Flüchtlinge müssen Tiere abgeben Krieg in der Ukraine bringt Tierheime in Bedrängnis

Düsseldorf · Viele ukrainische Flüchtlinge bringen ihre Haustiere mit, diese dürfen jedoch nicht in die Unterkünfte. Die ohnehin vollen Tierheime sind mit der Situation überfordert. Der Deutsche Tierschutzbund fordert nun ein Maßnahmenpaket von der Politik.

Ukraine: Menschen flüchten mit Haustieren wie Hunden und Katzen vor Krieg
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Menschen flüchten mit ihren Haustieren aus der Ukraine

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Foto: AP/Vadim Ghirda

Neben der unfassbaren menschlichen Katastrophe, die der Krieg in der Ukraine verursacht, bahnt sich weiteres Leid an. Viele Flüchtende nehmen ihre Haustiere, meist Katzen und Hunde, mit auf ihrem Weg aus den umkämpften Gebieten. In deutschen Flüchtlingsunterkünften sind Tiere aber nicht zugelassen; diese müssen in den örtlichen Tierheimen untergebracht werden. „Mit der Folge, dass viele Tierheime völlig überfordert sind und nicht wissen, wie sie mit der Situation umgehen sollen“, sagt Lea Schmitz, Sprecherin des Deutschen Tierschutzbundes. „Es ist zu befürchten, dass die Infrastruktur des praktischen Tierschutzes zusammenbricht, wenn nicht rasch gehandelt wird.“

 Noch lässt sich weder die Zahl der mitgebrachten Tiere noch der betroffenen Tierheime beziffern. Den Tierschutzbund würden aber täglich verzweifelte Anrufe aus den Heimen erreichen, sagt Schmitz. „Oft weisen Veterinärämter auch Quarantäne für Tiere an, ohne darüber nachzudenken, wo die Vierbeiner hinsollen.“ Zudem würden Helfer, die Güter an die ukrainische Grenze gebracht haben, teils auf ihrem Rückweg dort ausgesetzte Tiere mitbringen. Dann müssten auf einen Schlag 60 Katzen und 15 Hunde untergebracht werden, sagt Schmitz.

 Mittelgroße Hunde werden auch in Bussen mitgenommen.

Mittelgroße Hunde werden auch in Bussen mitgenommen.

Foto: Vier Pfoten

Durch die Pandemie seien aber etliche Tierheime schon an der Kapazitätsgrenze, weil anfänglich angeschaffte Hunde und Katzen nun abgeschoben würden. Dazu kommen gestiegene Kosten für Futter und Heizung. 

 Der Deutsche Tierschutzbund, seine Landesverbände und Mitgliedsvereine fordern von den Kommunen und den politisch Verantwortlichen daher eine Reihe von Maßnahmen. Dabei geht es um die Erstattung der Kosten, die durch eine Inobhutnahme der Tiere entsteht, auch für eine tierärztliche Behandlung. Außerdem sollte die Tollwutquarantäne bundesweit mit tierärztlicher Beratung auch in Privathaushalten ermöglicht werden. „Und in den Flüchtlingsheimen müsste die Tierhaltung nach der Begutachtung durch einen Veterinär zugelassen werden, wenn nichts dagegen spricht“, sagt Schmitz. 

 Erschwerend kommt hinzu, dass immer mehr Tiere, die niemandem zuzuordnen sind, an der Grenze der Ukraine auf Rettung warten. Vor allem größere Hunde würden oft nicht in Busse oder Züge gelassen, mitgenommen werden meist kleinere Tiere, die in einer Tasche oder unter der Jacke zu transportieren sind. Viele Tiere mussten zum Teil von ihren Besitzern zurückgelassen werden, weil die Ausnahme für die erleichterte Mitnahme von Tieren aus der Ukraine in die EU lediglich für private Transporte gilt und hier nur maximal fünf Tiere mitgenommen werden dürfen.

 Viele ukrainische Flüchtlinge sind mit ihren Haustieren unterwegs.

Viele ukrainische Flüchtlinge sind mit ihren Haustieren unterwegs.

Foto: Vier Pfoten

Der Tierschutzbund fordert daher einen Sonderhilfstopf der EU, aus dem Tierrettungen insbesondere entlang der Grenze finanziert werden. Zudem ist auch der Mangel an Tierfutter zunehmend ein Thema in der Ukraine. „Wir appellieren daher, bei den Hilfslieferungen auch die Tier mit zu bedenken“, sagt Schmitz. Der Tierschutzbund organisiere aber auch selbst Futterlieferungen in die Ukraine und an die Grenze. Auch die Tierschutzorganisation Vier Pfoten meldet eine stark gestiegene Zahl von Anfragen bezüglich Tierfutter aus der Ukraine. Man setze alle Energie daran, den Tieren vor Ort zu helfen, heißt es seitens der Tierschützer.

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