Rettungshubschrauber kapert Rettungswagen „Weißt du was? Wir nehmen den RTW“

Velbert · In Velbert wurde am Mittwoch ein Rettungswagen von einem Hubschrauber ausgebremst. Der Helikopter hatte einen Patienten an Bord, der dringend Hilfe benötigte. Wir haben mit dem Piloten Holger Hoven über den Einsatz gesprochen.

 Holger Hoven ist Pilot bei der ADAC-Luftrettung Christoph 8 in Lünen.

Holger Hoven ist Pilot bei der ADAC-Luftrettung Christoph 8 in Lünen.

Foto: RPO/Feuerwehr Velbert / Privat

Die Besatzung eines Rettungswagens in Velbert brauchte ein paar Minuten, um zu begreifen, woher der ohrenbetäubende Lärm kam. „Sie dachten erst, es sei etwas an ihrem Fahrzeug kaputt“, sagt Holger Hoven. Doch den knatternden Lärm verursachten die Rotoren des Rettungshubschraubers Christoph 8, mit dem Hoven direkt über dem RTW flog.

Hoven ist Pilot bei der Luftrettung des ADAC und Stationsleiter in Lünen. Eigentlich wird er von Rettungskräften angefordert – am Mittwoch war es umgekehrt. Hoven, ein Rettungssanitäter und eine Notärztin waren eigentlich mit einem Patienten aus Dortmund auf dem Weg ins Uni-Klinikum nach Aachen, als es dem Patienten plötzlich schlechter ging, wie Hoven erzählt. „Unser Flug war sehr unruhig, weil es ziemlich windig war“, sagt er. Hoven hielt über dem Windrather Tal nach einem Landeplatz Ausschau. „Die Ärztin brauchte zum Intubieren des Patienten einen ruhigen Platz, es war zu turbulent in der Luft.“ Etwa drei Kilometer entfernt habe er dann einen Rettungswagen erblickt. „Ich habe zur Ärztin gesagt: Weißt du was? Wir nehmen den RTW. Da ist es warm und wir haben ordentlich Licht“, sagt Hoven.

Der Rettungswagen war gerade leer auf dem Rückweg von einem Einsatz und ohne Blaulicht unterwegs. „Sonst hätten wir den nicht kapern können“, sagt Hoven.

 Im Windrather Tal bei Velbert landete der Hubschrauber vor dem Rettungswagen. 

Im Windrather Tal bei Velbert landete der Hubschrauber vor dem Rettungswagen. 

Foto: RPO/Feuerwehr Velbert / Privat

Über Funk konnte der Pilot keinen Kontakt zur Besatzung aufnehmen. „Wir können zwar mit allen Leitstellen kommunizieren, aber der Rettungsdienst funkt auf einem anderen Kanal.“ Also blieb ihm nur die etwas überfallartige Kontaktaufnahme. Der Pilot setzte sich mit dem Hubschrauber dicht über den RTW, zog darüber hinweg und landete etwa 100 Meter vor dem Wagen auf der Landstraße. „Die Kollegen haben dann auch gleich verstanden, was wir wollen.“

Der Patient wurde im Rettungswagen versorgt und zurück in den Helikopter gebracht. „Als sein Kreislauf stabil war, haben wir ihn dann wie geplant nach Aachen gebracht“, sagt Hoven.

Der 57-Jährige arbeitet seit 25 Jahren bei der Luftrettung. „Wir müssen immer wieder schnelle Entscheidungen treffen“, sagt er. „Am Mittwoch war klar, wir müssen in ein, zwei Minuten unten sein mit dem Mann. Das muss in dem Moment dann vorwärtsgehen und ein Flug ins nächste Krankenhaus hätte zu lang gedauert.“

Einen Einsatz wie diesen habe er aber noch nicht gehabt. „Die Polizei dachte, ich mach eine Notlandung, die hat dann die Straße abgesperrt.“

Auch für die Rettungswagenbesatzung war der Einsatz „alles andere als alltäglich“, wie Reinhard Lüdeke von der Feuerwehr Velbert sagt. Holger Hoven war am Donnerstag wieder in der Luftrettungsstation am St.-Marien-Hospital in Lünen und bereit für den nächsten Einsatz. Wenn er alarmiert wird, braucht er mit seiner Crew nur zwei Minuten, um mit dem Hubschrauber aufzubrechen.

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