Spiel ’21 in Essen Für Taktiker und Glückspilze - so spielen sich die Neuheiten der Spielemesse

Essen · In diesem Jahr ist die Essener Spielemesse wieder für Besucher geöffnet. Bei den Neuheiten werden zunehmend gesellschaftlich relevante Themen wie der Klimaschutz aufgegriffen. Aber natürlich gibt es auch leichtere Kost. Ein Überblick.

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Brettspieltrends der Spiel 21 in Essen

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Foto: dpa/Fabian Strauch

Schmelzende Polkappen, sterbende Wälder, verschmutzte Luft – allesamt nicht gerade Themen, die nach einer spielerischen Umsetzung schreien. Und doch zeichnet sich auf dem aktuellen Brettspiel-Markt, der sich ab Donnerstag auf der Messe Spiel ’21 in Essen wieder für Besucher präsentiert, ein Trend ab, gesellschaftlich relevante Fragen als familiengerechte Unterhaltung zu verpacken. „Dieses Segment gibt es schon seit Jahren, nimmt aber immer größeren Raum ein“, sagt Dominique Metzler, Geschäftsführerin des veranstaltenden Friedhelm Merz Verlages. Generell boomt die Spieleszene: Nach 21 Prozent Zuwachs im vergangenen Jahr konnte der Markt in diesem Jahr wieder um 14 Prozent zulegen. Auf der Messe zeigen rund 600 Aussteller aus 41 Nationen rund 1000 Neuheiten.

 Zu verdanken sei der Spiele-Boom unter anderem einer Verjüngung des Publikums, sagt Metzler. Dies schätze es, gemeinsam etwas zu erleben und relativ unkompliziert in eine andere Welt einzutauchen. „Oft wird ja zusammen gegen das Spiel gespielt, das schafft ein ,Wir’-Gefühl“, erklärt Metzler. Wenn dann quasi nebenbei noch komplexe Thematiken wie der Klimawandel auf verständliche Mechanismen heruntergebrochen würden, erhöhe das den Anreiz. So müssen die Spieler etwa bei „Rettet die Eisbären“ (Kobold) die bedrohten Tiere von Eisschollen herunterbringen, in „Kyoto“ (Pegasus), benannt nach der Klimakonferenz, geht es darum, mit politischen Schachzügen zu verhindern, dass das Klima kippt.

 Wegen des pädagogischen Effekts würden einige Schulen dazu übergehen, gelegentlich Brettspiele im Unterricht einzusetzen, sagt Metzler. „In einigen Ländern geschieht dies aber deutlich häufiger als bei uns.“ Aber auch hierzulande gebe es Bestrebungen, das auszuweiten, weil Spiele einen niederschwelligen Einstieg in schwierige Themen bieten und schon von der robusten Ausstattung her darauf ausgelegt seien, häufig benutzt zu werden. Aber natürlich geht es auf dem Spielemarkt auch um leichtere Kost. Wir haben ein paar Neuheiten vorab getestet:

Für Teamspieler 

„Zauberberg“: Durch Zufall farbige Kugeln zu ziehen und einen Zauberwald hinunterrollen zu lassen – das macht Spaß. Vor allem, wenn die Kugeln auf dem robusten und schräg aufgestellten Spielplan über passende Wege auf einen Zauberlehrling treffen. Dann rückt dieser nämlich den Hang hinunter Richtung Ziel. Und sind dort vier Lehrlinge angekommen, haben die Spieler die Partie gemeinsam als Team gewonnen. Ziemlich einfach, sollte man meinen. Doch es gibt auch Hexenfiguren, die von den Kugeln getroffen werden können und dann weiterrücken müssen. Wer schafft es zuerst ins Ziel: Die Zauberlehrlinge oder drei Hexen? Fazit: ein spannendes Wettlaufspiel mit tollem Spielmaterial; sowohl jüngere als auch ältere Kinder machen gerne mit.

Amigo, 1 bis 4 Spieler, ab 5 Jahren, ca. 15 Minuten, ca. 35 Euro.

Für Kombinierer

„Echoes“: Eine neue Rätselreihe, bei der es darauf ankommt, genau hinzuhören. Hauptelement des Spiels sind verschiedene Objekte, gezeigt auf sechs dicken Papp-Tafeln und 18 Karten. Wichtig in der Vorbereitung ist es, sich die kostenlose App zum Spiel herunterzuladen, um via Karten-Scan die Audio-Sequenzen zu den jeweiligen Objekten anhören zu können. Gemeinsam als Team versuchen die Spieler durch konzentriertes Zuhören und schlaues Kombinieren die einzelnen Karten und Audiosequenzen in eine sinnvolle zeitliche Reihenfolge zu bringen. Fazit: Mal etwas ganz anderes und hochwertig produziert.

Ravensburger, 1 bis 6 Spieler, ab 14  Jahren, ca. 60 Minuten, ca. 10 Euro.

Für Taktiker

„Little Factory“: Dabei wird getauscht, dass sich die Balken biegen. Zum Beispiel müssen für eine Schafkarte Holz- und Getreidekarten abgegeben werden. Ein Schaf wiederum ist vier Geldeinheiten wert, mit denen andere Ressourcen-Karten geholt werden können. Wenn Mitspieler Karten wegschnappen oder ersehnte Karten nicht aufgedeckt werden, gilt es rasch umzuplanen. Fazit: Ein gelungenes Familienspiel, bei dem es in möglichst wenigen Zügen möglichst viel zu erreichen gilt. Klasse!

Iello/Hutter Trade, 1 bis 4 Spieler, ab 10 Jahren, ca. 45 Minuten, ca. 16 Euro.

Für Glückspilze

„Go! Dogge Go!“: Auf die Plätze, fertig, los. Ganz nach diesem Motto schnappt sich jeder Spieler eine Dackelfigur und stellt sie an die Startlinie der vierspurigen Rennstrecke. Danach gilt es, die Tiere in Richtung Ziel zu ziehen – immer jeweils so weit, wie das Würfelergebnis es erlaubt. Doch Achtung: Auf manchen Feldern können die Hunde zusätzliche Bauchteile bekommen. Sieger wird, wer mit den Hinterpfoten seines Dackels zuerst die Ziellinie überquert. Fazit: Ein gelungenes Wettrenn-Spiel für Jung und Alt; der Glücksfaktor ist groß.

Piatnik, 2 bis 4 Spieler, ab 4 Jahren, ca. 15 Minuten, ca. 15 Euro.

Für Urlauber

„Perfect Holiday“: Die Spieler schlüpfen in die Rolle von Familienmitgliedern, die durch schlaues Ausspielen von Karten das Beste aus ihrem Urlaub herausholen wollen. Dazu nehmen sie Karten auf die Hand und entscheiden, welche Orte auf dem Spielplan sie besuchen. Knifflig ist: Nicht alle Aktivitäten sind kostenlos, und man muss gekonnt mit seinem Geld haushalten. Fazit: sehr unterhaltsam.

Jumbo, 2 bis 6 Spieler, ab 8 Jahren, ca. 45 Minuten, ca. 27 Euro.

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