St. Martin reitet wieder Wie die Veranstalter der Laternenumzüge in NRW auf Corona reagieren

Düsseldorf · Damit die Laternenumzüge in der Region trotz Pandemie stattfinden können, haben sich die Veranstalter einiges einfallen lassen. Teilweise wurden Pläne binnen weniger Tage noch einmal komplett geändert. Ein Überblick.

 In diesem Jahr finden viele Laternenumzüge wieder statt.

In diesem Jahr finden viele Laternenumzüge wieder statt.

Foto: Franz Heinrich Busch (bsen)/Busch, Franz Heinrich (bsen)

Lange Zeit war unklar, welche Corona-Regeln dieses Jahr für die St.-Martin-Züge in NRW gelten würden. Eine Herausforderung für alle Veranstalter, denn langfristiges Planen war nicht möglich. Am 29. Oktober kam die für viele erlösende Nachricht: In der neuen Corona-Verordnung gab das Land bekannt, dass für Veranstaltungen unter freiem Himmel und mit weniger als 2500 Personen keine Testpflicht oder Zugangsbeschränkungen gelten. Die Organisatoren mussten also kurzfristig reagieren. Wir stellen exemplarisch vier Zug-Varianten vor.

Düsseldorf-Kalkum: Gutscheine für Martinstüten

 Noch bis vergangene Woche sah es danach aus, dass St. Martin am 13. November ohne Umzug durch Kalkum reiten würde. Doch als das St. Martinskomitee rund um Organisator Friedhelm Brücker vergangenen Freitag von der neuen Corona-Regelung erfuhr, stand die Entscheidung schnell fest: Der Laternenzug durch die Kalkumer Straßen soll mit kompletter Gefolgschaft stattfinden. Die Freude darüber, sagt Brücker, sei unglaublich groß gewesen; viele Bürger hätten sich beim Komitee dafür bedankt.

Doch auch, wenn der Zug in Kalkum laut der neuen Verordnung keinen Auflagen unterliegt: Gänzlich auf Maßnahmen verzichten wollte das Komitee nicht, sagt Brücker. So sind alle dazu aufgefordert, die Abstandsregeln einzuhalten, und bei der traditionellen Martinsfeier im Schlosshof wird das Tragen einer Maske empfohlen – außerdem gilt dort die 2G-Regel. Auch für die im Schloss stattfindende Vergabe der Martinstüten an die Kinder gelten Vorgaben: Die nicht schulpflichtigen Kinder, sagt Brücker, erhalten ihre Martinstüten direkt vom St. Martin, während alle anderen ihre Süßigkeiten an drei im Schloss verteilten Ausgabestellen abholen können. So soll unnötiges Gedränge verhindert werden.

Die Gutscheine für die Tüten wurden im Vorfeld gegen Überweisung des entsprechenden Geldbetrags per E-Mail verschickt. Auch beim Sammeln der Spenden verzichtete man wegen Corona auf direkten Kontakt: Stattdessen landeten rund 1400 Flyer in den Briefkästen des Stadtteils, auf denen das Komitee zu Spenden aufrief. Die Unterstützung gemeinnütziger Organisationen sowie die Tütenvergaben an die Kinder, sagt Brücker, seien die Hauptmotivation gewesen, den Zug trotz aller Widrigkeiten zu organisieren.

Neuss-Grimlinghausen: Kinder und Eltern gehen beim Umzug getrennt

 Im Stadtteil Grimlinghausen in Neuss wurden für den Martinsumzug am 10. November spezielle Vorkehrungen getroffen, sagt Andreas Seiler, Vorsitzender des St. Martins-Komitees. Damit die Abstandsregeln eingehalten werden, sagt der 57-Jährige, werden Kinder und Eltern getrennt voneinander am Umzug teilnehmen: „Die Schulkinder laufen voraus, und erst, wenn alle durch sind, schließen sich die Begleitpersonen dem Zug an.“ Außerdem sollen die Kinder in Zweierreihen und möglichst in der Straßenmitte gehen, damit der Abstand zu den Zuschauern am Straßenrand gewahrt wird.

Damit alle die Regeln kennen, hat der Verein einen Rundbrief an die Einwohner geschickt und zusätzlich Schule und Kindergarten informiert. Verzichtet werden muss dieses Jahr auf das traditionelle Martinsfeuer sowie die Laternenausstellung in der Pestalozzi-Grundschule. „Wir haben bewusst keine Veranstaltungen geplant, bei denen es zu Menschenansammlungen kommt“, sagt Seiler. Beim Umzug soll die Feuerwehr darauf achten, dass sich keine zu großen Gruppen bilden.

