Gelderland Und plötzlich steht der Einbrecher vor der Tür

Gelderland · Die Zahl dieser Straftaten nimmt alarmierend zu. Das teilte gestern der Innenminister mit. Eine Stendenerin, die Einbrecher vertrieb, lässt nun das Heim sichern. Die Polizei gibt Tipps, wie man sich verhalten sollte.

 Eine Haustür in Stenden: Hier haben Einbrecher schon die Rosette abgezogen. Dann bemerkt die Besitzerin die ungebetenen Gäste.

Eine Haustür in Stenden: Hier haben Einbrecher schon die Rosette abgezogen. Dann bemerkt die Besitzerin die ungebetenen Gäste.

Foto: seybert

Die Zahl der Einbrüche in Deutschland ist deutlich um 8,7 Prozent angestiegen. Immer öfter dringen Banden in Privathäuser oder Wohnungen ein. Die Zahl der Raubüberfälle in den heimischen vier Wänden hat ebenfalls zugenommen. Und gleichzeitig werden immer weniger dieser Straftaten aufgeklärt.

So lautet in Kürze die Zusammenfassung der Kriminalstatistik in puncto Einbrüche von 2012, die Bundesinnenminister Hans-Peter Friedrich gestern vorstellte. Eine Tendenz, die sich mit den Straftaten im Kreis Kleve deckt. Hier nahm die Zahl der Hauseinbrüche im vergangenen Jahr um 6,6 Prozent zu, wie die Polizei Mitte März mitgeteilt hat.

Eine Erfahrung, die nun auch eine Stendenerin machen musste. Zumindest ansatzweise. Denn vor einigen Tagen bemerkte sie einen Lichtschein an der Haustür. Um 2 Uhr nachts. "Ich habe halt einen ziemlich leichten Schlaf", begründet die Frau die Tatsache, dass sie sofort hellwach war. Aus ihrem Fenster neben der Haustür spähte sie erst mal durch die Gardine, konnte aber nichts erkennen.

Doch da sie auch Geräusche gehört hatte, ging sie zur Tür, "wo ich glaube, irgendwas oder jemanden zuvor aus dem Augenwinkel gesehen zu haben", erinnert sich die Hausbesitzerin. "Was soll das?", rief sie in die dunkle Nacht hinein — eher ein Reflex als eine überlegte Tat. Und: "Die Polizei ist informiert!"

Und die rät allen Personen, die verdächtige Geräusche oder Beobachtungen machen, nicht zu zögern: "Diskutieren Sie nicht erst mit Ihrem Partner: Wählen Sie beim leisesten Verdacht sofort die 110", rät Manuela Schmickler, Pressesprecherin der Kreispolizeibehörde Kleve, in solchen Fällen. Denn selbst wenn es sich um einen Fehlalarm handelt: Die Kosten für den Einsatz braucht der Anrufer nicht zu bezahlen.

Schmickler empfiehlt weiter, ein Telefon oder Handy auch in der Nähe des Bettes durchaus in Reichweite zu legen. "Auch kann es helfen, das Licht einzuschalten, weil Diebe sich dann ertappt fühlen und oft verschwinden. Denn sie wollen die Begegnung mit den Bewohnern in vielen Fällen meiden." Auch sei es ratsam, sich bis zum Eintreffen der Polizei in einem verschlossenen Raum zu verbarrikadieren. Weil die Kriminellen laut Bundesinnenminister immer brutaler vorgehen. Schmickler: "Nicht den Helden spielen, sondern jede direkte Konfrontation meiden."

Was im beschaulichen Stenden nicht der Fall war. "Du Schlampe", rief der Einbrecher der Hausbesitzerin in osteuropäischem Akzent zu. Dann verschwand er zum Glück zum in der Nähe stehenden Auto, wo offenbar ein weiterer Verbrecher wartete. Wenig später war die Polizei vor Ort, stellte eine bereits abgezogene Rosette über dem Schießzylinder der Haustüre fest. "Die Beamten sagten mir, ich wäre besser im Haus geblieben", sagt die Stendenerin. Immerhin: Sie wird wohl in Zukunft eine Bratpfanne mit ans Bett nehmen, damit sie sich etwas sicherer fühlt. Denn die Wut auf die Männer, die sich an ihrem Hab und Gut vergreifen wollten, ist immer noch nicht verraucht.

Immerhin wird sie nun ihr Heim sichern lassen. Dabei könnte sie auch auf die Kreispolizei zurückgreifen, deren Mitarbeiter vor Ort bei der Sicherung der eigenen vier Wände kostenlos beraten. Die Telefonnummer lautet 02823 1081 972.

(RP/rl)
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