Nach schwerem Erdrutsch in Erftstadt „Umfangreiche Datensätze“ bei Hochwasser-Razzia sichergestellt

Köln/Erftstadt · Bei der Durchsuchung von Wohnungen und Büros in NRW und Thüringen im Zusammenhang mit der Flutkatastrophe in Erftstadt hat die Polizei umfangreiches Material gefunden – die Auswertung kann jedoch dauern.

Nach den Polizei-Durchsuchungen wegen des schweren Hochwasser-Erdrutschs in Erftstadt gehen die Ermittler davon aus, dass die Auswertung des gefundenen Materials eine Weile dauern wird. „Anlässlich der gestrigen Durchsuchungsaktion sind umfangreiche Datensätze sichergestellt worden, die jetzt ausgewertet werden müssen“, erklärte der Kölner Oberstaatsanwalt Ulrich Bremer am Mittwoch. Das werde „geraume Zeit“ in Anspruch nehmen. Die Durchsuchungen seien insgesamt sehr kooperativ abgelaufen.

In Erftstadt-Blessem nahe Köln war in der Nacht zum 16. Juli 2021 der Boden nahe einer Kiesgrube am Fluss Erft weggerutscht, nachdem Starkregen die Grube geflutet hatte. Mehrere Gebäude wurden mitgerissen. Die Staatsanwaltschaft ermittelt in dem Fall wegen des Verdachts des fahrlässigen Herbeiführens einer Überschwemmung, der Baugefährdung sowie Verstoßes gegen das Bundesberggesetz.

Am Dienstag waren die Ermittler mit Durchsuchungen gegen mehrere Beschuldigte vorgegangen - darunter fünf Mitarbeiter der Betreibergesellschaft der Kiesgrube. Ermittelt wird auch gegen den Eigentümer und Verpächter des Tagebaus sowie gegen vier Mitarbeiter der Bezirksregierung Arnsberg, der zuständigen Aufsichts- und Genehmigungsbehörde.

Die NRW-Grünen forderten unterdessen eine Überprüfung der Sicherheit der Kiesgruben auch am Niederrhein. „Der Abbau oberflächennaher Rohstoffe am Niederrhein ist in seinem aktuellen Ausmaß nicht nur umweltpolitisch hochproblematisch“, sagte die Landesvorsitzende Mona Neubaur der „Neuen Ruhr/Neuen Rhein Zeitung“ (NRZ/Donnerstag). Nach den Durchsuchungen in Zusammenhang mit der Hochwasserkatastrophe in Erftstadt-Blessem rücke jetzt auch der Sicherheitsaspekt in den Fokus. Die Landesregierung müsse kurzfristig sicherstellen, dass Kiesgruben und vergleichbare Tagebaue, die in der Nähe von Siedlungen, Straßen oder Bahntrassen liegen, die behördlichen Anforderungen und Bestimmungen erfüllten.

(bora/dpa)
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