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Übergriffe in Köln Polizeipräsident lehnt Rücktritt ab - immer mehr Anzeigen

Berlin/Köln · Nach den massiven Übergriffen auf Frauen an Silvester hat der Kölner Polizeipräsident Wolfgang Albers seinen Rücktritt ausgeschlossen. Mittlerweile ist die Zahl der Anzeigen auf über 100 angestiegen, darunter ist eine zweite mit dem Vorwurf der Vergewaltigung.

 Szenen aus der Silvesternacht am Hauptbahnhof.

Szenen aus der Silvesternacht am Hauptbahnhof.

Foto: Screenshot:Youtube

Auf die Frage, ob er im Amt bleibe, sagte Kölner Polizeipräsident Albers am Mittwoch in einem Interview auf WDR 5: "Aber natürlich. Gerade jetzt bin ich, glaube ich, hier gefragt."

Im Hinblick auf den bevorstehenden Karneval sprach Albers von einer "schwierigen Situation" in Köln. "Wir werden uns gut aufstellen, und da bin ich auch gefordert. Deshalb mache ich das hier in Köln. Ich bin hier bei meiner Kölner Polizei." Für ihren Einsatz hatte die Polizei Kritik unter anderem von Bundesinnenminister Thomas de Maizière erhalten.

Mittlerweile seien mehr als 100 Anzeigen eingegangen, sagte eine Polizeisprecherin am Mittwoch. Davon hätten drei Viertel einen sexuellen Hintergrund.

Nach den Vernehmungen der Opfer habe sich ein klareres Bild der Taten ergeben. "Viele Frauen geben in den Gesprächen an, dass sie auch angefasst wurden", sagte die Sprecherin. Täter habe die Polizei noch keine ermittelt.

Übergriffe in Köln: Was wir wissen – was wir nicht wissen
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Foto: dpa, obe kno

Die Beweisführung gestalte sich als "sehr schwierig", was vor allem an der "Gemengelage" in der Silvesternacht liege. Zwei Drittel der Opfer seien nicht aus Köln und zum Feiern in die Domstadt gereist, hieß es.

Nach den Übergriffen haben mittlerweile zwei Betroffene Anzeigen wegen Vergewaltigung erstattet. Das sagte Albers in dem Radio-Interview. Bislang war ein Fall bekannt, in dem wegen des Verdachts der Vergewaltigung ermittelt wurde.

Das ZDF hat eine zu zögerliche Berichterstattung über die massiven Übergriffe auf Frauen in der Silvesternacht in Köln eingeräumt. "Die Nachrichtenlage war klar genug. Es war ein Versäumnis, dass die 19-Uhr-"heute"-Sendung die Vorfälle nicht wenigstens gemeldet hat", schreibt der stellvertretende ZDF-Chefredakteur Elmar Theveßen in einem auf der Facebook-Seite der "heute"-Sendung veröffentlichten Statement.

Die Redaktion habe entschieden, den Beitrag auf den Tag des Krisentreffens am Dienstag zu verschieben, um noch ergänzende Interviews zu führen. "Dies war jedoch eine klare Fehleinschätzung", erklärte Theveßen.

Bundesinnenminister Thomas de Maizière hat die Kölner Polizei für ihr Einsatzverhalten in der Silvesternacht scharf kritisiert. Mit Blick auf die Übergriffe auf Frauen auf dem Vorplatz des Hauptbahnhofs sagte der CDU-Politiker am Dienstagabend in den ARD-"Tagesthemen": "Da wird der Platz geräumt - und später finden diese Ereignisse statt, und man wartet auf Anzeigen. So kann die Polizei nicht arbeiten."

Der Chef der Deutschen Polizeigewerkschaft, Rainer Wendt nahm die während der Silvesternacht agierenden Polizisten in Schutz. "Ihnen kann man keinen Vorwurf machen." Die Zahl der Einsatzkräfte habe schlicht nicht ausgereicht, um anders zu agieren. "Es war mit dem vorhandenen Personal nicht möglich, den Platz dauerhaft zu räumen", sagte Wendt der "Passauer Neuen Presse".

Wendt befürchtet, dass es keine einzige Verurteilung geben könnte. "Es ist höchst ungewiss, ob es im Fall der Übergriffe in Köln auch nur zu einer einzigen Verurteilung kommen wird", sagte Gewerkschaftschef Rainer Wendt der "Passauer Neuen Presse". Für eine wirksame Strafverfolgung fehle es der Polizei einfach an Personal. Dabei sei die Ermittlung der Täter immens wichtig, mahnte Wendt. "Wenn sie nicht gefasst werden, werden sie sich regelrecht ermuntert fühlen, im Schatten der Anonymität weiter tätig zu werden."

