Krefeld Stehende Ovationen im Zirkuszelt

Krefeld · Großer Andrang herrschte zur Premiere des Russischen Staatscircus auf dem Sprödentalplatz. 1200 Besucher strömten am Silvesterabend ins Zirkuszelt. Die Vorstellung fing deshalb 20 Minuten später an. Am Ende standen viele Zuschauer zum Applaus auf – für eine tolle Premiere.

Russischer Staatszirkus zu Gast in Krefeld
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Russischer Staatszirkus zu Gast in Krefeld

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Großer Andrang herrschte zur Premiere des Russischen Staatscircus auf dem Sprödentalplatz. 1200 Besucher strömten am Silvesterabend ins Zirkuszelt. Die Vorstellung fing deshalb 20 Minuten später an. Am Ende standen viele Zuschauer zum Applaus auf — für eine tolle Premiere.

Träume müssen nicht leise sein, um bis in die Realität hineinzuwirken. Das haben die rund 1200 Gäste bei der Premiere des Russischen Staatscircus am Samstagabend hautnah erlebt. In dem 2000 Quadratmeter großen Zelt auf dem Sprödentalplatz nahmen 100 Artisten und Musiker die Gäste mit auf einen "Traum-Trip" der besonderen Art: Die Zwei-Stunden-Show war ein fantasievolles Feuerwerk — bisweilen laut, immer bunt, und oft atemraubend bis zum Schluss, wo vier brasilianische Stuntfahrer mit Motorrädern in einer gerade mal fünf Meter großen Eisenkugel nicht nur ihre Fahrkünste, sondern auch ihre Unerschrockenheit bewiesen.

Krefeld ist im Zirkus-Fieber: Der Andrang zur Premiere war so groß, dass die Show mit 20 Minuten Verspätung beginnen musste — doch das Warten lohnte. Der Staatscircus rühmt sich damit, moderner als alle anderen und "ein Spiegelbild unserer Zeit" zu sein. Das ist er auch. Er spiegelt den Wunsch nach immer größeren Nervenkitzel und nach einer Weltflucht in die scheinbare Unmöglichkeit — wenn zum Beispiel sechs zierliche Äthiopierinnen mit Leichtigkeit ihre Körper verbiegen.

Nüchtern betrachtet verstecken sich hinter den meisten Auftritten klassische Tricks: Es gibt Zauberer, die sich aufstechen lassen und innerhalb von Sekunden plötzlich verschwinden, einen Jongleur, der mit Tellern, Bällen und einem Bumerang um sich wirbelt, und es gibt einen Clown, der Zuschauer auf die Bühne holt und sie verulkt. Doch mit Nüchternheit wird man dem Zauber hier nicht gerecht. Eine Mischung aus modernem Balletttanz, akrobatischer Höchstleistung und stimmiger Live-Musik lässt von der ersten Minute an auch den lautesten Zirkuskritiker verstummen.

Oftmals versteckt sich der Zauber auch im Detail: So ist Gagik Avetisyan kein gewöhnlicher Clown. Im Gewand von Charlie-Chaplin vollführt er feinsten Humor mit poetischer Klarheit. Nur mit einer Pfeife, die mal vorwitzig, mal anklagend, mal gefühlvoll zwitschernd ertönt, bringt er einen Polizisten zur Verzweiflung und zwei wildfremde Zuschauer in den Stand der Ehe. Wenn der kleine Mann seine großen Augen aufreißt und mit einem Gesichtsausdruck tausend Worte erzählt, huscht über jedes Gesicht ein Lächeln. Für einen Moment scheint die Welt stehen zu bleiben.

Auch die Romantik kommt nicht zu kurz: Zum Abschluss macht der Ausnahmeartist Rodion seiner Julia einen Hochzeitsantrag auf Russisch. Erst als mit dem Ring am Finger der Pakt besiegelt ist, bringt Julia mit zittriger Stimme eine Antwort auf Englisch hervor: "Yes". Das Publikum hat da längst verstanden. Wenn doch jeder Traum so schön enden würde. Am Ende gibt es langen Applaus — und wer Platz fand, stand zum Applaudieren sogar auf.

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