Auswirkungen der Corona-Pandemie Weniger Geld von Investoren - aber Start-ups verkraften Krise

Düsseldorf/Frankfurt am Main · Sinkende Umsätze, zurückhaltendere Investoren: Die Pandemie hat Start-ups in Deutschland zu schaffen gemacht. Doch die Branche scheint das Corona-Jahr 2020 mit einem blauen Auge überstanden zu haben.

 Start-ups überstehen die Corona-Krise besser als gedacht.

Start-ups überstehen die Corona-Krise besser als gedacht.

Foto: dpa/Jens Kalaene

Start-ups aus Nordrhein-Westfalen haben im vergangenen Jahr die Corona-Krise zu spüren bekommen. Junge Unternehmen sammelten bei Investoren weniger Geld ein, wie eine am Mittwoch veröffentlichte Studie der Beratungsgesellschaft EY zeigt. Das Finanzierungsvolumen sank von 268 Millionen Euro 2019 auf 196 Millionen Euro. Die Zahl der Finanzierungsrunden ging von 87 auf 62 zurück.

NRW bleibt damit deutlich hinter den deutschen Start-up-Hochburgen Berlin und Bayern zurück. In Berlin steckten Investoren fast 3,1 Milliarden Euro in Start-ups, in Bayern waren es 1,5 Milliarden Euro. Das bevölkerungsreichste Bundesland NRW hat laut Studie einen Marktanteil von 4 Prozent an den Start-up-Finanzierungen in Deutschland.

Bundesweit erhielten Start-ups im vergangenen Jahr 5,3 Milliarden Euro von Investoren und damit 15 Prozent weniger als im Rekordjahr 2019. Große Deals über 100 Millionen Euro gab es seltener. Die 5,3 Milliarden waren aber der zweithöchste Wert der vergangenen Jahre, und es kamen auch mehr Start-ups an Investorengeld: Die Zahl der Finanzierungsrunden stieg um sechs Prozent auf 743 - ein Höchststand. Das von vielen befürchtete große „Start-up-Sterben“ sei im vergangenen Jahr aber ausgeblieben, heißt es in der Studie.

Allgemein hat die deutsche Start-up-Landschaft die Corona-Krise laut der Studie bislang recht gut verkraftet. „Es gibt einen Corona-Effekt bei den Risikokapitalinvestitionen“, sagte Hubert Barth, Vorsitzender der Geschäftsführung von EY Deutschland. Dieser zeige sich in erster Linie im Rückgang der großen Deals, während es mehr kleine Finanzierungsrunden gegeben habe. Für eine Entwarnung sei es aber zu früh. Wegen der ausgesetzten Insolvenzanmeldungspflicht sei nicht klar, wie es den vielen kleinen Firmen gehe, die nicht im Investorenfokus stünden und möglicherweise vollständig mit Eigenmitteln finanziert seien.

In der Corona-Krise floss EY zufolge deutlich mehr Geld in Start-ups aus der Gesundheitsbranche, aber auch Mobilitätsfirmen standen bei Investoren hoch im Kurs. Die größte Transaktion in Deutschland 2020 war eine Finanzspritze von 255 Millionen Euro für die Berliner Auto1 Group mit ihrer Gebrauchtwagen-Plattform, gefolgt von 218 Millionen Euro für den Münchner Flugtaxi-Entwickler Lilium. Auf Rang drei stand eine Finanzierung für das Berliner Start-up Tier Mobility, das Elektro-Roller verleiht (212 Millionen Euro).

Von den fünf größten Finanzierungsrunden entfielen vier auf Berlin, eine auf Bayern. München habe sich als Nummer zwei etabliert, sagte EY-Partner Thomas Prüver. Gründer aus Bayern sammelten 1,5 Milliarden Euro und damit etwa halb so viel Geld ein wie die Konkurrenz in der Start-up-Hochburg Berlin (3,1 Milliarden).

(dpa/lnw)
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