Massive Sparmaßnahmen in Düsseldorf Uniklinik muss zehn Millionen Euro sparen

Düsseldorf · Nach dem Rekorddefizit von 9,3 Millionen Euro im vergangenen Jahr sollen massive Sparmaßnahmen umgesetzt werden, vor allem in den Bereichen Personal und Ambulanzen. Das kündigt Vorstandschef Wolfgang Raab an.

 Die Düsseldorfer Uniklinik will vorallem die Hochschulambulanzen umstrukturieren.

Die Düsseldorfer Uniklinik will vorallem die Hochschulambulanzen umstrukturieren.

Foto: Endermann, Andreas

Der Vorstand der Uniklinik zieht Konsequenzen aus der finanziellen Schieflage des Hauses und hat drastische Sparmaßnahmen beschlossen. So soll Personal abgebaut, die mehr als 100 Hochschulambulanzen sollen umstrukturiert und die Kosten für medizinische Anschaffungen sowie für Energie reduziert werden. "Sparmaßnahmen im niedrigen zweistelligen Millionenbereich" sind nun umzusetzen, sagt der Ärztliche Direktor und Vorstandsvorsitzende der Uniklinik, Wolfgang Raab.

Die Uniklinik hatte vor kurzem bekanntgegeben, dass sie 2012 ein Defizit in Höhe von 9,3 Millionen Euro eingefahren und damit erstmals seit 2005 wieder rote Zahlen geschrieben hatte (damals waren es minus 12,6 Millionen Euro). Der Geschäftsbericht für 2012 ist noch nicht veröffentlicht.

Vor allem der Bau des 170 Millionen Euro teuren "Zentrums für Operative Medizin II" - ein Klinikzentrum mit fünf Fachkliniken, Heliport auf dem Dach und einer zentralen Notfallambulanz - habe der Uniklinik "finanziell geschadet". Die Eröffnung war für 2009 geplant, wurde aber immer wieder verschoben, unter anderem wegen Brandschutzmängeln.

Die Kosten für den Stillstand des Gebäudes liegen pro Jahr bei zwei Millionen Euro. Die geplanten Sparmaßnahmen sollen im laufenden Geschäftsjahr umgesetzt werden. Betriebsbedingte Kündigungen schließt Raab aus. Personalüberhänge können durch Fluktuation und ein bereits laufendes Abfindungsprogramm für ältere Angestellte (etwa 20 seien betroffen) abgebaut werden. "Wir werden keinen Druck auf Mitarbeiter ausüben", so Raab.

Massive Änderungen stehen in den Hochschulambulanzen an. Dort werden Patienten mit Überweisungsschein von Spezialisten behandelt. Damit die mehr als 100 Ambulanzen keine Verluste mehr einfahren, sollen deren Arbeitsabläufe gestrafft und effizienter gestaltet werden. Die Verluste entstehen, weil die Ambulanzen unabhängig von Art und Umfang einer Patientenbehandlung lediglich eine Pauschale von 93 Euro bekommen und 2012 rund 6000 Fälle mehr behandelt wurden als gegenfinanziert.

Auch die Zusammenlegung von Ambulanzen steht zur Debatte, um auf diese Weise wirtschaftlicher arbeiten zu können. Patienten, welche die Ambulanzen an der Uniklinik aufsuchen möchten, sollen aber nicht abgewiesen werden. Einsparungen sind zudem im Energiebereich (jährliche Kosten: 16,5 Millionen Euro) und beim Materialaufwand (Kosten: zwei bis drei Mio. Euro pro Jahr) vorgesehen - im letzteren Fall durch die Straffung und Standardisierung des Sortiments. So könnten etwa durch größere Abnahmemengen bei einzelnen Lieferanten bessere Preise vereinbart werden.

Zurzeit schreiben mehr als die Hälfte aller 36 Universitätskliniken rote Zahlen. Es seien "schwierige Zeiten", sagt Wolfgang Raab. Er wisse, dass viele Mitarbeiter schon jetzt sehr belastet sein. Man wolle daher nicht nur Sparmaßnahmen, sondern durch Leistungssteigerungen auch mehr Erlöse umsetzen - im stationären Bereich bis zu acht Millionen Euro.

Durch die Anschaffung weiterer "Intermediate Care Betten" müssten zum Beispiel Patienten, die einer besonderer Überwachung, aber keiner Beatmungsgeräte bedürfen, nicht mehr auf den kostenintensiven Intensivstationen bzw. in den teuren Intensivbetten untergebracht werden. Es sei "eine große Herausforderung, bei steigendem Kostendruck" eine gute Patientenversorgung sicherzustellen. Die Sparmaßnahmen sollen sich aber nicht nachteilig auf die Patienten auswirken.

(anch)
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