Höchste Warnstufe für Küsten „Da kommt einer der schwersten Orkane seit Jahren“

Düsseldorf · Meteorologen stufen Sturmtief „Zeynep“ als extrem gefährlich ein. An der Nordseeküste könnten bei den Windgeschwindigkeiten Rekordwerte erreicht werden. In Nordrhein-Westfalen sind vor allem nördliche Regionen betroffen. Der Höhepunkt des Sturms wird gegen 20 Uhr erwartet.

Die Menschen in Norddeutschland müssen sich am Freitag auf einen der schlimmsten Stürme der vergangenen Jahrzehnte einstellen. „Das könnte an den Küsten einer der schwersten Orkane seit 30 Jahren, möglicherweise sogar seit Beginn der Wetteraufzeichnungen werden“, sagte Extremwetter-Experte Frank Böttcher am Vormittag. Erwartet werden dort Windgeschwindigkeiten von bis zu 160 km/h, der Spitzenwert liegt bislang bei 163 km/h im Jahr 1976 auf Norderney. Der Deutsche Wetterdienst (DWD) hat daher für die Nordseeküste die höchste Unwetterwarnstufe ausgerufen. „Das ist schon ein extrem gefährlicher Orkan, der da auf uns zukommt“, sagt DWD-Sprecher Andreas Friedrich. Das Ereignis erreiche die Grenze dessen, was meteorologisch in der Region überhaupt möglich sei, so Böttcher. 

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So wütet Sturmtief „Ylenia“ über Deutschland

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Foto: dpa/Daniel Bockwoldt

 Das Windsystem kommt wohl so gegen 16 Uhr von den Britischen Inseln her im westlichen Niedersachsen an und arbeitet sich dann zügig voran – Tief „Zeynep“ ist ein sogenannter Schnellläufer. Mit dabei sind auch starke Gewitter, die Hagel bringen können. „Gegen 20 Uhr erwarten wir dann im norddeutschen Binnenland die schwerste Lage mit schweren Sturm- und Orkanböen“, erklärt Böttcher. Wirklich brisant werde es aber an den Küsten um Mitternacht, weil dann ein sogenannter Trog, der stärkste Bereich des Windfelds, über die Küsten zieht. DWD-Meteorologe Friedrich bezeichnet die Situation als außergewöhnlich, wobei die Ostseeküste möglicherweise glimpflicher davonkommt. „Wir wissen auch noch nicht, wie weit sich die hohen Windgeschwindigkeiten nach Süden ausbreiten“, sagt Friedrich. 

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Foto: dpa/Marius Becker

 Zwar selten, aber nicht auszuschließen bei der Wetterlage seien auch Tornados. Diese würden aber nur vereinzelt und sehr isoliert auftreten. Friedrich: „Das sind sicher Extremfälle, die wir aber nicht unterschätzen dürfen.“ Mit hoher Wahrscheinlichkeit aber muss in einigen Regionen Norddeutschlands mit einer schweren Sturmflut gerechnet werden, warnt Bernd Brügge, Leiter Abteilung Meereskunde beim Bundesamt für Seeschifffahrt und Hydrographie. Betroffen sein werden wohl unter anderem Cuxhaven, Hamburg und Büsum. Auch von massiven Einschränkungen des Bahnverkehrs ist vor allem in Norddeutschland auszugehen. 

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Sturmtief „Ylenia“ zieht über NRW

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Foto: dpa/Alexander Forstreuter

 Nordrhein-Westfalen könnte mit etwas Glück deutlich glimpflicher davonkommen. Der Orkan trifft wohl hauptsächlich den Norden von NRW. Im Laufe der ersten Nachthälfte sind laut DWD besonders im Nordosten noch Sturm- und schwere Sturmböen zwischen 80 und 100 km/h wahrscheinlich und einzelne orkanartige Böen bis 110 km/h nicht ausgeschlossen. Sonst ist verbreitet mit stürmischen Böen um 70 km/h zu rechnen. In der zweiten Nachthälfte flaut der Wind dann ab. Am Samstag bleibt es vor allem im Bergland stürmisch, auch schwere Sturmböen sind möglich. Mit dem Sturm einher geht Dauerregen, der am Sonntag hauptsächlich das Bergische Land trifft.  

 Orkan „Zeynep“ könnte an den Küsten große Schäden anrichten.

Orkan „Zeynep“ könnte an den Küsten große Schäden anrichten.

Foto: dpa-tmn/Armin Weigel

 Auch in Norddeutschland flaut der Wind in der zweiten Nachthälfte wieder ab. Insgesamt ziehen aber in den nächsten Tagen weitere Windfelder über Deutschland hinweg. Dadurch bleibt die Gefahr von herabfallenden Ästen oder umstürzenden Bäumen weiter bestehen. Gerade vorgeschädigte Bäume können auch Tage später bei schwachem Wind umfallen, warnt Böttcher: „So ein Sturm ist in jedem Fall eine starke Belastung für die Natur.“ 

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