein. Die Tageshöchstwerte erreichen im Osten 28 bis 32, sonst 23 bis 29, an der Küste und im äußersten Norden Werte um 23 Grad. Der Wind lässt nach und kommt überwiegend aus westlichen bis nordwestlichen Richtungen.

In der Nacht zum Mittwoch klingen die Schauer und Gewitter ab und gebietsweise klart es auf. Die Luft kühlt sich auf 18 bis 13 Grad ab. Ab Mittwoch steigen dann wieder die Temperaturen - und damit auch das Gewitterrisiko. Gegen Abend verdichtet sich im Westen die Bewölkung und es ziehen neue Schauer und Gewitter heran, die örtlich kräftig ausfallen können. Die Werte steigen übersteigen die 30-Grad-Grenze.

In der Nacht zu Donnerstag weitet sich die starke Bewölkung auf die gesamte Westhälfte aus. Anfangs kommt es noch zu Schauern und Gewittern, die aber abklingen. In der Osthälfte klart es verbreitet auf. Die Temperatur sinkt auf Werte zwischen 20 und 16 Grad. Von Donnerstag bis Sonnabend ist es heiter, zeitweise auch wolkig und zeitweise muss mit Schauern und Gewittern gerechnet werden.

Am Freitag überwiegen die heiteren Abschnitte. Die Höchsttemperaturen gehen von 25 bis 32 auf 20 bis 28 Grad zurück, wobei die Werte im Nordwesten am niedrigsten und im Südosten am höchsten sind. Die Tiefsttemperaturen sinken von 20 bis 16 auf 18 bis 12 Grad ab. Der Wind weht meist schwach aus überwiegend westlichen Richtungen.

(rpo/nbe/rm/emai/awei)
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