Studie zu Work-Life-Green-Balance Kurze Wege ins Grüne im Ruhrgebiet

Düsseldorf · Eine Studie hat untersucht, in welchen Metropolregionen die Menschen am schnellsten in der Natur sind.

 Am Rhein-Herne-Kanal, der unter anderem durch Oberhausen verläuft, stoßen Industrie und Natur aufeinander.

Am Rhein-Herne-Kanal, der unter anderem durch Oberhausen verläuft, stoßen Industrie und Natur aufeinander.

Foto: Anne Orthen (ort)/Orthen, Anne (ort)

Dass es im Ruhrgebiet fast nirgendwo weit ist bis zum nächsten Naherholungsgebiet, muss man den Menschen dort nicht erzählen. Allerdings herrscht jenseits der Region verbreitet die Meinung vor, dass sich dort bestenfalls Industriebrachen aneinanderreihen. Eine Big-Data-Studie des Instituts der deutschen Wirtschaft (IW) beweist nun erstmals, dass die Fahrrad- und die Gehzeiten ins Grüne in der Metropole Ruhr sowohl vom Arbeitsplatz (Work-Green) als auch vom Wohnort (Life-Green) aus zu den kürzesten in ganz Deutschland gehören. Ermittelt wurde, wie schnell Beschäftigte und Einwohner die nächste Grünfläche erreichen können. Bei dieser sogenannten Work-Life-Green-Balance belegt das Ruhrgebiet im Vergleich mit sieben weiteren deutschen Metropolregionen den zweiten Platz – einen größeren Standortvorteil bietet nur die Region Rhein-Main.

Bei der Frage nach der Erreichbarkeit von Grünflächen geht es nicht nur um den Erholungsfaktor, sondern auch um wirtschaftliche Aspekte. „Das ist sehr wichtig für die Lebensqualität in dicht besiedelten Regionen und ein echter Standortfaktor im Wettbewerb um qualifizierte Fachkräfte“, sagt der Leiter der Studie und Geschäftsführer von IW Consult, Hanno Kempermann. Bislang wurden die Zeiten, die man von zu Hause oder dem Büro ins Grüne benötigt, aber nie genau nachgehalten. Die Studie schließt nun diese Lücke.

Bei der Ergebnisberechnung für die acht Metropolregionen hat das IW insgesamt rund 2,85 Millionen Unternehmen, 1,34 Millionen Zensuspunkte und 200.000 Grünflächen berücksichtigt. Verglichen wurden neben dem Ruhrgebiet die Metropolregionen Rhein-Neckar, Stuttgart, München, Frankfurt/Rhein/Main, Hamburg, Berlin-Brandenburg und Rhein. Letztere umfasst neun kreisfreie Städte, darunter Köln, die Städteregion Aachen sowie elf Landkreise.

Die Metropole Ruhr belegt im Ranking zweimal den zweiten Platz: Vom Arbeitsplatz aus benötigen Menschen in der Region im Durchschnitt nur dreieinhalb Minuten mit dem Fahrrad und zehn Minuten zu Fuß ins Grüne (Work-Green). Vom Wohnort aus sind es nur drei Minuten Fahrt- oder neun Minuten Gehzeit (Life-Green). Die Region Rhein-Main erzielt einen ersten Platz (Work-Green) und einen dritten (Life-Green). In der Metropolregion Hamburg ist man vom eigenen Zuhause aus am schnellsten im Grünen, hingegen reicht es bei der durchschnittlichen Fahrt- und Gehzeit der Beschäftigten nur für den siebten Platz. Die Metropolregion Rhein erreicht im Vergleich der acht Regionen über alle Kategorien hinweg nur den fünften Platz.

„Die Metropole Ruhr will die grünste Industrieregion der Welt werden. Dabei spielen der Erhalt und der Ausbau von Grünflächen eine wichtige Rolle. Die Studienergebnisse zeigen, dass wir auf einem sehr guten Weg sind und sich die bisherigen Anstrengungen auszahlen“, sagt Karola Geiß-Netthöfel, die Regionaldirektorin des Regionalverbands Ruhr (RVR), der die Studie beauftragt hat. Helfen bei der weiteren ökologischen Transformation des Ruhrgebiets soll die Internationale Gartenausstellung 2027. Geiß-Nettehöfel verspricht sich davon wichtige Impulse für ein nachhaltiges Leben, Wohnen und Arbeiten.

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