Deutliche weniger Deutsche als sonst Massenansturm in Venlo am Tag der Deutschen Einheit bleibt aus

Aufatmen bei unseren niederländischen Nachbarn: Der befürchtete Massenandrang bleibt aus. Die Straßen in Venlo sind zwar nicht leer, aber auch nicht vollgedrängt mit Menschen wie sonst an einem Feiertag in Deutschland.

 Das mittlere der drei Banner über einer Fußgängerstraße in der Innenstadt von Venlo fordert die Fußgänger auf, sich zur Eindämmung der Corona-Pandemie jeweils nur in einer Richtung zu bewegen.

Das mittlere der drei Banner über einer Fußgängerstraße in der Innenstadt von Venlo fordert die Fußgänger auf, sich zur Eindämmung der Corona-Pandemie jeweils nur in einer Richtung zu bewegen.

Foto: dpa/David Young

Vor kurzem noch appellierte Venlos Bürgermeister Antoin Scholten an die deutsche Bevölkerung, sie sollten bitte an diesem Samstag nicht nach Venlo kommen. Denn die Zahlen sind besorgniserregend und da der Tag der deutschen Einheit dieses Jahr auf einen Samstag fällt, war die Sorge vor dem großen Ansturm groß. Die Warnung scheint bei den meisten angekommen zu sein. Das bringt allerdings nicht bei jedem gute Stimmung. Vor allem die Markthändler berichten von starken Umsatzeinbußen. „Der beste Tag des Jahres ist der schlechteste geworden“, so Carla Hermans, die den Marktstand „De lekkerste Kaasspecialiteiten Ozze Witte“ betreibt. „Hier halten sich alle an die Regeln und halten Abstand.“, so Hermans.

Auffällig ist, dass deutlich mehr Security zu sehen ist. In Venlo gibt es ein Einbahnstraßen-Prinzip. Wer nicht auf der richtigen Straßenseite geht, wird freundlich ermahnt. Das Tragen einer Maske wird von den Leuten ganz unterschiedlich umgesetzt. In den Geschäften sieht man wenige Leute mit Mund-Nasen-Schutz, manche tragen allerdings eine Mund-Nasen-Bedeckung auch schon auf der Straße, einige wiederum gar nicht.

City Manager Marcel Tabbers bestätigt, dass sogar noch weniger Deutsche als sonst nach Venlo gekommen sind: „Es war viel ruhiger. Einige Maßnahmen, die geplant waren, mussten gar nicht umgesetzt werden.“ Zum Beispiel wurde damit gedroht, Einkaufszentren zu schließen. Einen Teil kann auch das Wetter zu diesem Ergebnis beigetragen haben. Es bleibt grau und regnerisch an diesem Samstag.

Einige Deutsche haben sich trotz der Warnung allerdings nicht von ihrer Einkaufslust abhalten lassen. Dabei gibt es nicht nur Besucher aus den angrenzenden deutschen Städten, sondern aus ganz Deutschland. Das häufigste Argument ist, dass man genauso Angst in Deutschland haben könnte. So auch Sonja van der Kooi aus Siegen. Sie ist ursprünglich aus den Niederlanden und weiß deshalb, wie voll es normalerweise an deutschen Feiertagen in Venlo ist. „Ich habe es schlimmer erwartet. Es ist nicht voller als an einem normalen Wochenende.“

Dann gibt es auch Fälle, bei denen Familien das Wochenende schon seit längerer Zeit in Venlo gebucht haben und es jetzt einfach stornieren wollten. Frau Götze aus Niederkassel ist der Meinung, dass das Risiko sich anzustecken, überall gegeben sei. Trotzdem fühle sie sich nicht ganz so sicher wie in Deutschland: „Nach den ganzen Warnungen und Einstufungen zum Risikogebiet in den Niederlanden hat man schon größere Angst bekommen.“Andere dagegen behaupten, gar nichts von dem Appell mitbekommen zu haben. Familie Liebler, mit zwei Kindern und Hund aus Koblenz angereist, ist das erste Mal in Venlo. Von der Warnung haben sie nicht gehört. Die Parkplatzsituation sei zwar nicht einfach gewesen, aber sie hätten nicht das Gefühl, dass es besonders voll sei.

Straßenmusiker Hans Rutjes aus den Niederlanden beschreibt die Situation folgendermaßen: „Das Virus kennt keine Grenzen.“ Die Verantwortung bei der Sache liege bei den Menschen und ihrem Verhalten. Anscheinend hat die Ansprache des Bürgermeisters also wirklich einige Deutsche davon abgehalten, Venlo am Tag der Deutschen Einheit zu besuchen. Die Zahlen steigen derweil trotzdem stetig an.

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