Film über britisches Königshaus Hollywood-Stars kommen ins Münsterland – Komparsen mit „adligem Aussehen“ gesucht

Ennepetal · An einem noch geheimen Ort in Westfalen wird mit Hollywood-Prominenz ein Film über das letzte Weihnachtsfest von Prinz Charles und Lady Diana produziert. Eine Castingagentur sucht dafür noch Statisten. Gewünscht: eine aristokratische Erscheinung.

 Anfang der 90er-Jahre war die Beziehung zwischen Prinz Charles und seiner Frau Diana bereits abgekühlt.

Anfang der 90er-Jahre war die Beziehung zwischen Prinz Charles und seiner Frau Diana bereits abgekühlt.

Foto: dpa/London Express

Die Ehe von Charles und Diana ist seit der neuen Staffel von „The Crown“ auf Netflix wieder Gesprächsthema – auch bei Leuten, die sich normalerweise wenig für Königshäuser interessieren. Da trifft es sich bestens, dass im Münsterland nun auch ein Film gedreht werden soll, der sich mit einem Teil der Familiengeschichte der Windsors befasst. Dafür sucht die Agentur Eick aus Ennepetal Statisten mit oder ohne Schauspielerfahrung. „Wir brauchen 300 Komparsen und Kleindarsteller, gerne Köche, Kellner, Soldaten, Polizisten, Leute mit Ballett- und Jagderfahrung“, sagt Gregor Weber, Mitinhaber der Casting Agentur.

 „Spencer“, so der Arbeitstitel, handelt von einem Weihnachtsfest der Royals Anfang der 90er Jahre auf Gut Sandringham. Die Ehe zwischen Charles und Diana, deren Mädchennamen Spencer lautet, ist längst abgekühlt; Gerüchte über Affären und die bevorstehende Trennung machen die Runde. Kristen Stewart („Twilight“) spielt Lady Diana. Regie bei dieser internationalen Koproduktion führt der Chilene Pablo Larraín, der schon bei „Jackie“ bewiesen hat, dass er einen entlarvenden Blick hinter die Glamourfassade einer Promifamilie werfen kann. Damals waren es die Kennedys. Nun ist es das britische Königshaus, das er mit dem oscar-nominierten Drehbuchautor Steven Knight („Peaky Blinders“) unter die Lupe nimmt.

 Wer als Statist dabei sein will, kann sich noch bis 31. Dezember bei der Agentur Eick bewerben. „Wir suchen europäische Gesichter mit gepflegtem, adligem Aussehen“, sagt Gregor Weber von der Agentur. Was das sei? „Zum Beispiel hohe Wangenknochen. Nasenpiercings, Permanent-Make-up und gesträhnte Haare gehen eher nicht“, erklärt er. Weber und seine Casting-Agentur, die sein Kompagnon Burkhard Eick 1997 für den Dreh von Tom Tykwers Film „Heaven“ gründete, suchen Leute mit Berufserfahrung etwa als Polizist oder Soldat. Denn von der Erfahrung könne man beim Film profitieren. Außerdem hätten „Originale“ eine andere Haltung, eine andere Körperspannung, etwa wenn sie eine Wache oder einen Leibwächter spielen sollten. Auch englische Muttersprachler seien gefragt. Für eine Szene sei Ballett- oder Tanzerfahrung von Vorteil.

 „Wer sich bewirbt, sollte Spaß daran haben, hinter die Kulissen einer internationalen Koproduktion zu blicken und eine Zeitreise ins England der 90er Jahre zu machen“, sagt der Dortmunder. Die Kostüme entwirft übrigens die zweifache Oscar-Gewinnerin Jacqueline Durran. Das Szenenbild stammt vom oscar-nominierten Guy Hendrix Dyas, der unter anderem die Kulissen für Christopher Nolans „Inception“ entwickelt hat.

 Alle Altersgruppen bis 65 Jahre werden gesucht, auch für Kinder von eins bis 15 Jahren gebe es spannende Rollen. Geschwister seien im Vorteil. Und wer bereits etwas Schauspielerfahrung hat, kann sich auch auf eine der kleinen Sprechrollen bewerben. Wichtig sei es, so Weber, dass die Fotos, mit denen man sich bewirbt, möglichst aktuell und authentisch seien. Bisher haben sich schon 1500 Menschen gemeldet.

 Da ein Live-Casting nicht möglich ist, würden die Komparsen mit der Regie-Assistentin anhand der Fotos ausgewählt. Schöner sei es natürlich, wenn man die Leute live erleben könnte, „aber in Corona-Zeiten geht das leider nicht“, sagt Weber. Er denkt gerne daran zurück, als sie für „Babylon Berlin“ in Bonn zum offenen Casting eingeladen hätten – „und 6000 Leute kamen. Da sind wir fast überrannt worden.“

 Ein bis sieben Drehtage sollten die Statisten sich im Frühjahr 2021 freihalten. Bis Anfang Februar werden sie benachrichtigt. „Bis dahin sollten sie sich möglichst nicht die Haare schneiden“, sagt Weber. Denn dann könnten die Haare besser der Mode der 1990er Jahre gemäß geschnitten werden. Auch wer einen Bart trägt, muss unter Umständen für die Rollen darauf verzichten. Alle Komparsen werden, wie das gesamte Team, vor dem Dreh auf Corona getestet – und „sollten sich natürlich auch während des Drehs adäquat verhalten“, sagt der 42-Jährige, der aus der Erfahrung dieses Drehjahres unter Corona-Bedingungen weiß, wie schwierig das ist. Für jeden Drehtag gibt es übrigens eine Aufwandsentschädigung von 95 Euro.

 Der Dreh findet im Münsterland statt, wo genau, verrät Weber nicht. Vermutlich wird es ein Schloss sein. „Die Leute im Münsterland sind sehr filmaffin.“ Darauf freut sich Gregor Weber schon, der auch die Projekte zum Teil am Set betreut. „Ab 30 Komparsen ist einer von uns dabei“, sagt er. Seine Agentur besteht aus einem insgesamt sechsköpfigen Team. Gerade vor Weihnachten wurden mehrere von seiner Agentur betreute Projekte abgedreht, unter anderem der Kölner „Tatort“ und die dritte Staffel von „How to sell drugs online (fast)“ für Netflix.

 Dass die internationale Produktion in NRW dreht, ist auch den Fördermitteln der Film-und Medienstiftung NRW zu verdanken und den Kölner Produzenten von Komplizen Film. Eine der Gründerinnen ist Regisseurin und Produzentin Maren Ade, die für ihren Film „Toni Erdmann“ 2016 ebenfalls eine Oscar-Nominierung erhielt.

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