Lage nach wie vor sehr ernst Mindestens zwölf Tote in NRW und Rheinland-Pfalz nach Hochwasser

Düsseldorf/Hagen · Im Zusammenhang mit den schweren Unwettern sind in Rheinland-Pfalz und Nordrhein-Westfalen mindestens neun Menschen ums Leben gekommen. Im Eifel-Ort Schuld steigt die Zahl der Vermissten auf knapp 70 an. Ministerpräsident Laschet sagte seine Termin ab und nach Hagen.

Wetter NRW: Überschwemmung in Erkrath, Hagen, Pulheim, Köln, Düsseldorf
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Starkregen in NRW – Straßen überschwemmt, Rhein tritt über die Ufer

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Foto: dpa/Dieter Menne

Heftiger Regen sorgte auch über Nacht in vielen Teilen Nordrhein-Westfalens und in Rheinland-Pfalz sowie im Saarland  für Überschwemmungen, Hochwasser und Stromausfälle.

Im besonders betroffenen Ort Schuld im Landkreis Ahrweiler in der Eifel starben fünf Menschen, wie die Polizei in Koblenz am Donnerstagmittag erklärte. In Nordrhein-Westfalen kamen zwei Feuerwehrmänner im Einsatz in Altena und Werdohl ums Leben. In Köln starben zwei Menschen in ihren mit Wasser vollgelaufenen Kellern.

In Solingen und im Kreis Unna starben zwei Männer in überfluteten Kellern, ein weiterer Todesfall wurde aus Rheinbach gemeldet. In Solingen stürzte nach Polizeiangaben ein 82-Jähriger und geriet mit dem Kopf unter Wasser. Der Rentner sei später im Krankenhaus gestorben. Im Kreis Unna starb ein 77-Jähriger ebenfalls im unter Wasser stehenden Keller seines Wohnhauses. Auch in Rheinbach gab es laut Kölner Polizei einen Todesfall im Zusammenhang mit der Unwetterlage. Die Polizei in Bonn übernahm die Ermittlungen.

Der extreme Dauerregen ließ zwar in der Nacht nach. Eine Entwarnung ist jedoch noch nicht in Sicht, in vielen Gegenden beginnen die schweren Aufräumarbeiten. Nordrhein-Westfalens Ministerpräsident Armin Laschet (CDU) will  die von Überflutungen besonders betroffene Ruhrgebietsstadt Hagen besuchen.

Im besonders betroffenen Ort Schuld im Landkreis Ahrweiler in der Eifel starben mindestens vier Menschen, wie die Polizei in Koblenz am Donnerstagmorgen erklärte. In Nordrhein-Westfalen kamen zwei Feuerwehrmänner im Einsatz in Altena und Werdohl ums Leben.

In Solingen und im Kreis Unna starben zwei Männer in überfluteten Kellern, ein weiterer Todesfall wurde aus Rheinbach gemeldet. In Solingen stürzte nach Polizeiangaben ein 82-Jähriger und geriet mit dem Kopf unter Wasser. Der Rentner sei später im Krankenhaus gestorben. Im Kreis Unna starb ein 77-Jähriger ebenfalls im unter Wasser stehenden Keller seines Wohnhauses. Auch in Rheinbach gab es laut Kölner Polizei einen Todesfall im Zusammenhang mit der Unwetterlage. Die Polizei in Bonn übernahm die Ermittlungen.

In Rheinland-Pfalz sollen im Kreis Vulkaneifel und in der Ortsgemeinde Kordel im Landkreis Trier-Saarburg die Schulen geschlossen bleiben.

Tief „Bernd“ bestimmt mit feuchtwarmen Luftmassen weiter das Wetter in Deutschland. Dem DWD zufolge bleibt es in den nächsten Tagen wechselhaft mit Schauern und Gewittern, teils mit heftigem Starkregen, der bereits am Mittwoch dramatische Situationen verursacht hatte: Es kam zu Erdrutschen, Straßen wurden überspült, Keller liefen voll und der Bahn- und Straßenverkehr war gestört.

Nur zwei Stunden nachdem in Altena im Sauerland ein 46 Jahre alter Feuerwehrmann ums Leben kam, kollabierte ein 52-jähriger Feuerwehrmann bei einem Einsatz im Bereich des Kraftwerks Werdohl-Elverlingsen. Er sei am Mittwochabend trotz Reanimations- und Hilfsmaßnahmen gestorben, teilte die Polizei mit. Die Polizei gehe von einem gesundheitlichen Notfall aus. In Altena waren - wie in vielen anderen Orten - Keller und Straßen überflutet. Der über die Ufer getretene Fluss Lenne verschärfte dort die Situation zusätzlich. Das Wasser lief in die Innenstadt. Altena war am Nachmittag  der Polizei zufolge „so gut wie nicht erreichbar“.

In Hückeswagen im Oberbergischen Kreis lief aufgrund der heftigen Regenfälle die Bevertalsperre über. Das Wasser liefe aktuell unkontrolliert über den Rand der Staumauer, teilte ein Sprecher der Leitstelle am frühen Donnerstagmorgen mit. Mehr als 1.000 Menschen mussten in der Region ihre Häuser verlassen. Nach enormen Regenfällen befürchteten die Behörden im Bergischen Land einen unkontrollierten Überlauf der Wupper-Talsperre bei Radevormwald. Einsatzkräfte der Feuerwehr können das Wasser nach Angaben eines Sprechers der Leitstelle Oberbergischer Kreis mittlerweile jedoch kontrolliert ablaufen lassen. Die Anwohner der Wupper in Radevormwald waren bereits seit dem späten Abend aufgefordert worden, ihre Wohnungen sicherheitshalber zu verlassen. Lautsprecherdurchsagen klärten die Bevölkerung über die Situation auf. Für Betroffene wurde eine Betreuungsstelle in einer Grundschule in Radevormwald eingerichtet.

