Clara und Lara seien nicht wiederzuerkennen Flüchtiges Entführer-Paar meldet sich mit vermissten Töchtern per Video

Asuncion · Im Fall der zwei in Paraguay vermissten deutschen Mädchen haben sich nun die vermeintlichen Entührer-Eltern per Video gemeldet. Sie fordern die deutschen Behörden auf, die Suche einzustellen. Unterdessen wurde ein Zeuge vernommen, der dem Paar geholfen haben soll.

 Anwalt Stephan Schultheiss (r.) mit einem örtlichen Behördenvertreter am Mittwoch in Asunción (Paraguay).

Anwalt Stephan Schultheiss (r.) mit einem örtlichen Behördenvertreter am Mittwoch in Asunción (Paraguay).

Foto: dpa/Nath Aguilar

Im Fall der zwei in Paraguay vermissten deutschen Mädchen hat die Generalstaatsanwaltschaft des südamerikanischen Landes einen ersten Fahndungserfolg gemeldet. Die Behörde gab am Mittwoch bekannt, dass die Polizei den Eigentümer eines Fahrzeugs verhaftet und befragt habe, in dem die beiden Mädchen zusammen mit einem Paar aus Deutschland durch das Land gereist seien. Der Zeuge wurde wieder freigelassen. Unterdessen meldete sich das flüchtige Paar per Videobotschaft.

Reiniger-Eglers Anwalt bestätigte am Mittwoch, dass sich das flüchtige Paar am Vortag über den Internetdienst Telegram mit einer Videobotschaft zu Wort gemeldet habe, in der sie Claras Mutter aufforderten, die Suche einzustellen. „Sie verlangen von unseren Mandanten, dass sie ihre Kinder aufgeben und zurücklassen“, sagte Rechtsanwalt Stephan Schultheiss. Seine Mandanten würden „ihre Kinder auf den Videos kaum wiedererkennen“. Claras Haare waren demnach kurzgeschnitten und gefärbt. „Sie schien sich nicht wohl zu fühlen“, sagte Schultheiss. Das habe ihre Mutter „sehr getroffen“.

Der Fahrzeugeigentümer namens Diego Martínez soll dem Deutschen Andreas Rainer Egler einen Lieferwagen vermietet haben. Egler, ein mutmaßlicher Gegner der Corona-Impfungen, war im November mit seiner zehnjährigen Tochter Clara nach Paraguay eingereist. Beide wurden dabei von Eglers neuen Ehefrau Anna Maria Egler und deren elfjährigen Tochter Lara Valentina begleitet. Die Erwachsenen hatten die Mädchen laut paraguayischer Staatsanwaltschaft ohne Zustimmung des jeweils anderen Elternteils in das südamerikanische Land mitgenommen.

„Der Verdächtige machte mehrere Widersprüche“, sagte Polizeikommissar Cristian Cáceres. „Zuerst sagte er, das Paar sei ihm von einem Verwandten vorgestellt worden, aber dann sagte er, es sei ein Kunde“. Martínez arbeitet nach eigenen Angaben als Automechaniker in der Stadt Villarrica südöstlich der Hauptstadt Asunción.

„Der Mann hat eine Menge Informationen gegeben“, sagte Staatsanwältin Carina Sánchez. „Es gab einige Probleme, die uns dazu zwangen, ihn zu verhaften, aber es war nur zu dem Zweck, dass er alle Informationen, die er über dieses Paar hat, zur Verfügung stellt.“ Martínez wurde schließlich am Nachmittag freigelassen.

„Wir sind überzeugt, dass die Mädchen und das Paar sich noch in Paraguay befinden“, sagte Mario Vallejos, Chef der Anti-Entführungseinheit der Polizei von Paraguay am Mittwoch. Er befürchte jedoch, dass sie in die Nachbarstaaten Argentinien oder Brasilien ausreisen könnten.

Der Fahrzeughalter Martínez stehe auch wegen einer „Banküberweisung an Dritte im Namen der Deutschen“ unter Verdacht. „Es gibt eine dritte Person, die den Eltern des Kindes hilft“, sagte Vallejos.

Die Mädchen wurden nach Angaben der paraguayischen Behörden zuletzt am 19. Januar gesehen. Es besteht der Verdacht, dass sie in einer Siedlung deutscher Impfgegner versteckt gehalten werden. Paraguay hat sich während der Corona-Pandemie zu einem Zielort für Deutsche entwickelt, welche die Corona-Auflagen in ihrem Heimatland strikt ablehnen.

Am Montag hatte sich die Mutter der verschwunden Clara, Anne Maja Reiniger-Egler, auf einer gemeinsamen Pressekonferenz mit Vertretern der paraguayischen Behörden an die Bevölkerung gewandt und verzweifelt um Hilfe bei der Suche nach ihrer Tochter Clara gebeten.

„Bitte haben Sie ein Herz für unsere Mädchen und helfen Sie uns bei unserer Suche“, sagte Reiniger-Egler auf Spanisch mit gebrochener Stimme. An ihren Ex-Mann Andreas Rainer Egler gerichtet sagte sie, er solle „diesem Alptraum ein Ende“ bereiten und Kontakt mit ihr aufnehmen.

Auch in Deutschland laufen Ermittlungen in dem Fall: Die Staatsanwaltschaft Essen wirft Andreas Rainer Egler und seiner derzeitigen Frau Kindesentziehung vor, wie eine Sprecherin sagte. Ermittelt werde wegen der Entführung beider Kinder, da die Mädchen ohne die Zustimmung des jeweils in Deutschland zurückgebliebenen Elternteils nach Paraguay gebracht worden seien.

(peng/AFP)
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