Le Pen gegen Macron Das sagen junge Franzosen in NRW zur Präsidentschaftswahl

Düsseldorf/Paris · Frankreich hat gewählt - und viele Franzosen aus NRW ebenfalls. Was sagen sie zum Wahlausgang und zur Stichwahl Macron gegen Le Pen? Wir haben drei junge Franzosen aus Düsseldorf gefragt.

Wahl in Frankreich: Das sagen junge Franzosen aus NRW
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Junge Franzosen aus NRW zu Wahl in Frankreich

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Foto: Géraldine Leverd

Erst der Brexit-Schock, dann die Wahl von Donald Trump in den USA. Und nun beschäftigt die erste Runde der Präsidentschaftswahl in Frankreich Europa. Die Franzosen schicken den linksliberalen Politjungstar Emmanuel Macron und die EU-feindliche Rechtspopulistin Marine Le Pen in die Stichwahl ums Präsidentenamt. Le Pen lag mit 21,4 Prozent der Stimmen dicht hinter Macron (23,9 Prozent). Das Duell am 7. Mai gilt vielen als Abstimmung über Europa. Gemeinsam ist Le Pen und Macron, dass sie keiner der großen Volksparteien angehören - für die konservative Opposition in Paris und die regierenden Sozialisten wurde die Wahl zum Debakel. Was denken junge Franzosen, die in Deutschland leben?

Edouard Pontois, 20, Jura-Student

Edouard Pontois kommt aus Paris. Er studiert im vierten Semester Jura an der Heinrich-Heine-Universität und der Université de Cergy-Pontoise. Wir erreichen ihn telefonisch in der französischen Hauptstadt, sein Zug Richtung Düsseldorf verlässt Paris am Montagabend. "Für mich hat diese Wahl bewiesen, dass die Franzosen die Dinge satt haben und wollen, dass sich etwas ändert", sagt er. Edouard selbst hat sich erst in letzter Minute für Macron entschieden, zuvor schwankte er noch zwischen diesem und Linkspolitiker Jean-Luc Mélenchon. Hätte Hollande nochmal kandidiert, hätte Edouard für ihn gestimmt. "Aus meiner Sicht führt Macron das weiter, was Hollande begonnen hat."

Die "Welle des Populismus" mache ihn traurig, sagt er in Hinblick auf den Erfolg von Le Pen. Die Rechtspopulistin habe durch den Terroranschlag am Freitag auf der Pariser Prachtmeile Champs-Élysées nochmal punkten können. "Ich bin mir sicher, dass sie nicht gewinnen wird", sagt Edouard. Zuversichtlich stimme ihn, dass sich die anderen Kandidaten noch am Wahlabend für Macron ausgesprochen haben: "Ich denke, alle Franzosen werden sich hinter Macron stellen, selbst die etwas radikaleren Mélenchon-Anhänger. Das ist jetzt ein Kampf Republik gegen Populismus."

Géraldine Leverd, 26, Angestellte bei der Messe ProWein

Die in Paris geborene Géraldine Leverd lebt und arbeitet seit sechseinhalb Jahren in der Landeshauptstadt, zuvor studierte sie in Bochum. Géraldine ist Mitglied im Vorstand der Deutsch-Französischen Gemeinschaft Düsseldorf, die sich dem Austausch zwischen jungen Deutschen und Franzosen verschrieben hat. "Das war das erste Mal, dass ich in Deutschland gewählt habe", sagt sie. Eine Stunde habe sie im Wahlbüro am Lycée français an der Graf-Recke-Straße anstehen müssen. "Das war aber nicht schlimm. Es war schön, zu sehen, dass sich so viele beteiligen."

Wahl in Frankreich 2017 - Zwischen Siegestaumel und Enttäuschung
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Zwischen Siegestaumel und Enttäuschung

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Foto: afp

Géraldine ist froh, dass ihr Kandidat Macron es in die Stichwahl geschafft hat: "Er hat sehr gute Chancen gegen Le Pen", glaubt die 26-Jährige. Auch dass sich die anderen Kandidaten gleich hinter ihn gestellt haben, findet sie gut. "Aber die nächsten zwei Wochen werden sehr lang sein." In diesem Jahr sei es schon eine besondere Wahl gewesen — weil der Ausgang so ungewiss war. "Ich wusste schon, dass der Front National Stimmen gewinnen wird. Trotzdem bin ich enttäuscht, dass doch so viele rechtsextrem gewählt haben. Das sollte zu denken geben." Woran das liegt? "Europa ist für viele Menschen einfach zu weit weg. Nicht jeder gehört zu denen, die von Europa profitiert haben so wie ich."

Félicie Brisson, 25, wissenschaftliche Mitarbeiterin

Félicie Brisson promoviert derzeit an der Heinrich-Heine-Universität, in Deutschland ist sie seit vier Jahren. Ihre Familie lebt in La Rochelle an der französischen Atlantikküste. Gewählt hat Félicie per Vollmacht, die sie ihrer Mutter ausgestellt hat, da in Frankreich eine Briefwahl nicht möglich ist. Eigentlich hatte Félicie den Sozialisten Benoît Hamon unterstützt, weil sie unter anderem seine Konzepte von Grundeinkommen und 32-Stunden-Woche gut findet. Am Wahltag habe sie sich morgens aber noch schnell umentschieden: "Jede Stimme zählt, man wusste schon, dass Hamon weit zurücklag. Da habe ich meine Stimme lieber Mélenchon gegeben." Mit dem sei sie sich zwar nicht in allem einig. Entgegen vieler Berichte sei er aber gar nicht gegen Europa gewesen. Nun hoffe sie, dass Hamon sich künftig mit anderen zusammentut: "Hätten die das sofort gemacht, wären sie bei mehr als 25 Prozent gewesen."

Mit Macron würden sich ein paar Dinge in Frankreich ändern, meint Félicie, aber es käme nicht viel Gutes dabei heraus: "Die mittlere und die untere Schicht, die schon gelitten haben die letzten 20 Jahre, werden es weiter tun", glaubt die Doktorandin. Dass Macron die Stichwahl gegen Le Pen gewinnt, da ist sich Félicie aber "nicht so sicher". Sie hofft es und wird ihn auch wählen - "weil mir das Risiko zu hoch ist, dass Le Pen gewinnt." Aber es werde eine Wahl gegen ihre Überzeugungen sein: "Wie man es in Frankreich in diesen enttäuschenden Stichwahlen immer macht."

Mit Agenturmaterial der dpa.

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