Starkregen und Überschwemmungen Ist das noch ein normaler Sommer?

Düsseldorf · In der Nacht kam es in NRW wieder zu extremen Wetterlagen, in vielen Städten liefen Keller voll, Straßen wurden überspült. Doch wie außergewöhnlich ist das überhaupt? Und war das Wetter früher tatsächlich anders? Der Deutsche Wetterdienst hat Antworten.

Wetter NRW: Überschwemmung in Erkrath, Hagen, Pulheim, Köln, Düsseldorf
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Starkregen in NRW – Straßen überschwemmt, Rhein tritt über die Ufer

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Foto: dpa/Dieter Menne

Hagen hat es besonders getroffen: In den vergangenen 48 Stunden sind dort laut Deutschem Wetterdienst teilweise 100 Liter Regen pro Quadratmeter und mehr gefallen. Das statistische Monatsmittel im Juli für Nordrhein-Westfalen liegt bei 82 Liter pro Quadratmeter. Auch in Hagens Nachbarstadt Gevelsberg wurden bereits jetzt 119 Prozent der üblichen Regenmenge für diesen Monat gemessen, der Schnitt liegt sonst bei 99 Litern. Bis Mitte des Monats sind aber schon 118 Liter gefallen. Ist das noch ein wenn auch nasser, aber normaler Sommer?

„Ich würde eher sagen, es ist ein Ausgleich zu den vergangenen drei Jahren, die extrem trocken waren“, so ein Sprecher des Deutschen Wetterdienstes, „und in diesem Jahr haben wir eben ein wenig mehr Regen.“ In Anbetracht der weltweiten Großwetterlage sei der Regen hier auch nicht so ungewöhnlich. In Lappland zum Beispiel ist es so warm, wie seit 100 Jahren nicht mehr, die Temperaturen in der nördlichsten Region Finnlands stiegen vergangene Woche auf 33,6 Grad Celsius. Auch Nordamerika leidet unter einer Hitzewelle, die laut Experten ohne den Klimawandel in diesem Maße nicht möglich wäre.

„Im Gegensatz dazu plagt uns derzeit ein Tief, das über Mitteleuropa sitzt. Das sorgt für die zahlreichen Unwetter“, so der Sprecher. Das bedeute dann eben auch mehr Niederschlag, örtlich auch viel mehr als gewöhnlich. Denn Starkregenfälle in Gewitterlagen seien meist punktuell. Eine Region werde davon getroffen, schon einen Ort weiter könne es auch nur normaler Niederschlag sein.

Im langjährigen Mittel werde aber deutlich, dass es in diesem Jahr zwar bisher recht viel Regen gebe, vor allem aber die vergangenen Jahre viel zu trocken waren. „Eine gute Nachricht ist, dass sich langsam auch die tieferen Bodenschichten erholen. Wir bekommen immer mehr Meldungen, dass auch diese wieder besser durchfeuchtet sind“, sagt der DWD-Sprecher. Denn besonders, wenn Böden sehr trocken sind und sich deswegen zusammenziehen, können sie punktuell starke Regenfälle oft gar nicht aufnehmen, das Wasser läuft ab, anstatt zu versickern und im Boden gespeichert zu werden. Das sei gerade für die Landwirtschaft ein gutes Zeichen, auch wenn die aktuelle Wetterlage auch Probleme für die Getreideernte bedeutet.

 Der Rheinpegel steigt, wie hier in Köln. Die starken Regenfälle der vergangenen Tage könnten de Fluss bald auch die Schifffahrt einschränken.

Der Rheinpegel steigt, wie hier in Köln. Die starken Regenfälle der vergangenen Tage könnten de Fluss bald auch die Schifffahrt einschränken.

Foto: dpa/Oliver Berg

Die kräftigen Regenfälle haben auch die Pegelstände steigen lassen. In Köln erwartet man, dass der Rhein bis Freitag die Sieben-Meter-Marke erreichen wird. „In den Gebieten des Rheins flussaufwärts, im Schwarzwald und den Vogesen gab es ebenfalls viele Niederschläge, das addiert sich ja zu den Niederschlägen hier“, so der Sprecher des Deutschen Wetterdiensts. Auch Rur, Erft und Sieg erreichten bereits erhöhte Wasserstände.

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