Remscheid Tornado beschert viel Arbeit

Remscheid · 19 Einsätze zählte die Feuerwehr am Freitagabend, als ein Wirbelsturm über Teile Remscheids hinwegzog und binnen Minuten Dächer abdeckte und Bäume umkippte. Die Reparatur der Schäden wird noch Wochen dauern.

 Im Giebel der Alexander-von-Humboldt-Realschule hält Wilhelm Buschs Lehrer Lämpel mahnend den Zeigefinger in die Höhe. Die Dachdecker hatten dafür am Freitagabend keinen Blick: Sie mussten die Löcher abdichten und lose Ziegel beseitigen, die der Tornado über Remscheid verursacht hatte.

Im Giebel der Alexander-von-Humboldt-Realschule hält Wilhelm Buschs Lehrer Lämpel mahnend den Zeigefinger in die Höhe. Die Dachdecker hatten dafür am Freitagabend keinen Blick: Sie mussten die Löcher abdichten und lose Ziegel beseitigen, die der Tornado über Remscheid verursacht hatte.

Foto: Jürgen moll

Ein Tornado in Remscheid? Guido Eul-Jordan konnte es erst nicht glauben. Von dem Wirbelsturm, der am Freitagabend über Teile Remscheids hinwegzog, blieb Lennep verschont — und damit auch der Wohnort des Feuerwehrchefs. "Ich schaute aus dem Fenster und dachte, hier ist doch gar nichts", sagte Eul-Jordan. Doch nachdem er, von den Mitarbeitern alarmiert, seinen Feierabend abgebrochen hatte und zur Hauptwache geeilt war, zeigte die große Zahl der Anrufe das Ausmaß des Schadens. "Wenn man jetzt die Bilder vom Tornado sieht, dann ist unglaublich, dass keiner verletzt wurde", sagt Eul-Jordan nachdenklich.

Der Wirbelsturm, der vom Morsbach ausgehend über den Stadtkegel in Richtung Lüttringhausen zog, bescherte der Remscheider Feuerwehr 19 Einsätze. 50 Mann waren damit beschäftigt, umgestürzte Bäume zu zerlegen und die Gefahrenstellen rund um abgedeckte Dächer zu sichern. Während des Einsatzes ihrer Berufskollegen besetzte die Freiwillige Feuerwehr Bergisch Born die Hauptwache, um für den Grundschutz zu sorgen. Drei Stunden dauerte der Einsatz, dann war die Gefahrenabwehr beendet.

Dachdecker im Dauereinsatz

Für die 44 Remscheider Dachdeckerbetriebe fing die Arbeit damit erst an. Bis zum Einbruch der Dunkelheit waren die Handwerker damit beschäftigt, abgedeckte Dächer notdürftig zu flicken. "Wir können unsere Kunden doch nicht im Regen stehenlassen", sagt Stephan Kremer, Obermeister der Dachdeckerinnung. Er und seine Kollegen erstellen jetzt Kostenvoranschläge, die bei den Versicherungen eingereicht werden müssen. Die gute Nachricht: Wer eine Gebäudeversicherung abgeschlossen hat, die Sturmschäden einschließt, wird seine Kosten aller Voraussicht nach erstattet bekommen. Die schlechte Nachricht: Schäden, deren Reparatur von den Dachdeckern auf 3000 Euro und mehr geschätzt wird, müssen von Gutachtern beurteilt werden. Außerdem zahlen die Versicherungen längst nicht den gesamten Schaden. Für einen Teil müssen wohl die Hausherren aufkommen, sagt der Obermeister.

In die eigene Tasche greifen muss auch die Stadt. Gegen Sturmschäden wie am Gebäude der Alexander-von-Humboldt-Realschule, wo Dachziegel heruntergefegt wurden, sei man nicht versichert, sagt Thomas Judt, Chef des städtischen Gebäudemanagements. Das Dach habe er gleich abdichten lassen, um Regenschäden zu vermeiden.

Die Mitarbeiter der Remscheider Entsorgungsbetriebe (REB) haben andere Sorgen. Der Tornado hat Unmengen von Ästen und Laub auf Straßen geweht, Dachpfannen übersäen Gehwege und Fahrbahnen. Das beschere seinen Mitarbeitern zwar keine Sonderschichten, aber Mehrarbeit, sagt REB-Abteilungsleiter Dietmar Deller.

Noch bis heute sind Mitarbeiter des Forstamts damit beschäftigt, Schäden im Wald zu beseitigen: Bäume wegzuräumen und abgeknickte Äste zu entfernen. Dabei kommt der im April angeschaffte Forstschlepper zum Einsatz, sagt Forstamtsleiter Markus Wolf. Gewütet habe der Sturm besonders im Bereich Tacker- und Hermannsmühle, wo Bäume auf durchgeweichtem Boden entwurzelt wurden. Aus Sicherheitsgründen wurden dort Wege gesperrt. Laut Wolf sind rund 50 Kubikmeter Holz angefallen.

(RP/top)
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