Langenfeld Täter hatte Säureattentat angedroht

Langenfeld · Sultan A. ist völlig aufgelöst. Am Kinn und Unterarm zeugen rote, geschwollene Flecken auf der Haut von der Tat, die die Seniorin am Samstag miterleben musste. "Es tut sehr weh", sagt sie. "Aber mein armes Enkelkind! Warum hat die Polizei das nicht verhindert?"

 Im ersten Stock dieses Hauses in Hilden passierte die Tat.

Im ersten Stock dieses Hauses in Hilden passierte die Tat.

Foto: Olaf Staschik

Reyhan K. war am Wochenende Opfer eines Säureattentats geworden, das wohl von ihrem Ex-Freund in Auftrag gegeben worden war. Auch die Seniorin wurde verletzt, als sie die 20-Jährige von der Tür wegzog, vor der der mutmaßliche 18-jährige Attentäter aus Langenfeld lauerte.

Sultan A. zeigt auf den Schrank und die Badezimmertür gegenüber der Wohnungstür. Es sieht aus, als hätte jemand etwas Flüssiges dagegengeschüttet und nicht wieder weggewischt. "Überall ist die Säure hingekommen", erklärt sie. Die Polizei habe die Teppiche für die Spurensicherung mitgenommen.

Reyhan K. besucht ihre Großeltern fast täglich. Die Deutsch-Türkin wohnt mit ihrer Familie nur ein paar Häuser weiter, ist in Deutschland geboren. "Sie macht im Moment eine Ausbildung zur Großhandelskauffrau", erzählt ihre Mutter Güler K. "Ihre Arbeitskollegen wussten, dass ihr Gefahr droht, und haben sie an manchen Tagen auch nach Hause gebracht." Denn Ex-Freund Serhat, ein 22-Jähriger aus Langenfeld, habe die junge Frau schon seit gut einem Jahr verfolgt, bedroht und angegriffen. "Als sie mit ihm Schluss gemacht hat, hat er ihr gesagt: ,Ich werde dich so entstellen, dass dich kein anderer Mann nach mir mehr nimmt'", berichtet Güler K.

Sie selbst habe von dem Verhältnis der beiden zunächst nichts gewusst. Ihre Tochter habe den Freund verheimlicht. "Erst als die Drohungen anfingen, hat sie es mir erzählt. Seitdem hat sie jeden Tag in Angst gelebt." Am Hildener S-Bahnhof, von dem aus die 20-Jährige zu ihrer Ausbildungsstätte fuhr, habe er ihr aufgelauert und sie geschlagen.

Mehrmals hätten sie Anzeige erstattet — und der jungen Frau ein Auto gekauft, damit sie nicht mehr S-Bahn fahren musste. "Aber es hat alles nichts gebracht", sagt die Mutter verzweifelt. Die Säure habe sich auf die rechte Körperhälfte ergossen: vom Gesicht über Hals, Arm und Bein und auch den Rücken, weil sie sich spontan vom Attentäter weggedreht habe. Die größte Sorge ihrer Tochter sei es, für immer entstellt zu sein. "Ich habe ihr gesagt, dass es das Wichtigste ist, noch beide Augen zu haben. Falls Narben übrigbleiben, kann man die immer noch angehen."

(sug)
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