So lief der Dienstag Warnstreik fordert von NRW-Bürgern viel Geduld

Düsseldorf · In vielen Städten von NRW hat die Gewerkschaft Verdi ab dem heutigen Dienstag zu Warnstreiks aufgerufen. In Städten wie Duisburg, Dortmund oder Mönchengladbach fahren keine Bahnen oder Busse. Probleme gab es am Morgen aber nur wenige.

Verdi-Warnstreik in Duisburg 2018: Ausfälle im Linienverkehr
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Warnstreik in Duisburg - Ausfälle im Linienverkehr

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Foto: Tim Harpers

In vielen Städten von NRW hat die Gewerkschaft Verdi ab dem heutigen Dienstag zu Warnstreiks aufgerufen. In Städten wie Duisburg, Dortmund oder Mönchengladbach fahren keine Bahnen oder Busse. Probleme gab es am Morgen vor allem auf der A40.

Schwerpunkt des Streiks am Dienstag ist das Ruhrgebiet. Die Arbeitsniederlegung betrifft nicht nur den öffentlichen Nahverkehr, sondern auch Kitas, die Müllabfuhr oder Bürgerämter.

"Es kommt vereinzelt vor, dass Menschen den Notruf anrufen, um zu fragen, wann der Bus fährt. Bislang verläuft es aber sehr ruhig, die Leute bereiten sich gut vor und bilden Fahrgemeinschaften", erklärte die Polizei in Duisburg am frühen Dienstagmorgen.

So läuft der Verdi-Warnstreik in NRW 2018
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So läuft der Warnstreik in NRW

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Foto: dpa, gfh

Die Duisburger selbst reagieren unterschiedlich auf den Streik. "Es ist natürlich ärgerlich, dass heute kaum etwas fährt", sagt zum Beispiel Simon Nickelmann, der am Morgen auf dem Weg zur Arbeit nach Moers war. "Aber Verständnis für den Streik habe ich schon. Heute muss jeder gucken, wo er bleibt. Außerdem ist es ja erstmal nur für einen Tag. Angelika Süßholz, Pendlerin aus Essen, ist grundsätzlich dafür, dass jeder streiken darf. "Aber wieso muss es immer zuerst die Pendler treffen? Da hätten die Verantwortlichen sich schon mal etwas anderes ausdenken können", sagt die 31-Jährige.

Thomas Keuer, Bezirksgeschäftsführer von Verdi Duisburg sagte: "Die Proteste haben sich am Morgen gut angelassen. Vor allem die Beteiligung der Erzieher ist höher als erwartet. Stadtweit haben über 300 Kollegen die Arbeit niedergelegt." Seinen Angaben zufolge liefen am Morgen zwei Prostestmärsche von Mitarbeitern der DVG, der Wirtschaftsbetriebe und der Stadtwerke mit mehreren 100 Teilnehmern. "Wir sind zufrieden und zuversichtlich, dass wir heute ein starkes Zeichen setzen können", sagte Keuer. Ab 10 Uhr findet dann die große Verdi-Kundgebung auf dem Duisburger Burgplatz statt.

Eine der Streikenden, Erzieherin Tanja Scheurenberg sagte unserer Redaktion: "Ich finde, dass unser Beruf mehr Wertschätzung verdient. Und diese Wertschätzung muss sich auch im Gehalt widerspiegeln. Dafür gehen wir heute auf die Straße."

Viele Arbeitsnehmer stiegen aufgrund des Streiks aufs Auto um, das führte mitunter zu Verkehrsbehinderungen. Besonders auf der A40 kam es in beiden Richtungen immer wieder zu Staus von bis zu 20 Kilometern und Verzögerungen von bis zu einer Stunde. Die Gesamtlänge aller Staus in Nordhein-Westfalen summierte sich nach einer Übersicht des WDR in der Spitze auf fast 400 Kilometer Länge. Auch das Wetter spielte eine Rolle.

Streik 2018: Keine Busse am Bahnhof in Mönchengladbach
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Streik: Keine Busse am Bahnhof in Mönchengladbach

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Foto: Sabine Kricke

Andere Arbeitnehmer versuchten, mit S-Bahnen oder dem Fahrrad ins Büro oder in den Betrieb zu kommen - oder auch mit dem Taxi. Die Taxen in Dortmund beförderten nach Unternehmensangaben ein Viertel bis ein Drittel mehr Fahrgäste als sonst. Die Züge der Deutschen Bahn und der S-Bahnen fuhren regulär.

