Stichwahl in Düsseldorf Warum Thomas Geisel gescheitert ist

Meinung | Düsseldorf · CDU-Mann Stephan Keller ist neuer Oberbürgermeister in Düsseldorf, SPD-Amtsinhaber Thomas Geisel muss nach sechs Jahren sein Büro räumen. Schuld an der Niederlage waren wohl das Thema Verkehr – und sein Politikstil.

 Thomas Geisel gratuliert Stephan Keller.

Thomas Geisel gratuliert Stephan Keller.

Foto: Bretz, Andreas (abr)

Thomas Geisel dürfte geahnt haben, dass es nach 2014 kein zweites Mal für ihn reichen würde. Zwar antwortete er auf die Frage nach einer möglichen Zukunft als SPD-Ratsherr und Fraktionschef in den vergangenen zwei Wochen stets, er sei „gekommen, um zu bleiben“.

Doch die Unruhe bei den Sozialdemokraten war seit der Wahl am 13. September spürbar, der Ton wurde rauer, und noch am Freitag lenkte Geisel im Streit um knapp 40 Bäume am Hauptbahnhof plötzlich ein, kündigte eine mögliche Lösung für die Platanen an, die für den Bahnhofsumbau gefällt werden sollen. Beobachter vermuteten, da ging es um die Stimmen der Grünen-Wähler, auf die der nun abgewählte OB hoffte.

Das war die OB-Stichwahl in Düsseldorf
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Foto: Bretz, Andreas (abr)

Woran es nun letztlich lag, dass Geisel abgewählt wurde, will die SPD in Ruhe ausloten. Einiges liegt jedoch auf der Hand. Zum einen war da das eine große Thema, das den SPD-Oberbürgermeister quer durch die Stadtgesellschaft Sympathien gekostet hat: die Umweltspur. Das mag teils unfair sein, denn die Geschwindigkeit, mit der er den Verkehrsversuch durchdrückte, war auch dem drohendem Diesel-Fahrverbot geschuldet. Doch verdorben hat er es sich dennoch mit Wirtschaftsverbänden wie mit Unternehmen und vielen Bürgern, die sich aufs Auto angewiesen und durch die Umweltspur massiv gegängelt fühlten.

Zum anderen war da der schwierige Politik-Stil Geisels, der geprägt war von Alleingängen und Eitelkeiten, die in den anderen Fraktionen für Kopfschütteln sorgten. Der Manager Geisel traf Entscheidungen wie in der Privatwirtschaft und schien zeitweise zu vergessen, dass das in der Kommunalpolitik nicht funktioniert.

Zuletzt wurde ihm das bei einem Thema zum Verhängnis, das sicher nicht von zentraler Bedeutung für die Stadtentwicklung war: dem Video mit Rapper Farid Bang. So gut wie niemand befürwortete die Aktion Geisels, den umstrittenen Rapper für die Einhaltung der Corona-Schutzregeln werben zu lassen. Geisel hielt dennoch stur daran fest; konsequent auch gegen den Widerspruch in der eigenen Partei.

Diese Schwäche hat CDU-Kandidat Stephan Keller konsequent genutzt, indem er Teamfähigkeit und Geschlossenheit zu Maximen seines eigenen Wahlkampfes machte. Den Wählern gefiel das. Dass er auch noch die Umweltspur abschaffen will, wird sein übriges getan haben.

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