Kleverland Störche kommen zurück ins Kleverland

Kleverland · Auf mehreren Nisthilfen im Kreis Kleve sind bereits männliche Exemplare gesichtet worden. Weißstorch-Betreuer Hans Gerd Kersten hofft auf eine günstige Witterung während der Brutzeit. 2012 waren zahlreiche Jungtiere im Nest verendet.

Störche am Niederrhein
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Auch wenn die Witterung manchen noch zweifeln lässt — der Frühling ist da. Zwar erwarten Meteorologen für die nächsten Tage Temperaturen um den Gefrierpunkt und möglicherweise auch Schneefall. In der Natur gibt es jedoch eindeutige Zeichen dafür, dass die kalte Jahreszeit zuende geht: Mehrere zehntausend Wildgänse, die am Niederrhein überwintert haben, fliegen wieder Richtung Norden, und Weißstörche, die vor der Kälte in südliche Gefilde geflogen waren, kehren ins Kleverland zurück.

Fast täglich gehen derzeit bei Hans-Gerd Kersten, Weißstorch-Betreuer der Landesarbeitsgemeinschaft Weißstorch in NRW, "Rückkehr-Meldungen" ein. Am Donnerstagmorgen — und damit am gleichen Datum wie im Vorjahr — landete Storch "Till" auf der Nesthilfe im Bedburg-Hau-Till. Bereits am 3. März — und damit einen Tag früher als 2012 — hatte Storch "Anton" das Nest im Kalkarer Ortsteil Hönnepel angeflogen. Fotos von Frans Bootsma aus Zyfflich belegen, dass auch der Wyleraner Brutstorch am Niederrhein angekommen ist.

"Insgesamt", so meint Hans-Gerd Kersten, "kehren die Störche in diesem Jahr etwas früher als in anderen Jahren aus den Überwinterungsgebieten zurück." So seien "Heimkehrer" auch schon in Keeken, Hüthum, Zyfflich, Kranenburg, Kellen und Wardhausen gesichtet worden. Eine Ursache für die frühere Rückkehr aus den Überwinterungsgebieten kann der Experte nicht nennen.

Typisch ist, dass Storchen-Männchen stets die Nisthilfen besetzen, auf denen sie auch in den Vorjahren gebrütet haben. "Die männlichen Weißstörche sind dem Nest, in dem sie gebrütet haben, noch treuer als ihren Weibchen", meint Hans-Gerd Kersten. Fast immer sind es die männlichen Vögel, die als erste an den Brutplätzen eintreffen und dann dort auf ihre Partnerinnen warten. "Wenn ein anderes Weibchen vorbei fliegt, kann es aber passieren, dass die Männchen dieses zur neuen Partnerin erwählen."

Normalerweise beginnt die Brutphase der Störche Ende März/Anfang April. Nach 32 Tagen schlüpfen die Jungtiere, erreichen nach rund sieben Wochen im Nest die Größe der Alttiere und werden etwa zwei Monate nach dem Schlüpfen flügge. Bereits einen Monat — also im August/September — später brechen die Jungtiere ohne ihre Eltern in Richtung Süden auf.

2012 brüteten im Kreis Kleve nach Angaben des Weißstorch-Betreuers 15 Paare. 28 Junge schlüpften aus den Eiern, doch nur zehn überlebten. Ursache für diese hohen Verluste war eine für Jungtiere schlechte Witterung (zu nass, zu kalt) während ihrer Aufzucht im Nest.

Immer noch gilt der Weißstorch am Niederrhein als stark gefährdet oder gar vom Aussterben bedroht. Während es zum Beginn des 20. Jahrhunderts im Kleverland noch etwa 50 Brutpaare — vor allem in der Düffel zwischen Zyfflich, Keeken und Kleve — gab, waren Weißstörche Mitte des Jahrhunderts wegen Entwässerung und Verdrahtung der Landschaft aus dem Landschaftsbild verschwunden. Erst 1996 kam es auf einer Nisthilfe in Zyfflich wieder zu einer erfolgreichen Brut eines von der Bevölkerung "Jan" und "Marie" getauften Storchenpaares. Die Vögel fühlen sich inzwischen in Zyfflich offenbar so wohl, dass sie die Düffel auch im Winter praktisch nicht verlassen.

Der Weißstorch-Bestand hat sich — trotz der Verluste an Jungtieren 2012 — laut Hans-Gerd Kersten deutlich erholt. 2011 war bisher das Rekordjahr: Neun Brutpaare zogen 18 Jungtiere auf. Storchen-Freunde im Kleverland hoffen für dieses Jahr auf eine neue Bestmarke. Die drohende Kälteperiode, da ist sich der Weißstorch-Experte sicher, wird den Altvögeln nicht schaden. Aber nach der Brutzeit — im Mai/Juni — da sollte es trocken und warm sein.

(RP/rl)
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