Gewitter und Blitzschlag in NRW Zwei Tote nach Unwettern in Münster
Düsseldorf · Wiederhat es über Nordrhein-Westfalen geblitzt und geschüttet. Vor allem im Gebiet um Münster gab es Montagabend vielerorts Überschwemmungen. Dort starben zwei Menschen durch das Unwetter. Für Dienstag gibt es neue Warnungen.
Nach dem heftigen Unwetter über Teilen Nordrhein-Westfalens am Montagabend sind Feuerwehr und Polizei weiterhin im Einsatz. Betroffen ist vor allem die Region um Münster, wo auch am Dienstagmorgen noch Straßen unter Wasser standen. In einem Umkreis von 30 Kilometern fielen nach Angaben des Deutschen Wetterdienstes in Essen 100 bis 150 Liter Regen pro Quadratmeter. Das ist umgerechnet etwa eine Badewanne voll.
In Münster ertrank ein 76-jähriger Mann in seinem überfluteten Keller. "Er wollte wohl nach dem Rechten sehen", berichtet der Leiter der Feuerwehr, Benno Fritzen. Plötzlich bricht die Scheibe eines Kellerfensters. In kurzer Zeit wird der Keller bis fast unter die Decke überflutet. Der 76-Jährige kann sich nicht retten. Feuerwehr-Taucher können den Mann nur noch tot bergen.
Am Mittag wurde bekannt, dass es noch ein zweites Todesopfer gibt: An der Hagelbachstiege in Nienberge ist ein Mann in seinem Auto ertrunken. Offenbar war der Mann von der Fahrbahn abgekommen und in den Hagelbach geraten. Das Wasser habe das Fahrzeug mitgerissen, der Mann konnte dem Auto nicht entkommen, berichtet die Polizei. Mitarbeiter der Autobahnmeisterei hätten das Fahrzeug mit dem Toten am Dienstag jenseits einer parallel zur A1 verlaufenden Straße kurz vor dem Kreuz Münster Nord entdeckt. Die Identität des Toten ist noch ungeklärt. Eine Frau wurde lebensgefährlich verletzt, als ein Baum auf ihr Auto stürzte.
Bislang mehr als 5000 Einsätze
Bei den Feuerwehren in Münster herrschte Hochbetrieb: Mehr als 1000 Notrufe gingen in den betroffenen Gebieten ein, 800 Retter waren im Dauereinsatz. Bisher rückten sie über 5000 Mal aus, teilte Innenminister Ralf Jäger am Dienstag in Düsseldorf mit. Er dankte den Feuerwehren, Hilfsorganisationen und THW für ihren unermüdlichen Einsatz. Jäger sagte dem alarmierten Krisenstab der Bezirksregierung Münster weitere Unterstützung bei der Bekämpfung der Wassermassen zu. Im Rahmen der vorgeplanten, landesweiten überörtlichen Hilfe unterstützen Kräfte aus den Regierungsbezirken Detmold und Arnsberg das Münsterland. Das Konzept greift immer dann, wenn die Leistungsfähigkeit einzelner Kreise oder Städte nicht ausreicht. Am Montag sind sogar in Düsseldorf bei der Feuerwehr dutzende Notrufe eingegangen, die eigentlich in Münster landen sollten.
Zahlreiche Straßen und Wege waren auch am Dienstag weiterhin wegen Überflutung gesperrt. In mehreren Stadtteilen war nach Angaben der Stadtwerke Münster noch am Tag nach dem Regen der Strom ausgefallen. Die Ursache seien vollgelaufene Trafo-Stationen. Auch UKW-Radio war nicht zu empfangen. Ein Sendeturm inklusive Notstromgenerator sei überflutet worden, berichtete der Radiosender Antenne Münster auf seiner Website. Die hohe Feuchtigkeit in der Luft führte zu Ampelausfällen.
Der Wetterdienst kündigte für Dienstag noch weitere Gewitter und Starkregen an, hauptsächlich in den südlichen Landesteilen von der Eifel bis zum Rothaargebirge. Auch in der Region gibt es Unwetterwarnungen: Es werden schwere Gewitter mit starkem Regen, Sturmböen und Hagel erwartet. Mehr zur aktuellen Wetterlage in NRW.
Mehr als 500 Notrufe in Greven am Montagabend
Die größten Niederschlagsmengen fielen am Montag in Greven (Kreis Steinfurt), nördlich von Münster. Nach Radarauswertungen schätzen die Meteorologen die Menge auf 150 Liter. Die höchste tatsächlich gemessene Menge betrug 98 Liter an der Station Altenberge bei Münster.
In Greven war am Dienstagvormittag die Zufahrt zur Innenstadt weiter gesperrt. Die Feuerwehr komme mit dem Abpumpen der Keller nicht hinterher, sagte eine Stadtsprecherin. In Teilen der Stadt fiel der Strom aus. Dies könne bis Mittwoch andauern. In der 36.000-Einwohner-Stadt hatte die Feuerwehr am Montagabend bereits mehr als 500 Notrufe registriert, meistens wegen vollgelaufener Keller. Zuvor hatte es fast zwei Stunden lang geregnet. Ein Stellwerk der Deutschen Bahn wurde durch einen Wassereinbruch beschädigt und war nur eingeschränkt nutzbar. Züge fielen aus oder mussten umgeleitet werden.
Die Gewitter und starken Regenfälle hatten neben dem Münsterland auch Teile des Ruhrgebiets mit Schwerpunkt Essen sowie Hamm und Ahlen und die Region östlich von Aachen getroffen. Im Ruhrgebiet reichten mancherorts wenige Minuten Starkregen, um Kellerräume, Wohnungen und Straßen unter Wasser zu setzen. "40 Einsätze in der Nacht aber sind nichts im Vergleich zum Unwetter Ela. Da sind wir rund 4000 Mal ausgerückt", sagte ein Sprecher der Essener Feuerwehr.
Im Bochumer Süden musste die Feuerwehr in der Nacht mehr als 100 Mal ausrücken. Die Aufräumarbeiten seien aber noch in der Nacht abgeschlossen worden. "Der Starkregen war lokal sehr begrenzt", bilanzierte ein Sprecher der Bochumer Feuerwehr am Dienstag. Die durch umgestürzte Bäume und Äste in der Nacht stellenweise gesperrte Strecke der S-Bahn-Linie S 1 im Ruhrgebiet wurde am Dienstagmorgen wieder freigegeben.
Bereits am Montagnachmittag hatten Blitze in Schwalmtal am Niederrhein zwei Dachstühle in Brand gesetzt. Auch in Hamminkeln und Xanten brannte es. In Hennef nahe Bonn traf ein Blitz ebenfalls einen Dachstuhl. Auch dort konnte die Feuerwehr den Brand löschen. Verletzt wurde an beiden Orten niemand.