Deutsche Tierschützer in Polen Erste Hilfe für die Haustiere der Geflüchteten

Przemysl/Polen · Im polnischen Przemysl nehmen ehrenamtliche Helfer der Deutschen Tierrettung erschöpfte und verängstigte Hunde und Katzen in Empfang, die mit ihren Besitzern aus der Ukraine geflüchtet sind. Auch Schildkröten und Vögel brauchen Futter.

 Bernd Metzger und Alexandra Ohland (r.) helfen jeden Tag Hunderten Tieren an der Grenze. Hier kümmern sie sich um die Katze einer Frau.

Bernd Metzger und Alexandra Ohland (r.) helfen jeden Tag Hunderten Tieren an der Grenze. Hier kümmern sie sich um die Katze einer Frau.

Foto: Christoph Reichwein (crei)

Es sind Zehntausende Menschen, die jeden Tag erschöpft am Grenzübergang Medyka in Polen ankommen. Für die Flucht vor dem Krieg in der Ukraine konnten sie nur das Nötigste zusammenpacken. Viele haben ihre Haustiere bei sich, die sie nicht zurücklassen wollten.

Tierschützer aus ganz Europa helfen vor Ort mit Futterspenden und tierärztlicher Versorgung. Seit mehr als zwei Wochen sind auch Alexandra Ohland aus Essen und Bernd Metzger aus Radolfzell am Bodensee an der Grenze – mit zwölf weiteren Tierschützern aus Deutschland. Sie schlafen und arbeiten in Zelten. Manche haben sich Urlaub genommen, andere wurden von ihren Chefs freigestellt für den ehrenamtlichen Einsatz. „Für die Menschen sind ihre Tiere Familienmitglieder“, sagt Metzger.

Ukraine: Menschen flüchten mit Haustieren wie Hunden und Katzen vor Krieg
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Menschen flüchten mit ihren Haustieren aus der Ukraine

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Foto: AP/Vadim Ghirda

Viele Tiere seien unterkühlt, hungrig oder dehydriert. „Wir bieten unsere Hilfe an, drängen uns aber nicht auf.“ Doch die meisten Hunde- und Katzenbesitzer seien dankbar für Decken, Transportboxen, Futter oder Medikamente. „Wir versorgen mehrere Hundert Tiere jeden Tag“, sagt Metzger.

 Ein Helfer kümmert sich am Grenzübergang Medyka um eine verängstigte Katze.

Ein Helfer kümmert sich am Grenzübergang Medyka um eine verängstigte Katze.

Foto: dpa/Christoph Reichwein

Nicht nur Hunde und Katzen haben sich mit ihren Besitzern auf den Weg gemacht, auch Schildkröten, Nagetiere oder Vögel werden nicht zurückgelassen. „Sie werden in Handtaschen, Kartons oder auch in den Hosentaschen transportiert“, sagt Metzger. Die Tierschützer bekommen mehrmals in der Woche Futter- und Zubehör-Nachschub aus Deutschland, den sie dann verteilen. „Die Tiere sind hier in eine Situation geraten, die sie sehr unter Stress setzt.“ Viele seien auch verletzt oder krank. Ein Tierarzt und mehrere Notfallsanitäter helfen mit und behandeln die Tiere in einem beheizten Zelt. „Es kommt auch oft vor, dass sich Menschen ohne Haustiere einfach mal bei uns aufwärmen, dann gibt es eine warme Suppe oder mal einen Kaffee“, sagt Metzger.

Vor allem nachts kommen viele Menschen am Grenzübergang an. Es ist nicht absehbar, wann der Flüchtlingsstrom nachlässt. 1,7 Millionen Geflüchtete hat der polnische Grenzschutz seit Kriegsbeginn gezählt. „Wir haben inzwischen aufgehört zu zählen, wie viele Tiere wir versorgt haben“, sagt Metzger. Die Tierschützer planen nun, dass bald Kolleginnen und Kollegen aus Deutschland nachkommen, um sie abzulösen. Lange können sie nicht mehr bleiben, weil entweder der Urlaub endet oder sie die Großzügikeit ihrer Chefs nicht überstrapazieren wollen. „Wir würden das Hilfsangebot hier aber gern auf unbestimmte Zeit verlängern“, sagt Metzger.

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