Kleve Suche nach Bomben am Klever Rathaus

Kleve · Wegen des baldigen Rathaus-Abrisses wird auf dem Minoriten-Parkplatz nach Blindgängern gesucht. Erste Bohrungen ergaben, dass die Arbeiten länger als geplant dauern – und deshalb muss die Stadt sich nun an den Kosten beteiligen.

Kleve: Suche nach Bomben am Klever Rathaus
Foto: GOTTFRIED EVERS

Wegen des baldigen Rathaus-Abrisses wird auf dem Minoriten-Parkplatz nach Blindgängern gesucht. Erste Bohrungen ergaben, dass die Arbeiten länger als geplant dauern — und deshalb muss die Stadt sich nun an den Kosten beteiligen.

Kleve: Suche nach Bomben am Klever Rathaus
Foto: Evers, Gottfried (eve)

"Kampfmittelräumung" ist auf dem weißen Zettel zu lesen. Symbole warnen vor Explosionsgefahr, verbieten das Rauchen und offenes Feuer. Mit Flatterband sind 20 x 20 Meter des Parkplatzes am Minoritenplatz abgesperrt. Was dahinter geschieht, ähnelt der Suche nach einer Stecknadel im Heuhaufen.

 Truppführer Ron Göhrig senkt die Sonde, die Magnetfeldmessungen liefert, in eines der Bohrlöcher.

Truppführer Ron Göhrig senkt die Sonde, die Magnetfeldmessungen liefert, in eines der Bohrlöcher.

Foto: Gottfried Evers

Nur ist das, wonach drei Mitarbeiter der Firma KMB Kampfmittelbergung dort im Auftrag des Kampfmittelbeseitigungsdienstes der Bezirksregierung Düsseldorf suchen, weitaus gefährlicher als eine Nadel. Unter Regie des Truppführers Ron Göhrig (39) suchen ein Baggerführer und ein Räumarbeiter nach Blindgängern im Erdreich — nach Bomben, die im Zweiten Weltkrieg in der Nähe des Rathauses aufgeschlagen, aber nicht explodiert sind.

Die Suche erfolgt nicht planlos. Anhand von Luftbildaufnahmen, die die Alliierten während des Krieges gemacht hatten — etwa 330 000 dieser Fotos stehen heute der Kampfmittelbeseitigung im Regierungsbezirk Düsseldorf zur Verfügung —, hatten Fachleute ermittelt, dass in Rathausnähe wahrscheinlich Blindgänger im Erdreich schlummern. Drei "Verdachtspunkte" machten sie dort aus.

An 13 Stellen im Abstand von etwa 1,70 Metern hatten die KMB-Mitarbeiter bis gestern Mittag sieben Meter tief gebohrt. Normalerweise liegen Bomben nicht tiefer unter der Erde. Doch die Sonde, die in die Bohrlöcher hinabgesenkt wurde und die in drei Ebenen Magnetfeldmessungen liefert, sendete Daten, die erst mal alle Pläne zunichte machte. "In dem Bereich sind etwa vier Meter nach dem Krieg aufgeschüttet worden. Wir müssen also vier Meter tiefer bohren", berichtete der Truppführer. Doch dazu musste zusätzliches Bohrgestänge nach Kleve geschafft werden. "Eigentlich wollten wir am Wochenende fertig sein. Nun dauert's wohl bis Ende nächster Woche", sagt Truppführer Ron Göhrig. Weitere Konsequenz: Die Stadt muss sich an den Kosten beteiligen. "Wenn alles normal läuft, zahlt das Land. Nun muss Kleve auch einen Teil bezahlen", sagte Theo Brock vom Ordnungsamt.

Nötig ist die Blindgänger-Suche am Klever Rathaus, weil diese auch fast sieben Jahrzehnte nach ihrem Abwurf noch explodieren können — beispielsweise durch eine Erschütterung. Und Erschütterungen wird es rund um das Rathaus bald einige geben. Schließlich haben Anfang der Woche Vorbereitungen für dessen Abriss begonnen. "Da ist mit einigem an Schwerlastverkehr zu rechnen", meint Theo Brock

Die Sondierungsbohrungen in Rathausnähe sind nicht die Ersten in Kleve. Zuletzt war auch beim Neubau des Rilano-Hotels sowie beim Bau des Alleenradweges am Bahnhof so nach Blindgängern gesucht worden. In beiden Fällen war das Ergebnis negativ. "So ist das — mal wird was gefunden, mal auch nicht", sagt Ron Göhrig, der übrigens keine Gefahr sieht, dass bei einer Bohrung eine Bombe zur Explosion gebracht werden könnte. Er sagt: "Wir machen ja Messungen mit der Sonde, und bohren nur so weit, wie die Messung reicht."

Auch die nächste Blindgängersuche am Minoritenlatz ist absehbar — zumindest, wenn die umstrittenen Sontowski-Baupläne verwirklicht werden. Dann könnte die Suche noch schwerer werden. "Es gibt Luftbilder. Aber die Zerstörungen waren dort so groß, dass keine vernünftige Auswertung möglich ist. Da ist einfach nix zu erkennen — außer Schutt und Asche." Sondierungsbohrungen wären nicht sinnvoll. Stattdessen müsste laut Theo Brock die Erde schichtweise abgetragen und schichtweise im Oberflächenbereich mit einer Sonde nach Bomben gesucht werden.

Darüber will sich der Mitarbeiter des Ordnungsamtes aber noch keine Gedanken machen. Theo Brock meint: "Es ist ja noch gar nicht entschieden, ob und was dort gebaut wird. Warten wir das erst mal ab."

Truppführer Ron Göhrig hat ebenfalls andere, aktuelle Sorgen. Der 39-Jährige ärgert sich über die Menschen, die Warnschilder missachten und über seine "Baustelle" laufen — nur um sich einen kleinen Umweg zu sparen. Der Truppführer berichtet: "Allein heute Vormittag waren das bestimmt 100 Leute. Einer ist noch hingefallen — und hat uns beschimpft. Nicht zu fassen!"

(RP)
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