Nordrhein-Westfalen Streit um Handy-Verbote an Schulen

Meerbusch · Nicht nur in Familien ist der Umgang mit dem Smartphone Diskussionsthema, auch in der Schule. Schüler, Lehrer und Eltern legen gemeinsam die Regeln für ihr Haus fest. An einigen Lehranstalten sind Handys tabu – aus gutem Grund.

Das sagen Schüler zum Thema Handyverbot
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Foto: Bretz, Siemes

Nicht nur in Familien ist der Umgang mit dem Smartphone Diskussionsthema, auch in der Schule. Schüler, Lehrer und Eltern legen gemeinsam die Regeln für ihr Haus fest. An einigen Lehranstalten sind Handys tabu — aus gutem Grund.

Obwohl draußen die Sonne scheint, bleiben am Mataré-Gymnasium in Meerbusch manche Kinder lieber in der Klasse. "Sie sitzen dann im Dunkeln, weil sie dort auf dem Display ihres Handys mehr erkennen können", sagt Schulleiter Christian Gutjahr-Dölls. Über diese Form der Pausengestaltung gebe es auch im Kollegium unterschiedliche Meinungen. Die einen fänden es besser, die Kinder würden sich draußen austoben und mit ihren Mitschülern auseinandersetzen. Die anderen vertreten den Standpunkt, die Pause gehöre den Schülern, und sie dürften sie auch so gestalten, wie es ihnen gefällt. "Die Diskussion um das Handy erhitzt die Gemüter", stellt Gutjahr-Dölls fest.

Am Mataré-Gymnasium dürfen die Schüler in der Aula und auf dem Schulhof das Handy benutzen, in den Klassen ist es tabu. Eine generelle gesetzliche Regelung für den Umgang gibt es nicht. Die Schulen entscheiden eigenverantwortlich über die Handy-Nutzung, betont ein Sprecher des NRW-Bildungsministeriums. An den meisten Schulen müssen Handys ausgeschaltet in der Tasche bleiben. Die Schulkonferenz — bestehend aus Eltern, Schülern und Lehrern — setzt die Regeln fest. Da sich die Schüler aktiv am Unterricht beteiligen müssen (Paragraph 42, Schulgesetz), darf der Unterricht durch die Nutzung von Handys nicht gestört werden. Allerdings werden private Geräte durchaus im Unterricht eingesetzt — wenn etwa Schüler für Übungen Vokabeln nachschauen sollen.

"Das Handyverbot bringt mehr Ruhe in unsere Schule"

Die Piratenfraktion hat nun einen Antrag in den Landtag eingebracht, der die Landesregierung auffordert, im ganzen Land dafür zu werben, dass ein "generelles Handyverbot keinen sinnvollen Ansatz in der modernen Schulpolitik" darstellt. Eine Schule mit Handyverbot ist zum Beispiel die Gesamtschule Duisburg-Mitte. "Wir haben seit zehn Jahren ein komplettes Handyverbot auf dem Schulgelände", sagt Leiter Ernst Wardemann. Werden Kinder mit Handy erwischt, werden diese einkassiert — bei jüngeren Schülern müssen es am nächsten Tag die Eltern abholen.

"Das Handyverbot bringt mehr Ruhe in unsere Schule", betont Wardemann. Da viele Kinder mit öffentlichen Verkehrsmitteln unterwegs seien, befürwortet er es zwar, dass sie mobil erreichbar seien. "Dass sie ein Handy aber in der Schule benötigen, um ihre Eltern über einen Stundenausfall zu informieren, ist ein Pseudoargument." Kein Kind verlasse bei Unterrichtsausfall die Schule, ohne dass diese die Eltern informiert hat.

Problem Cybermobbing

Auch an der Städtischen Realschule Nettetal muss beim Betreten des Schulgeländes das Handy ausgeschaltet sein. "Wir haben uns aus Jugendschutzgründen dafür entschieden", erklärt Schulleiter Joachim Sczyrba. Die Lehrer könnten nicht kontrollieren, was die Jugendlichen mit ihren Handys machen oder anschauen. Die Schüler sollen etwa andere damit nicht fotografieren. "Wir wollen alles verhindern, was den Missbrauch von Handys angeht."

Cybermobbing ist eines der Hauptprobleme, das sich durch alle Jahrgangsstufen an NRW-Schulen zieht. Das Mataré-Gymnasium nimmt wie viele andere am Landesprogramm "Medienscouts" teil, bei dem Schüler sensibilisiert und als Lotsen für Mitschüler ausgebildet werden. Kursieren diffamierende Bilder zum Beispiel über Whatsapp, greife die Schule rigoros durch, betont Gutjahr-Dölls. Bei Cybermobbing etwa könne die Schulkonferenz zeitweise verschärfte Handy-Regeln einführen, betont das Ministerium.

Einige Schulleiter würden ein Handyverbot befürworten, wissen aber nicht, wie sie es durchsetzen sollen. "Sinnvoll wäre es schon", sagt Michael Baltes, Schulleiter am Düsseldorfer St.-Ursula-Gymnasium, wo die Kinder ihr Handy nur ausgeschaltet bei sich tragen dürfen. "Es können sich aber morgens keine Bodyguards zur Handy-Kontrolle vor der Schule versammeln - das ist nicht machbar."

(RP)
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