Duisburg Teuer ist nicht immer auch gut

Duisburg · In einer Großstadt zu wohnen bedeutet meist, mit Umweltbelastungen leben zu müssen. Die Immobilienpreise sind es nicht allein, an denen eine gute Wohnlage zu erkennen ist.

 Rahm gehört zu den bevorzugten Wohngebieten. Darum ließen sich vor knapp zehn Jahren diese Häuser vergleichsweise unproblematisch verkaufen, obwohl sie unmittelbar an der starkbefahrenen Bahntrasse liegen.

Rahm gehört zu den bevorzugten Wohngebieten. Darum ließen sich vor knapp zehn Jahren diese Häuser vergleichsweise unproblematisch verkaufen, obwohl sie unmittelbar an der starkbefahrenen Bahntrasse liegen.

Foto: Archiv

Wo wohnt es sich in Duisburg am besten? Immobilienpreise sind nur ein Indiz dafür, wo es angeblich besonders attraktiv ist. Geringe Belastung durch Industrie und Verkehr, gute Infrastruktur und geringe Kriminalitätsrate sind weitere.

Der Duisburger Süden gilt mit wenigen Ausnahmen als bevorzugte Wohngegend. Doch stimmt das? Rahm beispielsweise ist ein hübscher Vorort mit besonders vielen Eigenheimen auf zum Teil recht großen Grundstücken, hat aber nur eine bedingt gute Infrastruktur. Je nach Windrichtung wirken zudem der Lärm des nahen Flughafens, die den Stadtteil zerschneidende Bahnlinie und die B288, die gerade zur Autobahn ausgebaut wird, als große Belästigung.

Unter dem Verkehrslärm leiden auch andere Stadtteile entlang der stark befahrenen Bundesstraße zwischen dem Rheinufer und dem Breitscheider Kreuz. Ihren Reiz macht aus, dass Kinder hier meist noch in ländlich angehauchter Umgebung aufwachsen können und Baugrundstücke zur Verfügung stehen.

Doch das trifft auch auf Stadtteile im Norden und Westen des Stadtgebietes zu, die unter deutlich weniger Verkehrslärm leiden, dadurch allerdings auch schlechte Verkehrsverbindungen haben. Baerl beispielsweise ist eine wirkliche Wohnidylle am Rhein — zumindest für motorisierte Bewohner. Oder versuchen Sie mal, von dort abends ins Kino zu kommen oder ohne Auto mehr als nur den unmittelbaren Bedarf an Lebensmitteln einzukaufen.

Wer in Walsum wohnt, kennt die Probleme des öffentlichen Nahverkehrs, nimmt die Nähe zur Industrie in Kauf und lässt sich beispielsweise durch den Blick auf das hässliche Kühlturm-Monstrum am Rhein nicht abschrecken. Je nach Lage wird er dafür mit der Nähe zur Rheinaue belohnt oder mit Stadtteilzentren, die durchaus noch dörflichen Charakter haben, Stadtentwickler behaupten schon seit längerem, dass die Außenbezirke Duisburgs in Zukunft den Erwartungen an schönes Wohnen zunehmend weniger genügen werden. Kinderlose Ehepaare oder Singles beispielsweise zieht es eher ins Zentrum, heißt es.

Da gibt es alles in fußläufiger Entfernung. Doch optimale Verkehrsanbindungen bedeuten zugleich wieder unüberhören Verkehrslärm und -abgase. Parkplätze sind dort Mangelware, und viele Restaurants und Kneipen ziehen meist auch auswärtige (motorisierte) Besucher an.

Entscheidende Kriterien bei der Wahl des optimalen Wohnortes in der Großstadt sind neben Infrastruktur (Straßen, Schulen, Ärzte und Geschäfte) und Immobilienpreisen allerdings auch die Sicherheit und die Umweltbelastung. Wo Wohnen besonders attraktiv ist, da schauen auch Einbrecher gerne mal vorbei. Und wie viel Wert hat die schönste Villa, wenn regelmäßig Industrieabgase übers Grundstück ziehen?

(RP/rl)
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