Rheinberg Verdi will mehr Lohn bei Amazon Rheinberg

Rheinberg · Der Standort Leipzig vom Online-Versandhandel Amazon macht den Auftakt. Doch die Gewerkschaft sieht auch am Niederrhein Handlungsbedarf. In Rheinberg liegt der Stundenlohn für Einsteiger derzeit bei 9,95 Euro.

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Foto: dpa, Frank May

Das Ergebnis der Urabstimmung war klar: 97 Prozent der teilnehmenden Verdi-Mitglieder stimmten für Arbeitsniederlegungen am Amazon-Standort Leipzig, um den Konzern zu Tarifverhandlungen zu zwingen. Ihr Ziel: mehr Lohn. 10,66 Euro pro Stunde solle in Sachsen die Untergrenze sein.

Ein sattes Lohn-Plus wünscht sich Verdi auch für die Amazon-Belegschaft in Rheinberg. Dort liegt der Stundenlohn für Einsteiger derzeit bei 9,95 Euro; wer ein Jahr dabei ist, bekommt 11,31 Euro, ab zwei Jahren Betriebszugehörigkeit gibt es 11,62 Euro. Selbst das ist nach Einschätzung von Gewerkschaftssekretärin Sabine Busch deutlich zu wenig: "Nach dem Tarifvertrag für den Einzelhandel in Nordrhein-Westfalen müssten es mindesten 12,28 Euro sein", erläuterte Busch gestern gegenüber der Rheinischen Post.

Das Kernproblem: Obwohl sich Amazon selbst als Versandhandel bezeichne, wolle das Unternehmen seine Mitarbeiter nicht nach dem Einzelhandels-Tarifvertrag bezahlen sondern als Logistikunternehmen. Auch hierüber will die Gewerkschaft nun Klarheit schaffen.

Doch Verdi will in Rheinberg einen Schritt nach dem anderen gehen. Der erste war die Gründung eines Betriebsrates (RP berichtete). "Das Ziel wurde gerade mit großem Erfolg erreicht", so Sabine Busch. Nun will Verdi die gewerkschaftlichen Strukturen an dem neuen Standort ausbauen, der erst im Herbst 2011 in Betrieb gegangen ist.

Eine Urabstimmung oder gar ein Streik stünden deshalb in Rheinberg im Moment noch nicht auf der Agenda, sagt Sabine Busch. Letztlich werde es allerdings möglicherweise gar keine Alternative geben. Denn selbst wenn sich Amazon in Sachsen bewege, brächte das den "Amazonern" in Rheinberg nicht automatisch mehr Geld ins Portemonnaie. Sabine Busch: "Jeder Amazon-Standort ist eine eigene Gesellschaft — an jedem Standort muss die Gewerkschaft deshalb gesondert verhandeln." Dabei sind Zusammenlegungen denkbar. Busch: "Wir wollen die landesweit geltenden Tarifverträge durchsetzen." Und weil die Standorte Rheinberg sowie Werne in Nordrhein-Westfalen liegen, gebe es aus Verdi-Sicht eine gemeinsame Gesprächsgrundlage.

(RP/top)
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