Temperaturen um zehn Grad Winter bleibt weiter zu mild

Düsseldorf · Auch zum Jahresbeginn liegen die Temperaturen in NRW deutlich über dem Durchschnitt für die Jahreszeit. Ob der Winter überhaupt nochmal mit Wucht zurückkommt, ist fraglich. Dagegen sprechen eine Bauernregel, die Statistik und Trendprognosen.

 Das derzeit milde Wetter lädt zu Spaziergängen ein.

Das derzeit milde Wetter lädt zu Spaziergängen ein.

Foto: dpa/Bernd Weißbrod

Nach dem viel zu warmen Silvestertag mit örtlichen Rekordwerten (18,1 Grad am Flughafen Köln/Bonn) darf der dicke Pullover auch in den kommenden Tagen im Schrank bleiben. Zwar fallen die Temperaturen in NRW leicht, liegen aber immer noch deutlich über den Durchschnittswerten der ersten Januarwoche. Winterliche Verhältnisse sind also weiterhin kaum zu erwarten – wohl auch auf längere Sicht nicht. Ob sich damit auch die Bauernregel bewahrheitet, dass der Winter komplett ausfällt, wenn er sich im neuen Jahr bis zum 6. Januar nicht gezeigt hat, muss sich zwar erst noch herausstellen. Aber die Chancen, dass der Januar eher einen milden Verlauf nimmt, sind laut den Langfristmodellen der Wetterdienste relativ hoch.  

So spricht der Deutsche Wetterdienst davon, dass der Trend in Richtung einer zumindest vorübergehenden Hochdrucklage geht, bei der sich wahrscheinlich insbesondere die höheren Luftschichten deutlich erwärmen. Ob sich die Warmluft auch in den Niederungen richtig durchsetzen könne oder ob es eine Inversionswetterlage mit Nebel und Hochnebel bei mäßig warmen Temperaturen in den Niederungen und mit Sonne und milden Wetter im Bergland gebe, sei noch unsicher. Bis zum Ende des seriösen Vorhersagezeitraums am Freitag dieser Woche sei auf jeden Fall kein Wintereinbruch in Sicht, sondern muss mit milden bis sehr milden Werten gerechnet werden. Im Flachland liegen die Temperaturen demnach zwischen neun und 13 Grad, in höheren Lagen bewegen sie sich zwischen fünf und neun Grad. Dabei ist es oft bewölkt und regnerisch bei frischem Wind mit starken bis stürmischen Böen. Von Frühling kann man also nicht wirklich sprechen – zumal sich die Temperaturen durch den Wind auch niedriger anfühlen.

Ob es ab dem kommenden Wochenende genauso mild weitergeht, ist noch ungewiss. Laut dem Deutschen Wetterdienst werden die computergesteuerten Wettermodelle dazu mit leicht abweichenden Daten gefüttert, um mit solchen Kontrollläufen gemeinsame Strukturen in der großräumigen Wetterlage zu erkennen und daraus zumindest Trends ableiten zu können. Die Ergebnisse deuten entweder auf eine höhenwarme Hochdruckwetterlage oder auf ein erneutes Aufleben einer eher milden Westwetterlage hin. Heißt: Der echte Winter lässt weiter auf sich warten. Stattdessen liegt die Jahreszeit bisher eher auf dem Kurs der amerikanischen und europäischen Langfristmodelle, die in ihren – immer mit Vorsicht zu genießenden, weil mit hohen Unsicherheiten belasteten – Vorhersagen einen im Vergleich zum langjährigen Mittel um ein bis zwei Grad zu warmen Januar und Februar berechnet haben.

Näher mit der Bauernregel „Ist bis zum 6. Januar kein Winter, folgt auch keiner mehr dahinter“ hat sich das Portal wetterprognose-wettervorhersage.de beschäftigt und dazu Statistiken ausgewertet. Demnach sind die Winter in den vergangenen 30 Jahren um durchschnittlich 1,4 Grad wärmer geworden, außerdem hat es 11,2 weniger Schneetage und 6,4 weniger Eistage gegeben. Im Zeitraum von 1981 bis 2021 war die Phase bis zum 6. Januar in 20 Jahren nur wenig bis gar nicht winterlich, in 80 Prozent dieser Fälle blieb die Situation über die gesamten Wintermonate unverändert. Erweitert man den Zeitraum auf die vergangenen 100 Jahre, ergibt sich ein leicht abgeschwächtes, aber ähnliches Bild. Insgesamt zeigt sich, dass durch die Klimaerwärmung die Winter zunehmend milder verlaufen, und dieser Trend damit die Bauernregel stützt. Ob auch der diesjährige Winter sich am Ende als zu warm erweisen wird, ist damit jedoch nicht gesagt – die Tendenz aber weist zumindest in diese Richtung.

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