Neubau der Rahmede-Talbrücke auf A45 „Sargnagel für unsere Region“

Lüdenscheid · Wie geht es weiter mit der maroden Rahmede-Talbrücke auf der A45 und dem Verkehrschaos rund um Lüdenscheid? Bürgermeister und Landräte schlagen Alarm. Die Politik verspricht Tempo und finanziellen Ausgleich.

 Die Autobahnbrücke überspannt das Tal der Rahmede. Viele Anwohner sind in Lüdenscheid vom Lärm an der Umleitungsstrecke belastet.

Die Autobahnbrücke überspannt das Tal der Rahmede. Viele Anwohner sind in Lüdenscheid vom Lärm an der Umleitungsstrecke belastet.

Foto: dpa/Markus Klümper

Noch ist nicht klar, ob die Rahmede-Talbrücke auf der A45 bei Lüdenscheid gesprengt werden kann – was einen Neubau zeitlich deutlich voranbringen könnte. „Wir arbeiten mit Hochdruck an der Planung und führen Gespräche bezüglich Lärmschutz, Naturschutz und über Ausgleichsmaßnahmen, um alle Eingriffe zu minimieren“, sagt Elfriede Sauerwein-Braksiek, Direktorin der Niederlassung Westfalen der Autobahn GmbH, nach einem zweiten Spitzentreffen der relevanten Akteure. Ein Ingenieurbüro führe derzeit Simulationen durch, um zu prüfen, unter welchen Bedingungen eine Sprengung möglich sei.

„Gründlichkeit geht hier vor Schnelligkeit, da Menschen unter der Brücke leben“, sagte Sauerwein-Braksiek. Die Auswirkungen einer Sprengung müssten sehr genau geprüft werden. Mit Ergebnissen der Ingenieure rechne sie in den kommenden zwei Wochen. Sauerwein-Braksiek sagte, auch die Abstimmungen mit Umweltbehörden und Naturschützern hätten bereits stattgefunden. „Es läuft gerade vieles parallel.“ Vor einer möglichen Sprengung der Brücke müssten Ersatzquartiere für Fledermäuse und Wanderfalken, die an der Brücke leben, geschaffen werden.

Die 453 Meter lange  Rahmede-Talbrücke ist zwischen den Anschlussstellen Lüdenscheid und Lüdenscheid-Nord seit Anfang Dezember gesperrt. Die Folgen der Vollsperrung erleben unter anderem die Anwohner von Lüdenscheid: Ein Teil des europäischen Transitverkehrs bahnt sich den Weg mitten durch ihre Stadt – der Lärm ist eine enorme Belastung. „Manche haben seit Wochen nicht mehr richtig geschlafen“, sagte Lüdenscheids Bürgermeister Sebastian Wagemeyer (SPD). „Wir haben hier Sattelzüge, die den Leuten die Vorgärten umpflügen.“ Der Zustand sei nicht hinnehmbar. „Ich wünsche mir weitere Unterstützung von Land und Bund.“ Viele Menschen in Lüdenscheid seien nicht nur gesundheitlich am Limit. „Ich habe hier auch Menschen sitzen, die vor den Scherben ihrer Existenz stehen, die kleine Gewerbebetriebe an den Umleitungsstrecken und bis zu 90 Prozent Einbußen bei den Einnahmen haben“, sagte Wagemeyer.

NRW-Wirtschaftsminister Andreas Pinkwart (FDP) sicherte den betroffenen Unternehmen Unterstützung zu. Das Land werde „akut immer eine Lösung finden“, damit „das Überleben gesichert“ sei und niemand existenziell getroffen werde, sagte er. Aber auch der Bund sei aufgefordert zu helfen. NRW-Verkehrsministerin Ina Brandes (CDU) versicherte: „Wir tun alles, was wir können, um zu helfen.“ Eine Überlegung sei, mit baulichen Maßnahmen für Entlastungen auf den Umleitungsstrecken zu sorgen. Zudem werde geprüft, wie man mehr Güter aus der Region von der Straße auf die Schiene bekommen könne, sagte Brandes. „Dazu findet am Donnerstag ein Termin mit der Deutschen Bahn statt.“

Damit der Brücken-Neubau möglichst zügig beginnen kann, hat die NRW-Verkehrsministerin ein Zehn-Punkte-Papier mit Forderungen an den Bund vorgelegt. Um Zeit zu sparen, soll unter anderem auf eine erneute Umweltverträglichkeitsprüfung und ein Planfeststellungsverfahren verzichtet werden. Das Papier beziehe sich nicht nur auf die Rahmede-Talbrücke. Alle 60 großen Talbrücken entlang der A45 müssten erneuert werden, sagte Brandes. „Das ist aber seit Jahren bekannt.“

Sauerwein-Braksiek betonte ebenfalls, dass man bereits seit gut zehn Jahren daran arbeite, die Brücken auf der Sauerlandlinie nach und nach zu erneuern. Einige seien bereits fertig, andere in Planung oder noch im Bau. Der Landrat des Märkischen Kreises, Marco Voge (CDU), sagte, die anstehenden Herausforderungen seien immens: „Die gesamte Region braucht schnelle, effektive und unbürokratische Hilfe.“ Wenn die Brücke nicht schnell ersetzt werde und die Wirtschaft keine finanziellen Hilfen bekomme, „dann ist das der Sargnagel für unsere Region“, sagte Voge.  

Arndt Klocke, verkehrspolitischer Sprecher der Grünen im Landtag, forderte am Montag einen Masterplan für die Sanierung der Brücken in NRW. „Dazu gehört vor allem, dass es intensivere Kontrollen mit geringeren zeitlichen Abständen gibt und dafür mehr Geld und Personal aufgewendet wird“, sagte er. „Es muss alles daran gesetzt werden, dass sich Situationen wie derzeit in Lüdenscheid nicht an anderer Stelle wiederholen.“

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