Millionenschäden durch Unwetter Tornado richtet „massive Zerstörungen“ in Paderborn an – mehr als 40 Verletzte

Paderborn/Lippstadt · Bei dem schweren Unwetter mit drei Tornados in NRW hat in Paderborn 13 Schwerverletzte gegeben – darunter eine Schwerstverletzte. Insgesamt seien es 43 Verletzte. Jetzt laufen in Paderborn und Lippstadt umfangreiche Aufräumarbeiten.

Mutmaßlicher Tornado in NRW - Große Schäden in Paderborn und Lippstadt
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Tornado in NRW – große Schäden in Paderborn und Lippstadt

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Foto: AFP/INA FASSBENDER

Gewitter, Starkregen, Orkanböen, Tornados: Unwetter haben in Teilen Deutschlands schwere Schäden verursacht. Betroffen war vor allem das bevölkerungsreichste Bundesland Nordrhein-Westfalen. Allein in Paderborn wurden laut Polizei 43 Menschen verletzt. 13 von ihnen schwer und eine Schwerstverletzte, wie die Stadt Paderborn am Samstagmittag mitteilt. Der leitende Polizeidirektor Ulrich Ettler ergänzte, dass die schwerstverletzte Frau lebensgefährliche Verletzungen erlitten habe. Sie werde in einem Bielefelder Krankenhaus behandelt und sei noch in der Nacht operiert worden. „Es geht ihr etwas besser, aber sie schwebt noch in Lebensgefahr“, sagte Ettler.

Der Deutsche Wetterdienst bestätigte drei Tornados. Demnach traten in Paderborn, Lippstadt und in Lütmarsen, einem Ortsteil der Stadt Höxter, diese eindrucksvollen Wirbelstürme auf, bei denen aus einer Gewitterwolke ein rüsselartiger Wolkenschlauch bis in Bodennähe reicht. Es habe darüber hinaus noch weitere Tornado-Verdachtsmeldungen für Ratingen bei Düsseldorf und aus dem Sauerland gegeben, die aber noch weiter geprüft werden müssten.

Die drei bestätigten Tornados hätten sich in Zusammenhang mit besonders kräftigen Gewittern gebildet, erläuterte ein DWD-Sprecher. Sie seien kleinräumig aufgetreten. Zu den Windgeschwindigkeiten machte er noch keine Angaben. Es habe auch Niederschläge von teilweise 30 bis 40 Liter pro Quadratmeter in kurzer Zeit während der Unwetter am Freitagnachmittag und -abend gegeben. Die Gewitter seien aber relativ schnell durchgezogen. An manchen Stellen ist nach Auskunft des DWD auch Hagel während der Unwetter niedergegangen.

Der Tornado hat in Paderborn nach Schilderung von Bürgermeister Michael Dreier (CDU) mit enormer Kraft in mehreren Stadtteilen massive Zerstörungen angerichtet. Der Tornado verursachte nach Angaben der Behörden am Freitag in einem Korridor von West nach Ost, der ungefähr 300 Meter breit ist und sich über fünf Kilometer Länge mitten durch die Stadt zieht, erhebliche Zerstörungen.

Tornado in Lippstadt und Padeborn NRW: Aufräumarbeiten laufen
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Aufräumarbeiten nach Tornado in Lippstadt und Paderborn

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Foto: dpa/David Inderlied

„Im Riemeke-Park sind sprichwörtlich die Bäume umgeknickt wie Streichhölzer. Es sind unzählige Dächer komplett mit den Pfannen entdacht worden. Es sind viele Scheiben eingeschlagen worden durch den Wind“, sagte Dreier am Samstag in einer Pressekonferenz. Auf einen Bus seien Bäume gestürzt, dabei sei glücklicherweise kein Mensch schwer verletzt worden. Der Tornado habe rund um das Quellgebiet der Pader unzählige Dächer und Scheiben zerstört, Wohnungen unbewohnbar gemacht. „Es ist ein unvorstellbares Bild gewesen und ist es nach wie vor“, betonte er.

Es stünden umfangreiche Aufräumarbeiten an, sagte der Polizeisprecher in Paderborn. Lose Dachziegel, umgestürzte Baugerüste und Äste, die in Fenster gekracht seien, beschrieb der Polizeisprecher die Schäden vom Freitagabend. Auch in Lippstadt habe der Tornado schwere Schäden angerichtet. Es gebe zerstörte Dächer und umgestürzte Bäume im gesamten Stadtgebiet. In Paderborn war die Rede von Millionenschäden, etwa in einem Gewerbegebiet.

Nach dem Unwetter schaufelten geschockte Mieter in Paderborn am Abend Ziegel ihrer zerstörten Dächer in Mülltonnen. In einem Gewerbegebiet seien Dächer von Hallen abgerissen worden und Bleche und Dämmung kilometerweit geflogen, berichtete die Polizei.

Im 35 Kilometer entfernten Lippstadt zerstörte ein nach Feuerwehrangaben mutmaßlicher Tornado ebenfalls zahlreiche Dächer im gesamten Stadtgebiet, wie ein Feuerwehrsprecher mitteilte. Dort waren zunächst keine Verletzten bekannt. Herabfallende Dachziegel oder Äste seien aber auch nach dem Unwetter brandgefährlich, warnte der Kreis Soest. Menschen sollten sich nicht im Freien aufhalten und das Autofahren vermeiden. Der Kreis rief eine Großeinsatzlage aus.

In beiden Städten platzten Fensterscheiben, Autos wurden durch herabfallende Äste zerstört. Teils seien die Bäume schon am Stamm umgeknickt, berichtete die Gemeinde Altenbeken bei Paderborn - wie von der Hand eines Riesen getroffen. Im Lippstadter Ortsteil Hellinghausen stürzte durch den Sturm die Spitze der St. Clemenskirche zu Boden und wurde zerstört. Rund 400 Kräfte waren im gesamten Stadtgebiet am Freitagabend im Einsatz. In Paderborn fiel eine Dachlatte von einem Dach und bohrte sich in die Windschutzscheibe eines geparkten Autos. Wegen Ästen und Bäumen auf den Gleisen musste die Bahnstrecke zwischen Paderborn und Altenbeken gesperrt werden. Betroffen seien der Regional- und Fernverkehr, Züge würden umgeleitet, sagte ein Bahnsprecher. Wegen des Unwetters war am Freitag auch in anderen Teilen von NRW der Zugverkehr beeinträchtigt. Hilfsorganisationen sowie Drohnen seien in Lippstadt im Einsatz, teilte der Kreis Soest mit. Es gebe noch „unzählige“ offene Einsatzstellen im Stadtgebiet.

Für die Region hatte der Deutsche Wetterdienst (DWD) zeitweise die höchste Unwetterwarnstufe 4 ausgegeben - „extreme Gewitter“ mit Hagelschlag, heftigem Starkregen oder extremen Orkanböen. Es seien mehrere Meldungen über Tornados eingegangen, sagte ein DWD-Sprecher. Diese Meldungen müssten aber noch überprüft werden.

(boot/dpa)
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