Neue Regelung für Straßenkarneval Land setzt auf „Brauchtumszonen“

Düsseldorf · Der Straßenkarneval soll in ausgewiesenen Bereichen stattfinden, in denen höhere Schutzmaßnahmen gelten. Das ergab ein Treffen von Gesundheitsminister Laumann mit den Oberbürgermeisterinnen und dem Oberbürgermeister der Karnevalshochburgen Köln, Düsseldorf, Bonn und Aachen.

 Der Straßenkarneval soll diesmal in Brauchtumszonen stattfinden.

Der Straßenkarneval soll diesmal in Brauchtumszonen stattfinden.

Foto: dpa/Roberto Pfeil

Mit „räumlich abgegrenzten Brauchtumsgebieten innerhalb der Städte“ will die Landesregierung den Straßenkarneval ermöglichen. Das ergab ein Treffen von Gesundheitsminister Karl-Josef Laumann (CDU) mit den Oberbürgermeisterinnen und dem Oberbürgermeister der Karnevalshochburgen Köln, Düsseldorf, Bonn und Aachen. In den ausgewiesenen Bereichen, in denen mit größeren Menschenansammlungen zu rechnen ist, sollen dann einheitlich höhere Schutzmaßnahmen gelten, teilte das NRW-Gesundheitsministerium mit. Außerdem werden in diesen Zonen zusätzlichen Anziehungspunkte wie zum Beispiel Karnevalsumzüge untersagt. In den meisten größeren Städten waren die Umzüge aber ohnehin schon abgesagt oder verschoben worden. Am Montag hatte auch der Festausschuss Dortmunder Karneval mitgeteilt, auf den Rosenmontagszug in diesem Jahr verzichten zu müssen.

Die Landesregierung will die genauen Inhalte der neuen Regelungen für Brauchtumsgebiete nun erarbeiten und in die Anpassungen der Coronaschutzverordnung aufnehmen. Die aktuelle Verordnung gilt noch bis einschließlich 9. Februar. Noch ist zudem unklar, wie die Karnevalshochburgen Düsseldorf und Köln das Ergebnis des Treffens bewerten. In Düsseldorf erklärte Oberbürgermeister Stephan Keller (CDU), dass man die Regelungen des Landes abwarten wolle.

In Köln wollte man vor einer Stellungnahme erst noch die Ergebnisse des Runden Tischs zum Karneval mit einbeziehen, der am Montagabend tagte. Seitens des Festkomitees Kölner Karneval hieß es, der Austausch scheine nun mehr Klarheit für den kommenden Straßenkarneval zu bringen, und „das begrüßen wir natürlich“. In Köln sei ab Weiberfastnacht mit großem Andrang zu rechnen, und darauf müsse die Stadt entsprechend vorbereitet sein, sagte Festkomitee-Sprecherin Tanja Holthaus. „Was die neuen Regelungen für mögliche Open-Air-Veranstaltungen von uns und unseren Gesellschaften im Detail bedeuten, wird sich erst in den nächsten Tagen zeigen, wenn die heute besprochenen Themen in entsprechende Verordnungen gegossen werden.“

Die Aachener Bürgermeisterin Sybille Keupen (parteilos) erklärte, sie habe größtes Verständnis für die Menschen, die angesichts der besonderen Belastungen eine große Sehnsucht nach Normalität auch im Karneval hätten. Dennoch sei Vorsicht angebracht. „Der gemeinsam abgestimmte Rahmen gibt uns vor Ort Möglichkeiten und Regeln, auf die lokalen Besonderheiten und Herausforderungen besonnen zu reagieren“, sagte Keupen.

In Duisburg wurden die Pläne eher skeptisch aufgenommen. „Fraglich ist, was ,abgegrenzte Brauchtumsgebiete’ sind und wie die Städte diese Vorgabe rechtssicher umsetzen sollen“, sagte Krisenstabsleiter Martin Murrack. „Spannend wird auch, wie die Situation vor diesen Bereichen aussehen wird, das scheint mir final noch nicht durchdacht zu sein.“ Mönchengladbachs Oberbürgermeister Felix Heinrichs (SPD) erklärte, er könne nicht erkennen, wie das Brauchtum unterstützt würde. Er sieht die Gefahr, dass die Zonen von privaten Veranstaltern bespielt werden. Das aber sei nicht Sinn der Sache, wenn das Brauchtum gestärkt werden solle. „Wir werden uns aber die Verordnung, wenn sie vorliegt, genau ansehen“, betont Heinrichs. Vieles sei noch unklar, etwa ob die Zonen stichprobenartig kontrolliert werden könnten oder eingezäunt werden müssten.

Heinrichs selbst war zu der Runde der Oberbürgermeister mit NRW-Gesundheitsminister Laumann nicht eingeladen – wie auch bei etlichen Treffen von Karnevalsverbänden mit dem Land die Mönchengladbacher Karnevalsvertreter stets außen vor geblieben waren. Das sei schade, so Heinrichs. Denn es sei wichtig, nicht nur auf Städte wie Köln oder Düsseldorf zu blicken, weil es woanders spezifische Besonderheiten gebe. In Mönchengladbach gebe es immerhin auch fast 40 Karnevalsgesellschaften mit rund 7000 Aktiven.

In den vergangenen Wochen hatte es immer wieder Debatten gegeben, weil es bisher keine verbindlichen Regelungen für den Straßenkarneval gibt. Viele Vereine haben ihre Umzüge abgesagt – verboten wären sie aber nicht. Unter anderem der Kölner Karnevalspräsident Christoph Kuckelkorn hatte „ein klares Statement von der Politik, wohin es geht“ gefordert. Ihm ging es dabei auch um den Karneval drinnen: Während die Vereine ihre Sitzungen freiwillig weitgehend abgesagt hatten, gibt es nun Veranstaltungen kommerzieller Anbieter. Diese sind zum Teil sehr gut besucht.

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