Nach Polizeiangaben hatten sich am Silvesterabend etwa 1000 Männer auf dem Bahnhofsvorplatz versammelt, die mit Feuerwerkskörpern um sich warfen. Als die Polizei einschritt, bildeten sich viele kleinere Gruppen. Danach soll Frauen sexuell bedrängt und ausgeraubt worden sein, 90 Strafanzeigen gingen bislang ein. Über die Täter weiß die Polizei noch nicht viel - nach Angaben von Augenzeugen und Opfern sollen sie größtenteils nordafrikanischer oder arabischer Herkunft sein.

Bundesjustizminister Heiko Maas (SPD) warnte vor Pauschalurteilen über Flüchtlinge. Er äußerte zudem den Verdacht, die Übergriffe seien im Vorfeld organisiert worden.

Sein Kabinettskollege de Maizière sagte in der ARD weiter: "Die Ereignisse sind abscheulich, empörend und nicht hinnehmbar. Und ich erwarte jetzt dringend eine Aufklärung." Der Minister kritisierte zudem: "Warum konnte man am nächsten Tag noch sagen, es wäre alles friedlich gewesen?"

Übergriffe gegen Frauen in Köln: Pressestimmen
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"Wer Recht so verhöhnt, muss ausgewiesen werden"

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Am Neujahrsmorgen hatte die Kölner Polizei die vorangegangene Nacht noch als recht entspannt beschrieben. Kritik am Einsatz wies sie am Dienstag zurück. "Wir waren nicht überfordert", sagte Polizeipräsident Wolfgang Albers. Der volle Umfang - insbesondere der sexuellen Übergriffe - sei allerdings erst am nächsten Tag klar geworden. Aus Protest gegen die Übergriffe demonstrierten am Dienstagabend etwa 250 bis 300 Menschen vor dem Dom.

Bundesjustizminister Maas sagte: "Niemand sollte die Übergriffe instrumentalisieren, um Flüchtlinge pauschal zu diskreditieren." Er fügte an: "Wenn Asylbewerber unter den Tätern waren, ist das noch lange kein Grund, alle Flüchtlinge unter Generalverdacht zu stellen." Die Täter von Köln müssten konsequent zur Rechenschaft gezogen werden. "Es kommt vor Gericht nicht darauf an, woher jemand kommt, sondern was er getan hat."

Ex-Bundesinnenminister Hans-Peter Friedrich (CSU) forderte ein hartes Durchgreifen. "Die ausländischen Gewalttäter müssen umgehend des Landes verwiesen werden. Wer sich so aufführt, hat kein Recht, in Deutschland zu bleiben", sagte der stellvertretende Unionsfraktionschef dem Redaktionsnetzwerk Deutschland. Es sei zudem "ein Skandal, dass es Tage gedauert hat, bis die öffentlichen Medien die Berichte aufgegriffen" hätten. Mit einem "Schweigekartell und Nachrichtensperren lassen sich die Folgen der unkontrollierten Zuwanderung jedoch nicht lösen".

Der Deutsche Journalisten-Verband (DJV) hatte Kritik zurückgewiesen, dass Medien einseitig berichten und Nachrichten bewusst unterdrücken würden. Journalisten sollten nicht spekulieren, sagte der DJV-Bundesvorsitzende Frank Überall: "Eine nicht durch solide Recherchen gedeckte Verdachtsberichterstattung ist nicht nur unvereinbar mit den Prinzipien des professionellen Journalismus, sondern auch innenpolitisch brandgefährlich."

Auch in Hamburg war es an Silvester zu sexuellen Übergriffen gekommen. Dort gingen 27 Anzeigen ein. Auf der Reeperbahn wurden Frauen nach Polizeiangaben jeweils von mehreren Männern umringt und an der Brust oder im Intimbereich begrapscht. Die Art des Vorgehens sei für Hamburg neu, sagte Polizeisprecher Holger Vehren.

Aus Sicht des Bundes Deutscher Kriminalbeamter (BDK) handelt es sich bei den Übergriffen auf Frauen in Köln indes um eine längst bekannte Masche. "Wer von einer neuen Dimension organisierter Kriminalität spricht, der irrt - oder es fehlen ihm kriminalistische und kriminologische Erkenntnisse", sagte der Bundesvorsitzende des Berufsverbands, André Schulz, dem "Handelsblatt".

(dpa/afp/lukra/das/csr)
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