Zugriff auch in Düsseldorf Festgenommene nach Anti-Terror-Einsatz wieder auf freiem Fuß

Düsseldorf · Spezialkräfte der Polizei haben in Düsseldorf und weiteren Städten elf Männer festgenommen. Sie sollen der islamistischen Terrormiliz IS nahestehen. Inzwischen sind sie wieder auf freiem Fuß.

Düsseldorf und Essen: SEK-Einsatz wegen Terror-Verdacht in NRW
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SEK-Einsatz wegen Terror-Verdacht in NRW

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Foto: dpa/Martin Gerten

Der Zugriff in Düsseldorf erfolgte am späten Freitagnachmittag in der Nähe der Kunstakademie in Düsseldorf. Gleichzeitig durchsuchten Spezialeinheiten mehrere Objekte in Essen, Wuppertal, Ulm, Duisburg, Mönchengladbach, Castrop-Rauxel, Dülmen, Selfkant, Lotte und Leichlingen. Mehrere hundert Beamte waren im Einsatz, suchten vor allem nach Sprengstoffdepots. Denn der Anfangsverdacht gegen zunächst sechs Männer deutete darauf hin, dass sie Waffen und Sprengstoff für einen Anschlag horteten. Insgesamt wurden elf Männer, überwiegend Tadschiken im Alter von 22 bis 35 Jahren festgenommen. Bereits am Samstagmittag hat aber die Generalstaatsanwaltschaft die Freilassung aller Festgenommenen angeordnet. Der dringende Tatverdacht habe sich nicht erhärtet, hieß es. Die Ermittlungen seien aber noch nicht abgeschlossen.

Die Irrfahrt eines 19-jährigen Tadschiken in der Essener Innenstadt am Freitag war der Anlass für den Anti-Terror-Einsatz. „Das war der Grund, dass die Durchsuchungsaktion am gestrigen Tage angelaufen ist, um sicherzustellen, dass die Verdächtigen in unserem Tatkomplex nicht tatsächlich an dem Tag etwas umsetzen“, sagte Vollmert weiter. Es habe zwar nicht den Verdacht gegeben, „dass die eine Amokfahrt planen. Aber es gibt ja genügend Beispiele für terroristische Anschläge unter Verwendung eines Kraftfahrzeugs.“ In dem Moment sei nicht auszuschließen gewesen, dass die tadschikische Person in Essen Teil der Gruppierung gewesen sei. Das habe sich aber nicht bestätigt.

Die Düsseldorfer Generalstaatsanwaltschaft leitet die bundesweit geführten Ermittlungen bereits seit mehreren Tagen. Dort ist die für ganz NRW zuständige Zentralstelle zur Terrorismusverfolgung (ZenTer) angegliedert. Den Mitgliedern der Gruppierung, die jetzt im Fokus steht, werde vorgeworfen, „entweder als Zelle der terroristischen Vereinigung ,Islamischer Staat’ (IS) oder als Befürworter der Ziele dieser Organisation sich Waffen und/oder Sprengstoff verschafft zu haben, um damit in der Zukunft einen noch nicht konkret geplanten Anschlag auf dem Gebiet der Bundesrepublik zu begehen“, erklärte Daniel Vollmert, Sprecher der Generalstaatsanwaltschaft.

Nach Informationen unserer Redaktion haben sich die Ermittlungen seit mehreren Tagen auf Düsseldorf konzentriert. Hinweise, nach denen ein Anschlag in der Landeshauptstadt geplant gewesen sein soll, wurden bislang nicht bestätigt. Es gebe keine Hinweise auf konkrete Ziele oder eine konkrete Tat, sagte Vollmert am Samstagmorgen. Die Polizei prüfe jedoch mögliche Verbindungen zur Terrormiliz IS. „Wir vermuten, dass es eine Splittergruppe des IS oder Sympathisanten sind“, sagte er weiter.

Die Maßnahmen hätten am Freitagmorgen begonnen und bis Samstagmorgen gedauert. Es habe der Verdacht bestanden, dass die Verdächtigten Sprengstoff und Waffen in größeren Mengen gesammelt hätten. In Essen setzten die Einsatzkräfte einen Sprengstoff-Spürhund ein, der unter anderem das Auto eines Verdächtigen durchsuchte. Auch mehrere Computer wurden sichergestellt. Es könne Tage dauern, das Datenmaterial auszuwerten, heißt es aus Polizeikreisen.

 SEK-Beamte im Einsatz (Archivbild).

SEK-Beamte im Einsatz (Archivbild).

Foto: RP/dpa

„Wir können froh sein, dass wir das neue Polizeigesetz haben. Denn dadurch können wir die Verdächtigen auch ohne konkreten Tatverdacht deutlich länger festhalten und in Ruhe ausermitteln“, sagte Michael Mertens, NRW-Vorsitzender der Gewerkschaft der Polizei, am Samstagmorgen unserer Redaktion. Kurz darauf teilte die Generalstaatsanwaltschaft mit, dass die Festgenommenen nicht weiter in Haft bleiben sollen.

(Mit Agenturmaterial von dpa)
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