Kaarst Stromleitung: Kaarster will Entschädigung

Kaarst · Auf 3,5 Kilometern Länge soll die neue 380-kV-Höchstspannungsfreileitung über Grund und Boden von Heinrich Müllers führen. Für erste Probebohrungen hat er dem Energieversorgen "Amprion" ein Betretungsverbot erteilt.

 "Kleinere" Strommasten hat Heinrich Müllers bereits heute auf seinen Grundstücken stehen.

"Kleinere" Strommasten hat Heinrich Müllers bereits heute auf seinen Grundstücken stehen.

Foto: Linda Hammer

Heinrich Müllers gehört nicht zur Bürgerinitiative "Pro Kabel Kaarst". Er kämpft demnach auch nicht gegen die Errichtung der neuen 380-kV-Höchstspannungsfreileitung, die künftig im Kaarster Norden auf 3,5 Kilometern Länge über seine insgesamt 7,5 Hektar Grund und Boden führen soll. Er sagt sogar: "Wenn das nötig ist, um die Stromversorgung in Deutschland zu sichern, dann ist das halt so."

Aber Heinrich Müllers will aber auch sein Recht — auf eine, wie er sagt, "vernünftige Informationspolitik" und eine angemessene Entschädigung dafür, dass er dem Energieversorger "Amprion" Platz für die Leitungen samt Masten auf seinen Grundstücken gewährt. Weil ihm nach eigener Auffassung derzeit beides verwehrt wird, hat der staatlich geprüfte Landwirt jetzt ein Betretungsverbot für seine Flächen und die seiner Pächter, zu denen zum Beispiel auch die Baumschule "Schmitz" gehört, erteilt.

Eigentlich wollte "Amprion" in Kaarst in dieser Woche mit Probebohrungen zur Untersuchung der Bodenbeschaffenheit beginnen. "Die Probebohrungen sind nötig, um das genaue Maß für die Fundamente der neuen Masten bestimmen zu können", sagt Unternehmenssprecherin Joëlle Bouillon. Laut Energiewirtschaftsgesetz sei "Amprion" zu den Untersuchungen grundsätzlich berechtigt, alle betroffenen Grundstückseigentümer seien darüber Ende April informiert worden. Heinrich Müllers ist das — abgesehen von der Kurzfristigkeit — zu wenig Information.

"Keiner meiner Pächter hat darüber Bescheid bekommen", sagt er. "Die Felder sind bestellt. Dort wachsen Rüben und Weizen. Deshalb wüsste ich zum Beispiel gerne, wie groß die Bohrrohre sind, wie viel Erdboden abgeschoben wird und wie der entstandene Schaden ausgeglichen wird." Die Informationsweitergabe von "Amprion" sei diesbezüglich katastrophal. "Dort sitzt man auf einem verdammt hohen Roß."

Zur Sicherung der Energieversorgung will die "Amprion GmbH" das Stromnetz in NRW ausbauen. Geplant ist unter anderem die Errichtung einer neuen 380-kV-Höchstspannungsfreileitung zwischen den Umspannanlagen Osterath und Rommerskirchen. Auf Kaarster Stadtgebiet würde die Leitung auf circa 4,4 Kilometern Länge von Norden nach Süden verlaufen: östlich der L 154, von der Alten Landwehr über die L 30 und die A 52, weiter über die Neusser Straße, östlich entlang der Wohnbebauung Im Rottfeld/Kampwebersheide und ab der Autobahnanschlussstelle Holzbüttgen parallel zur A 57, wo sie im Bereich des Gewerbegebiets Hüngert das Stadtgebiet dann wieder verlässt.

Etwa fünf Prozent seines Bodens, schätzt Müllers, wird er nicht mehr landwirtschaftlich nutzen können, wenn die Probebohrungen stattfinden. Abgesehen davon: "Die Stadt bekommt einmalig 176 000 Euro dafür, dass sie ,Amprion' erlaubt, die Leitung über Kaarster Stadtgebiet zu führen", sagt er. "Mir wurden dafür 280 Euro pro Jahr angeboten. Das reicht aber als Nutzungsentschädigung nicht aus."

Jedenfalls: Das Betretungsverbot, sagt Joëlle Bouillon, werde "Amprion" selbstverständlich zunächst akzeptieren. "Wir werden jetzt versuchen, weitere Gespräche zu führen. Wenn das nicht funktioniert, bleibt nur der gerichtliche Weg."

(NGZ/rl)
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