Marode Infrastruktur Tempolimits sollen Straßen in NRW schonen

Düsseldorf · Im Regierungsbezirk Düsseldorf gibt es inzwischen auf 507 von rund 1300 Autobahn-Kilometern Geschwindigkeitsbegrenzungen. Grund sind unter anderem marode Brücken, Straßen und Gemäuer.

Marode Brücken, Straßen, Gleise: Hier geht NRW kaputt
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Die teilweise marode Infrastruktur in NRW führt offenbar zu immer mehr Tempolimits und Überholverboten auf den Autobahnen. Besonders belastet sind die Autobahnen im Rheinland und Ruhrgebiet. Auf einigen Abschnitten wie etwa auf der A52 zwischen Essen-Bergerhausen und dem Autobahndreieck Essen-Ost sind sogar nur 60 Stundenkilometer erlaubt.

Die meisten Geschwindigkeitsbegrenzungen gibt es derzeit auf der A40, der A44 und der A46. Tempo 100 gilt auf großen Teilen der A2, A3 und A52. Das geht aus einer Auflistung der Bezirksregierung hervor. "Im Regierungsbezirk Düsseldorf haben wir Tempolimits auf 507 von rund 1300 Autobahn-Kilometern", sagt eine Sprecherin der für die Autobahnen zuständigen Bezirksregierung Düsseldorf.

Die Gründe für die Begrenzungen sind nach Angaben der Bezirksregierung vor allem beschädigte Straßen und Gemäuer, marode Lärmschutzwände, Fehlplanungen, Baustellen und beengte Fahrbahnen. Landesweit müssen sich Autofahrer auf mehr als einem Viertel des rund 4000 Kilometer umfassenden Autobahn-Netzes an zum Teil drastische Geschwindigkeitsbegrenzungen halten.

Die Bauarbeiten an der A59
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Der schlechte Zustand vieler Brücken, wie etwa auf den Rheinüberquerungen (A1) bei Leverkusen und in Duisburg (A40), hat schon ein Tempolimit nach sich gezogen. Neuerdings müssen Autofahrer vielerorts auch wegen poröser Betonschutzwände langsamer fahren. Bei Untersuchungen des Landesbetriebs Straßenbau NRW wurden bislang an fast jeder zehnten Betonschutzwand an Autobahnen und Bundesstraßen Risse festgestellt, von denen ein Sicherheitsrisiko für den Verkehr ausgehen könnte. "Das macht uns zu schaffen", sagt Frank Löchter, Sprecher des Landesbetriebs Straßen NRW.

Nordrhein-Westfalen ist das erste Bundesland, das seine Betonschutzwände auf Standfestigkeit hin untersuchen lässt. Bislang sind an etwa acht Prozent der Wände massive Schäden entdeckt worden. An mindestens sieben Autobahnabschnitten ist die Gefahr für den Verkehr bereits so groß, dass es schon Tempolimits gibt. So dürfen Autos in diesen Bereichen nicht schneller als 100 und Lastwagen maximal 60 Stundenkilometer fahren. Zudem gilt für Lkw ein Überholverbot. Betroffen sind zum Beispiel die Schutzwände am Autobahndreieck Ratingen-Ost in der A-3-Ausfahrt auf einer Länge von 500 Metern. Auf der A4 zwischen dem Autobahnkreuz Olpe-Süd und der Anschlussstelle Eckenhagen sind Risse in den Schutzwänden sogar in beiden Fahrtrichtungen auf einer Länge von neun Kilometern entdeckt worden. Das ganze Ausmaß lässt sich derzeit aber noch gar nicht abschätzen. "Die Untersuchungen dauern noch mehrere Wochen", betont Löchter. Es sei aber davon auszugehen, dass noch mehr entdeckt werde.

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Verkehrsexperten befürchten, dass die Tempolimits in den nächsten Jahren noch weiter zunehmen werden. Auch deswegen fordert die CDU-Fraktion im Landtag einen übergeordneten Baustellenmanager. Die Straßen in NRW seien so verstopft wie in keinem anderen Bundesland, heißt es in einem Antrag der CDU an die Landesregierung. Verantwortlich dafür seien unter anderem eine unkoordinierte und nicht abgestimmte Baustellenplanung, meint CDU-Verkehrsexperte Bernhard Schemmer. "So war zum Beispiel das Verkehrschaos durch die Teilsperrung der A-52-Ruhrtalbrücke zwischen Düsseldorf und Essen unerträglich." Kritik üben die Christdemokraten auch an der Vollsperrung der Autobahn 59 in Duisburg. Dort kommt es täglich zu langen Staus. Die Landesregierun habe die teilweise katastrophalen Auswirkungen auf den Verkehr falsch eingeschätzt, mahnt die CDU.

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Der ADAC sieht keine Alternative zu den Tempolimits. "In Baustellen passieren die meisten Unfälle, darum sollte dort langsam gefahren werden", betonte eine Sprecherin. Jedoch sei NRW wohl tatsächlich das Land mit den meisten Geschwindigkeitsbegrenzungen als Folge maroder Straßen.

(RP)
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