Anschläge geplant Generalbundesanwalt geht gegen mutmaßliche Terrorzelle in NRW vor

Karlsruhe · Fünf Männer aus Tadschikistan sollen Anschläge in Deutschland geplant haben. Einer von ihnen wurde im Kreis Heinsberg festgenommen. Auch scharfe Waffen hatten die Beschuldigten schon.

Der Generalbundesanwalt hat am Mittwochmorgen in Nordrhein-Westfalen vier terrorverdächtige Islamisten aus Tadschikistan festnehmen lassen. Sie und ein fünfter bereits in Untersuchungshaft sitzender Mann sollen im Namen der Terrororganisation Islamischer Staat (IS) Anschläge in Deutschland geplant haben, wie die Bundesanwaltschaft in Karlsruhe mitteilte. Zuerst hatten RTL und „Der Spiegel“ berichtet.

Die Gruppe wollte den Angaben zufolge Anschläge auf Einrichtungen des US-Militärs in Deutschland, aber auch auf Einzelpersonen verüben. So sei ein Islamkritiker als Mordopfer ausgespäht worden. Dabei standen sie laut Bundesanwaltschaft in Kontakt mit zwei ranghohen IS-Führungsmitgliedern in Syrien und Afghanistan, von denen sie entsprechende Anweisungen erhielten. Die Anschläge hätten noch nicht unmittelbar bevorgestanden, erfuhr die Deutsche Presse-Agentur in Karlsruhe. Die Männer hätten aber schon scharfe Schusswaffen gehabt. Einer von ihnen habe außerdem bereits Anleitungen für den Bombenbau besorgt.

Zwei der Beschuldigten wurden in Siegen festgenommen, einer im Kreis Heinsberg und einer im sauerländischen Werdohl im Märkischer Kreis. Das Polizeipräsidium Düsseldorf leitete den Einsatz, an dem auch Spezialkräfte des Landes NRW beteiligt waren. Zudem wurden die Wohnungen der Beschuldigten sowie sechs weitere Objekte in Nordrhein-Westfalen durchsucht. Es habe keine Verletzten gegeben, hieß es. „Alle, die wir haben wollten, haben wir bekommen“, so gut informierte Kreise. Die fünf Männer im Alter zwischen 24 und 32 Jahren sollten im Laufe des Tages in Karlsruhe einem Ermittlungsrichter des Bundesgerichtshofs (BGH) vorgeführt werden. Dieser entscheidet darüber, ob die Terrorverdächtigen in U-Haft kommen.

Der fünfte Mann saß bereits seit März 2019 zunächst wegen anderer Vorwürfe in U-Haft. Wegen des Terrorverdachts hatte dann die Bundesanwaltschaft die Ermittlungen gegen ihn übernommen. Die Anschlagspläne seien nach seiner Festnahme ins Stocken geraten.

Die Männer sollen sich im Januar 2019 dem IS angeschlossen haben. Den Ermittlern zufolge gründeten sie im Auftrag der Miliz eine Zelle in Deutschland. Ursprünglich sollen sie geplant haben, nach Tadschikistan in den Heiligen Krieg zu ziehen. Dann hätten sie ihre Pläne geändert.

Auch sollen die Verdächtigen zur Finanzierung ihrer Pläne sowie zur Unterstützung des IS Geld in Deutschland gesammelt und über Finanzagenten in der Türkei an die Terrormiliz transferiert haben. Um dem IS noch weitere Mittel zukommen zu lassen, soll der fünfte Beschuldigte zudem einen mit 40.000 Dollar dotierten Auftrag für einen Mordanschlag in Albanien angenommen haben. Die Ausführung sei jedoch kurzfristig gescheitert.

Anmerkung: Einer früheren Version dieses Artikels zufolge gab es Festnahmen in Neuss und Essen. Die Bundesanwaltschaft hat ihre Angaben allerdings korrigiert.

(mba/csh/dpa/AFP)
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