Im Rhein-Sieg-Kreis wurde die Steinbachtalsperre in der Nacht zu einer extremen Gefahrenzone erklärt. Die Polizei Bonn die Ortsteile Swisttal-Odendorf, Essig, Ludendorf und Miel räumen. Alle Anwohnerinnen und Anwohner der betroffenen Ortsteile wurden aufgerufen, sich aus dem Gebiet zur Sporthalle der Georg-von-Böselager Sekundarschule, Höhenring 101 in Swisttal-Heimerzheim begeben. Einsatzkräfte von Feuerwehr und Rettungsdienst unterstützten die Räumung.

Mehrere Häuser sowie ein Tierheim wurden am frühen Morgen in Solingen-Unterburg aufgrund des Hochwassers evakuiert. Der Wasserzufluss bleibe derzeit unvermindert hoch, teilte ein Sprecher des Polizeipräsidiums Wuppertal mit. Demnach werde das Wasser momentan von Einsatzkräften der Feuerwehr abgelassen, was sich auf das Stadtgebiet auswirkt. Die Bewohner konnten in Notunterkünften und teilweise bei Bekannten untergebracht werden.

In Wuppertal sorgten heftige Regenfälle zu einem Anstieg der Wupper und so für überflutete Straßen. Wie ein Sprecher der Polizei am frühen Donnerstagmorgen mitteilte, wurden einige Straßen auf der Talachse entlang der Wupper gesperrt. Anwohner wurden demnach aufgefordert, sich nicht in Kellergeschossen aufzuhalten, sondern sich in höher gelegene Wohnungen zu begeben. Trotz der angekündigten Flutwelle sei die Unwetterlage in der Stadt aber noch überschaubar, teilte der Sprecher weiter mit. Die Feuerwehr wies auf Twitter vorzeitig darauf hin, den Trinkwasserverbrauch vorsorglich einzuschränken. Durch einen Stromausfall sei auch die Wasserversorgung betroffen.

Auch in Grevenbroich hat die Feuerwehr am Mittwochabend etliche Einsätze gefahren. Schwerpunkte waren der Behörde zufolge zunächst die Ortsteile Langwaden, Frimmersdorf und die Südstadt. Dort, aber auch in anderen Stadtteilen hatten Anwohner sowohl überflutete Straßen als auch vollgelaufene Keller gemeldet. In Langwaden brachten Helfer Pferde von einer teils überfluteten Weide in Sicherheit, in Neurath musste die Frimmersdorfer Straße nach Überflutung gesperrt werden. An der Gürather Straße in Neurath blockierte ein Baum die Straße. In Frimmersdorf kam es In der Laag zu großflächigen Überflutungen.

Auch in Leverkusen ist die Feuerwehr aufgrund des Starrkregens im Dauereinsatz. Straßen stehen unter Wasser, Keller laufen voll. Es gibt es viele größere Einsätze im gesamten Stadtgebiet. Längst sind die komplette Leverkusener Berufsfeuerwehr und alle freiwilligen Kräfte ausgerückt. Ein Krisenstab nahm die Arbeit auf. Ein Bürgertelefon wurde geschaltet. Das Klinikum Leverkusen musste aufgrund eines massiven Stromausfalls schritt- und zunächst teilweise evakuiert werden. Hierbei handelt es sich nach Angaben von Kliniksprecherin Sandra Samper um eine Vorsichtsmaßnahme, weil die Notstromversorgung und die restliche Normalversorgung durch das Unwetter bedroht seien.

 In Langwaden brachten Helfer Pferde von einer teils überfluteten Weide in Sicherheit, in Neurath musste die Frimmersdorfer Straße nach Überflutung gesperrt werden. An der Gürather Straße in Neurath blockierte ein Baum die Straße. In Frimmersdorf kam es In der Laag zu großflächigen Überflutungen. In Kapellen liefen an der Stormstraße mehrere Keller voll.

Die Deutsche Bahn riet allen Bahnreisenden, Nordrhein-Westfalen weiträumig zu umfahren. „Bitte verschieben Sie Reisen von und nach NRW nach Möglichkeit auf die kommenden Tage“, hieß es in einer Mitteilung. Am Mittwoch war auf zahlreichen Bahnlinien der Betrieb eingestellt worden. Die Bahn berichtete unter anderem von Verspätungen und Ausfällen von Zügen zwischen Köln und Düsseldorf sowie zwischen Köln und Wuppertal. Die Strecken zwischen Köln und Koblenz waren auf beiden Seiten des Rheins nicht befahrbar. ICE-Züge zwischen Frankfurt und Brüssel fuhren nur zwischen Frankfurt und Köln.

In Rheinland-Pfalz rief der Kreis Vulkaneifel nach starken Regenfällen und Überschwemmungen den Katastrophenfall aus. „Die Lage ist sehr ernst, wir haben viele überschwemmte Straßen und Ortschaften, die nicht mehr erreichbar sind“, sagte Landrätin Julia Gieseking am Mittwochabend in Daun. Die Schulen im Kreis sollen am Donnerstag geschlossen bleiben. „Ich appelliere an die Bevölkerung, dass alle zuhause bleiben und sich schützen vor den Wassermassen“, sagte Gieseking.

(th/juju/bsch/dpa)
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