Justiz ermittelt Verletzte durch defekte S-Bahn

Justiz ermittelt · Die Kölner Staatsanwaltschaft ermittelt gegen 13 Mitarbeiter des Eisenbahn-Bundesamtes (EBA) wegen fahrlässiger Körperverletzung und fahrlässiger Gefährdung des Bahnverkehrs. Sie sollen Elektrotriebzüge der Baureihe 423 trotz einer fehlerhaften Türschließ-Automatik genehmigt haben.

"Wir haben Informationen zu 27 Fällen gesammelt, in denen Fahrgäste verletzt wurden", sagte Staatsanwalt Tino Seesko unserer Redaktion. "In Mönchengladbach erlitt eine 90-jährige Frau Risswunden, als sie beim Einsteigen von der Tür einklemmt wurde." Die Höchststrafe für fahrlässige Körperverletzung liegt bei drei Jahren Haft.

Das EBA wies die Vorwürfe zurück. Nachdem man auf die Unfallhäufung beim Typ ET 423 aufmerksam geworden sei, sei im Jahr 2004 zunächst der Schließdruck reduziert worden. Im August 2007 wurde die Bahn angewiesen, ein Lichtschrankengitter einzubauen.

Im Rheinland werden auf den Linien S 11, S 12 und S 13 derzeit insgesamt 63 Züge der betroffenen Baureihe eingesetzt. In den Wagen ist die Lichtschranke offenbar zu niedrig angebracht. "Oft wurden Fahrgäste beim Einsteigen im Fußbereich nicht erfasst", so Staatsanwalt Seesko. "Die Türen schlossen sich, und die Opfer wurden eingeklemmt." Sensoren, die das verhindern sollen, versagten vielfach.

Die Bahn entschied jetzt, die Türen bis auf Weiteres nicht mehr automatisch, sondern durch die Lokführer schließen zu lassen. Die Notlösung ist umstritten. EBA-Sprecher Yorck Schäling räumte ein: "Vor der Einführung der Automatik hat es immer wieder tödliche Unfälle beim Einsteigen gegeben, weil Lokführer unkonzentriert waren."

(RP)
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