Der Polizei in Krefeld waren am frühen Morgen keine Probleme aufgrund des Streiks bekannt, wie eine Sprecherin unserer Redaktion sagte. Ähnlich sah es laut Polizei am Morgen in Mönchengladbach aus.

In Mönchengladbach war die Innenstadt am Morgen so leer, wie lange nicht mehr. Der Busbahnhof war wie ausgestorben, kein einziger Bus fuhr im Stadtgebiet. Auch die Schulbusse bewegten sich weder am Morgen noch am Nachmittag. Eltern mussten selbst organisieren, wie ihre Kinder zur Schule kommen. Bei Familien mit Kindern im Kita-Alter war das wohl eine besondere Herausforderung: Insgesamt sechs Kitas blieben am Dienstag komplett geschlossen, in 22 weiteren städtischen Kindergärten wurden Notgruppen eingerichtet. Auch die städtisch betriebenen Bäder blieben geschlossen. Seit 10 Uhr haben sich auf dem Alter Markt einige Demonstranten versammelt.

So lief der Warnstreik von Verdi 2018 in Moers
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So lief der Warnstreik in Moers

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Foto: Christoph Reichwein

In Viersen sind keine städtischen Kitas geschlossen, der städtische Kindergarten an der Brabanter Straße sowie die Integrative Kita am Steinkreis laufen jedoch nur mit Notbetreuung. In der Stadtverwaltung fehlen einzelne Kollegen, es sei aber keine Abteilung unbesetzt, informiert Stadtsprecher Frank Schliffke.

Am Viersener Busbahnhof war es mittags deutlich leerer als an anderen Tagen. Während einige Wartende noch die Hoffnung hatten, dass ihr Bus noch kommen wird, haben sich andere bereits ein Taxi gerufen. Eine Frau stand bereits eine Stunde dort, um auf einen Bus zu warten. Ihr Problem: Die Linie stand auf der elektronischen Anzeige am Busbahnhof, der Bus kam aber nicht. "Hätte ich das früher gewusst, hätte ich eine Kollegin angerufen, die mich fährt", sagte sie.

In Essen war der Winterdienst am Dienstagmorgen laut Verdi durch den Warnstreik eingeschränkt. Am Essener Hauptbahnhof hatten sich viele Pendler auf den Warnstreik eingestellt. Sie hatten Fahrgemeinschaften zu ihrem Arbeitsplatz oder in die Schule organisiert. Andere gingen kürzere Strecken zu Fuß oder stiegen auf Taxis und Schnellbusse um, die nicht bestreikt wurden.

Etliche Betroffene zeigten Verständnis für den Streik. "Das passiert eigentlich zu wenig", sagte ein 25-Jähriger vor dem Bahnhof. "Wir sollten öfter mal streiken und den Arbeitgebern zeigen, dass wir auch nur Menschen sind, die mehr Geld brauchen." In Deutschland werde um Streiks immer so ein Aufsehen gemacht, erklärte ein 52-Jähriger. In Frankreich oder Italien lief das viel entspannter ab. Eine 49-Jährige hingegen kritisierte die Aktion: "Das ist nicht der richtige Weg - es trifft die Falschen."

Die kommunalen Arbeitgeber übten massive Kritik an der Warnstreikwelle. Der Präsident der Vereinigung der kommunalen Arbeitgeberverbände (VKA), Thomas Böhle, sagte unserer Redaktion: "Warnstreiks sind ein Ärgernis und völlig unverhältnismäßig." Denn sie belasteten vor allem die unbeteiligte Bevölkerung. "Diese scheinbar unvermeidlichen Rituale der Gewerkschaften sind darüber hinaus nicht zielführend, da sie die Verhandlungen weder beschleunigen noch in irgendeine Richtung steuern", so der VKA-Chef.

Der Warnstreik im Öffentlichen Dienst wird am Mittwoch fortgesetzt - unter anderem werden in Köln und Düsseldorf die KVB und die Rheinbahn bestreikt. Welche Städte noch streiken und wo es sonst zu Einschränkungen kommt, lesen Sie hier.

Verdi fordert im Tarifstreit zwischen Bund und Kommunen sechs Prozent mehr Geld für die rund 2,3 Millionen Beschäftigten und mindestens 200 Euro mehr pro Monat.

(das, skr, th)
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