Auf die beliebten Weckmänner müssen die Kinder unterdessen nicht verzichten: Die werden am Morgen nach dem Umzug in den Schulklassen verteilt.

Neuss Innenstadt: Umzug wird wegen Corona umgeleitet

 Das St. Martins-Komitee Neuss Altstadt hat beschlossen, dass der diesjährige Martinsumzug am 10. November an einigen Stellen von der üblichen Strecke abweichen wird. Damit, sagt der erste Vorsitzende Philip Benning, wolle man jene Orte umgehen, an denen es zu Menschenansammlungen kommen könnte. Das gelte vor allem für die Niederstraße in Neuss, in der sich ein Geschäft ans nächste reiht.

„Wenn der Zug dort vorbeiläuft, kommen die Menschen aus den Geschäften, und dann wird es sehr eng und voll auf der Straße“, sagt der 44-Jährige. Das sei in normalen Zeiten schön, während der Pandemie jedoch schwierig. Woher der Zug genau verlaufen wird, wollte Benning  nicht verraten, denn sonst bestehe die Möglichkeit, dass sich zu viele Zuschauer vor Ort einfinden.

Für die Teilnehmer des Zugs gilt die 3G-Regel und Maskenpflicht. Die Grundschüler sollen sich nur innerhalb ihrer Klassenverbände aufhalten, die bei der Auflösung des Umzugs an verschiedene Stellen geleitet werden. Die traditionelle Ansprache von St. Martin auf dem Marktplatz entfällt. Man sei sich der besonderen Verantwortung bewusst, sagt Benning, die eine Veranstaltung mit sich bringt, an der vor allem Ungeimpfte – nämlich die Kinder – teilnehmen. Trotzdem sei die Vorfreude nach einem Jahr Pause riesig.

Essen-Schonnebeck: Zahl der Ordner beim Zug verdreifacht

Lange Zeit hieß es, der Stadtteil Schonnebeck werde dieses Jahr der einzige sein, der in Essen einen Martinsumzug veranstaltet. Dafür, sagt Organisator Siegfried Brandenburg, habe er sich zu Beginn viel Kritik anhören müssen. Nun aber ist klar: Auch in den Stadtteilen Karnap und Heisingen wird es Umzüge geben.

Damit die Abstandsregeln beim Schonnebecker Umzug am 9. November eingehalten werden, sagt der 67-Jährige, habe man die Zahl der Ordner gegenüber früheren Umzügen verdreifacht. Außerdem haben Brandenburg und sein Team im Vorfeld Aufklärung betrieben: Sie waren in Schulen und Kindergärten, haben die Eltern informiert und auf Plakaten bekanntgegeben, dass es sich um eine 3G-Veranstaltung handelt. Der Hinweis steht zudem auf den Losen, mit denen man traditionell die tiefgefrorenen Martinsgänse gewinnen kann und mit denen das gut 6000 Euro teure Event – neben Spenden und Sponsoren – finanziert wird.

Die Organisatoren setzen aber vor allem „auf die Vernunft der Leute“, wie Brandenburg sagt. Die seien verantwortungsbewusst und würden sich von selbst an die Regel halten. Und dadurch, dass die Kinder Laternen tragen, werde ohnehin ein gewisser Abstand gegeben sein. Die Stimmung im Bezirk sei jedenfalls angesichts des endlich wieder stattfindenden Umzugs „grandios“, sagt Brandenburg.

Wuppertal: Organisatoren planen stichprobenartige 3G-Kontrollen

Wie die Katholische Citykirche Wuppertal auf ihrer Website bekannt gab, wurde die entscheidende Marke von 2.500 Teilnehmern bei den Voranmeldungen überschritten. Das bedeutet, dass für die Veranstaltung  am 10. November die 3G-Regeln gelten und deren Einhaltung in Stichproben kontrolliert wird. Während das im Vorfeld des Umzugs ein privater Sicherheitsdienst übernehme, heißt es auf der Website, könne es nach Beginn des Zugs um 17 Uhr zudem zu Kontrollen durch das Ordnungsamt kommen. Entsprechende Nachweise seien daher beim Betreten des Luisenviertels bereitzuhalten.Entscheidend ist aber laut den Organisatoren, dass die Teilnehmer des Zugs eigenverantwortlich handeln: „Die Einhaltung der 3G-Regel dient dem Gesundheitsschutz und damit auch einem entspannten und schönen Martinszug“. Wer am Umzug teilnehmen möchte, muss auf der Website der Katholischen Citykirche vorab ein kostenloses Ticket buchen.

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