Nettetal Union steht am Scheideweg

Nettetal · Werner Beskes, Ehrenmitglied des SC Union Nettetal, wirft dem Vorstand vor, nicht nur sportlich, sondern auch finanziell eine Talfahrt eingeleitet zu haben. Die Christian-Rötzel-Kampfbahn sei kein Vorzeigeobjekt mehr.

 Die einstige Vorzeigeanlage des Sports in der Region hat heute hässliche Kratzer. Werner Beskes wirft den Verantwortlichen von Union Nettetal vor, die Substanz des Vereins zu gefährden.

Die einstige Vorzeigeanlage des Sports in der Region hat heute hässliche Kratzer. Werner Beskes wirft den Verantwortlichen von Union Nettetal vor, die Substanz des Vereins zu gefährden.

Foto: Franz-Heinrich Busch

Sportlich auf Talfahrt, finanziell nicht auf Rosen gebettet und nun Ärger um Sportfördermittel: Der SC Union Nettetal steckt tief in einer Krise. Trotz des Trainerwechsels vor dem Wochenende fielen die Landesliga-Fußballer auf den letzten Tabellenplatz zurück. Andere Seniorenmannschaften hat Union nicht mehr. Ehrenmitglied Werner Beskes, der jahrelang weit mehr als nur die Geschicke der Fußballabteilung steuerte, geht auf Konfrontationskurs zum Vorstand.

Vordergründig entzündet sich der Konflikt daran, dass die Zufahrt zu Christian-Rötzel-Kampfbahn mit Sportfördermitteln der Stadt ausgebaut werden soll. Stadt und Verein tragen jeweils die Hälfte der Kosten. Beskes wehrt sich dagegen: Es handele sich um einen Wirtschaftsweg, den Ausbau müsse allein die Stadt übernehmen. Dem Vorstand um Christian Stein wirft er vor, stattdessen die Platzanlage immer mehr zu vernachlässigen.

Traglufthalle für Tennis

Stein hatte für Union Nettetal ein Antragspaket in Höhe von fast einer Million Euro geschnürt, als die Verteilung der Sportfördermittel beraten wurde. Die sind für 20 Jahre auf eine Million Euro begrenzt. Das hinderte ihn nicht, unter anderem eine Traglufthalle für die Tennisabteilung zu beantragen.

Insgesamt wurden Union schließlich 181 000 Euro zugesprochen. Damit sollen die Erweiterung des Kabinentraktes, Pflaster und Wegearbeiten sowie die Zufahrt für 125 000 Euro sowie 56 000 Euro zur Sanierung der Tennisanlage bezahlt werden. Jeweils die Hälfte der Beträge muss der Verein selbst aufbringen.

Auf Fragen, wie das geschehen soll, hat Beskes nach eigenen Angaben keine Antwort erhalten. Dies werde auch nicht in Mitgliederversammlungen beraten. Kein Thema sei auch, dass die bis vor wenigen Jahren noch als vorbildlich eingestufte Platzanlage regelrecht heruntergewirtschaftet worden sei. Die Umkleideräume und sanitären Anlagen seien in einem katastrophalen Zustand. "Toiletten sind durch Trassierband versperrt, weil da nichts mehr funktioniert", klagt Beskes. Davon, dass hier einmal der Nachwuchs des DFB Länderspiele austrug, sei heute nichts mehr zu sehen — im Gegenteil.

Beskes fürchtet, dass der Verein einen gefährlichen Kurs mit den Finanzen eingeschlagen hat. Als Beskes 2008 als Abteilungsleiter Fußball ausschied, seien die Einnahmen der Abteilung erheblich zurückgegangen. Der Anteil der Ausgaben für Spieler und Trainer sei danach aber von 65 bis 70 Prozent im Jahr auf 94,3 Prozent gestiegen.

Gleichzeitig sei die Unterhaltung der Anlage drastisch zurückgefahren worden. 2010 gab Union dafür 1,7 Prozent seiner Einnahmen aus, 2008 waren es noch 9,2 Prozent. Es gibt nur eine Seniorenmannschaft, weil Fußballer sich scharenweise aus dem Verein abmeldeten.

"Der Vorstand hätte mit der Sportförderung die dringende Sanierung in Gang setzen müssen. Wo will der Vorstand Geld herholen, mit dem der Gesamtverein seinen Verpflichtungen nachgehen muss — ab jetzt ticken 20 Jahre herunter?" Beskes erhielt darauf bisher keine Antwort.

(RP/rl)
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