Schäden erwartet Meteorologen warnen vor Orkantiefs – Schule fällt aus

Düsseldorf · Angesichts des heraufziehenden Sturms fällt in NRW am Donnerstag landesweit der Unterricht aus. Die höchsten Windgeschwindigkeiten sollen aber bereits nachts erreicht werden. Von Freitag auf Samstag könnten die Böen noch an Intensität zunehmen.

Unwetter und Sturm: So bereitet sich NRW auf den Sturm vor
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So bereitet sich NRW auf Sturm und Unwetter vor

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Foto: dpa/Oliver Berg

In einer Sache sind sich die Meteorologen einig: Es ziehen zwei Orkantiefs über Deutschland hinweg und treffen dabei auch Nordrhein-Westfalen. „Die Wahrscheinlichkeit dafür liegt bei 98 Prozent“, sagt Extremwetter-Experte Frank Böttcher, „nur die Dimensionierung ist noch offen.“ Der Meteorologe geht aber von einem Orkan mit „ordentlichem Potenzial“ aus. Vorsorglich hat Schulministerin Yvonne Gebauer (FDP) am Mittwoch angeordnet, dass am Donnerstag landesweit an allen Schulen der Unterricht ausfällt. Die Entscheidung sei nach Rücksprache mit dem Deutschen Wetterdienst gefallen. Sie wolle nicht, dass Schüler „im Auge des Sturms“ die Schulen aufsuchen. Familienminister Joachim Stamp (FDP) bat Eltern von Kita-Kindern, sie sollten ihren Nachwuchs „morgen bitte zu Hause betreuen“. Für Schüler, die die Nachricht nicht erreicht hat, gibt es eine Betreuung.

 Der Sturm wird NRW in zwei Schüben treffen, wobei die höchsten Windstärken wohl jeweils während der Nacht erreicht werden. Das erste Orkantief erreicht Deutschland am Mittwochabend, ab 22 Uhr gilt in den Regionen rund um Münster, Paderborn und Bielefeld eine amtliche Unwetterwarnung vor orkanartigen Böen. Auch tagsüber muss am Donnerstag verbreitet mit schweren Sturmböen bis 100 km/h gerechnet werden. Bevorzugt an der Kaltfront, die von Nordwest nach Südost über Deutschland hinwegzieht sowie in den mitunter gewittrigen Schauern dahinter sind laut Deutschem Wetterdienst sogar einzelne orkanartige Böen und Orkanböen bis 120 km/h wahrscheinlich. Gebietsweise, etwa im Bergischen Land, soll es dazu noch stark regnen. Im Laufe des Donnerstags flaut der Wind dann wieder ab, vor allem ab dem Mittag.

 Noch heftiger allerdings könnte das zweite Orkantief in der Nacht von Freitag auf Samstag ausfallen. Böen mit Geschwindigkeiten von bis zu 140 km/h im Flachland seien möglich. Das wäre laut Böttcher vergleichbar mit Sturm „Lothar“, der im Dezember 1999 in Frankreich, der Schweiz und Deutschland große Schäden anrichtete. Allerdings ist die Vorhersage noch mit Unsicherheiten behaftet. Die Wettermodelle würden bislang große Unterschiede bei der Zugbahn des Tiefs berechnen. Es handele sich bei dem Sturmfeld laut DWD um einen sogenannten Schnellläufer, also ein kleinräumiges, sich sehr schnell mit der Höhenströmung fortbewegendes Tief, dessen Vorhersage traditionell unsicherer sei als die eines großen Orkantiefs. Klar ist nur, dass der Sturm Freitagnacht über Deutschland hinwegzieht. Im Laufe des Donnerstags soll es dazu präzisere Vorhersagen geben.

 Mit den hohen Windgeschwindigkeiten einher geht ein hohes Schadenspotenzial. Weil die Böen sehr plötzlich auftreten, können größere Bäume entwurzelt, Dächer beschädigt und Gegenstände umhergewirbelt werden. „Alles, was man vor seinem Haus und in seinem Garten mit einem Tritt in Bewegung versetzen kann, wird von diesen Stürmen verfrachtet“, warnt Böttcher. Blumentöpfe oder Mülltonnen beispielsweise sollten also gut verstaut werden. Auf den Straßen und Schienen rüsten sich die Betriebe für den Sturm. Behinderungen im Straßen- und Schienenverkehr sind laut DWD möglich. „Die Deutsche Bahn beobachtet die aktuelle Wetterentwicklung und bereitet sich auf diese vor“, teilte ein Sprecher der Deutschen Bahn mit. „Mitarbeitende und Einsatzfahrzeuge werden in Bereitschaft versetzt, um eventuelle Sturmschäden schnell beseitigen zu können.“

 Auch in anderen Einrichtungen wurden bereits Vorkehrungen getroffen. So bleibt der Zoo in Wuppertal am Donnerstag vorsorglich geschlossen. Eine Tochterfirma von Thyssenkrupp verschiebt ihre geplante Grundsteinlegung für den neuen Firmensitz in Bochum wegen des drohenden Unwetters um rund eine Woche. In Düsseldorf sollen Teile der mit Gas betriebenen Beleuchtung bis Freitag eingeschaltet bleiben, wie die Netzgesellschaft Düsseldorf auf Twitter mitteilte. „So soll verhindert werden, dass die glimmenden Zündglühstrümpfe ausgeweht werden. Bitte passt auf euch auf“, schrieb das Unternehmen. Kräftiger Wind kann dafür sorgen, dass die glimmenden Zündglühstrümpfe der Gaslaternen ausgeblasen werden – dann wird es dunkel.

 Im Wald lauern während eines Unwetters ebenfalls Gefahren. Wald und Holz NRW warnt deshalb davor, Wälder „vor, während und nach dem Sturm“ zu betreten. Durch die lange Regenperiode der letzten Wochen könnten Waldböden aufgeweicht sein und Wurzeln weniger Halt im Boden haben. Zahlreiche Bäume seien zudem durch die vergangenen Dürrejahre und den Borkenkäferbefall geschädigt. „Daher ist – noch häufiger als sonst – mit herausbrechenden Ästen und umstürzenden Bäumen zu rechnen“, schreibt der Landesbetrieb. „Die Gefahr bleibt auch nach dem Sturm bestehen!“ Wetterexperte Böttcher rät dazu, auch mit dem Auto nicht auf Landstraßen durch die Wälder zu fahren. Die Gefahr vor umstürzenden Bäumen sei einfach zu groß.

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Foto: dpa/Bernd März
Mitarbeiter des Doms in Köln stellen Warnschilder mit der Aufschrift "Vorsicht Steinschlag" auf der Domplatte auf, um bei Sturm vor herabfallenden Steinen zu warnen.

Mitarbeiter des Doms in Köln stellen Warnschilder mit der Aufschrift "Vorsicht Steinschlag" auf der Domplatte auf, um bei Sturm vor herabfallenden Steinen zu warnen.

Foto: dpa/Oliver Berg

 Auch der ARD-Wettermoderator und Meteorologe Sven Plöger mahnt zu maßvollem Verhalten angesichts der heiklen Wetterlage. „Wichtig ist, dass wir vor diesen Ereignissen Respekt, aber keine Angst haben“, sagte Plöger. Das bedeute laut Böttcher auch, sich nicht bewusst in Gefahr zu begeben. „Also: Bitte nicht auf einen Berg steigen, um sich dort in den Wind zu legen.“

(mit dpa)
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