Langenfeld Umweltzone belebt B 229-Streit

Langenfeld · Wie lassen sich die Schadstoffwerte an der Hardt unter den zulässigen Grenzwert drücken? "Nachhaltig" durch einen neuen A 3-Zubringer, sagt die Stadt und sieht hier die Bezirksregierung mit im Boot. Die aber widerspricht.

 Gestern gegen 16 Uhr auf der Hardt vor der Auffahrt zur A 3, von Langenfeld aus angesteuert.

Gestern gegen 16 Uhr auf der Hardt vor der Auffahrt zur A 3, von Langenfeld aus angesteuert.

Foto: Matzerath

Hans-Otto Weber hätte auch "Totgesagte leben länger" feixen können, aber das hätte weder zum sachlichen Naturell des Stadtbaurats gepasst noch zu der Beiläufigkeit, mit der er das Detail der Umweltzonen-Planung unter die Ratsleute brachte. Im übrigen sei es interessant, sagte der Chefplaner bei der jüngsten Ratssitzung, dass sich "auch im Konzept der Bezirksregierung" die Auffassung finde, das Projekt B 229 n könne die missliche Schadstoff-Situation an der Hardt nachhaltig bessern. Im Klartext: Auch im Hause Anne Lüttkes (Regierungspräsidentin, Grüne) halte man, was die angestrebte Reduzierung der Stickstoffdioxid-Werte unter den zulässigen Grenzwert betrifft, den seit mehr als 30 Jahren diskutierten Autobahn-Zubringer von der Gabelung Landwehr zum Autobahnkreuz Langenfeld (siehe Info) für vorteilhaft.

"Eine Steilvorlage" — nur für wen?

"Das klingt ja nach einer Steilvorlage für Sie", frotzelte darauf im Rat Grünen-Fraktionschef Helmut Konrad CDU-Bürgermeister Frank Schneider an. Der erwiderte: "Das soll eine Steilvorlage für Sie (Konrad) sein." Gemeint war: Nehmen Sie den Ball auf und spielen Sie mit Blick auf die NO²-Werte in der künftigen Umweltzone (siehe Info) endlich für und nicht mehr gegen die B 229 n!

Diesen Gefallen wird Konrad ihm freilich nicht tun. "Ob die aus Richtung Solingen kommenden Autofahrer an der Gabelung Landwehr zur A 3 abbiegen würden oder an der jetzigen Auffahrt auf die Autobahn auffahren, hat auf die Schadstoffwerte in der Umweltzone keine Auswirkungen. Die wird so oder so nicht direkt berührt", erklärte der voraussichtliche Wahlkreis-Kandidat der Grünen für die Landtagswahl am 13. Mai gestern auf RP-Anfrage. Überdies verwies er auf den beschlossenen, für 2013 vorgesehenen Umbau des bestehenden Auffahrt-Provisoriums an der Hardt (u.a. zusätzliche Abbiegespuren und längere Grünphasen): "Damit ist die B 229 n ohnehin vom Tisch."

Auch die Bezirksregierung widersprach gestern der Stadt: "Da scheint ein Missverständnis vorzuliegen", hieß es gestern auf RP-Anfrage aus Düsseldorf. "Es gibt von uns keine Äußerung dahingehend, dass wir den Bau der B 229 n für besser halten als eine andere Lösung." Doch die Stadt bleibt dabei: "Die Bezirksregierung ist unserer Argumentation gefolgt, dass die B 229 n das Schadstoff-Problem in Immigrath nachhaltig mildern könnte. Der Vorschlag zählt naturgemäß, weil erst in Jahren umsetzbar, nicht zu den vordringlichen Maßnahmen. Aber er steht in dem Konzept zur Umweltzone drin. Und mit dem hat sich die Bezirksregierung einverstanden erklärt", betonte der zuständige Amtsleiter Wolfgang Honskamp (Verkehr/Umwelt) gestern gegenüber der RP. Davon könne sich jeder Bürger überzeugen, wenn das Konzept nach Ostern im Rathaus ausgelegt werde.

Hans-Dieter Clauser, bisheriger Landtagsabgeordneter und designierter CDU-Wahlkreiskandidat, nennt die Argumentation der Stadt "plausibel": Ein Zubringer zum Kreuz Langenfeld würde die Hauptstraßen nicht nur in Wiescheid, sondern auch in Immigrath entlasten — "mit positiven Auswirkungen auf die Umweltwerte". Mindestens ebenso wichtig sei die B 229 n mit voll ausgebauter Anschlussstelle für den Wirtschaftsstandort sowie für Lebensqualität und Verkehrssicherheit: "Die Autofahrer stehen ja nicht nur auf der Hardt fast täglich im Stau, sondern auch auf der A 3 vor der Abfahrt aus Richtung Köln. Dieser Rückstau ist richtig gefährlich." Die "Herumbasteleien" an der bestehenden Anschlussstelle brächten da nur "temporäre Verbesserungen".

SPD-Ratsfraktionschef Sascha Steinfels ist ebenfalls für einen neuen Autobahnzubringer, hält der CDU jedoch vor, bei ihrer Kritik an Rot-Grün im Glashaus zu sitzen: "Uns wirft sie vor, die B 229 n im Bundesverkehrswegeplan auf die lange Bank geschoben zu haben. Aber die Regierung Rüttgers (2005-2010) hat es doch selbst nicht geschafft, das Projekt dort runterzuholen und auf den Weg zu bringen."

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(RP)
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