Natur im Verzug Spargel wegen Kälte deutlich teurer

Düsseldorf · Der lange Winter hat dazu geführt, dass es bisher kaum Freilandspargel aus der Region gibt. Auch Kohlrabi, Salate und Radieschen sind in Verzug. Die wenige Ware, die auf dem Markt ist, kostet deswegen mehr als in den Vorjahren.

Michael Koch muss nicht lange überlegen, wenn er gefragt wird, was der Kohlrabi derzeit im Supermarkt kostet. "65 Cent pro Stück im Durchschnitt", antwortet er. "Damit ist er 14 Prozent teurer ist als im Vorjahr." Kaum jemand kennt sich in Deutschland besser aus mit den Gemüsepreisen als Koch. Er arbeitet für die Agrarmarkt Informations-Gesellschaft (Ami) in Bonn, die täglich die Märkte der Land- und Ernährungswirtschaft analysiert und bewertet. "Darum wissen wir über so ziemlich alle Gemüsepreise Bescheid", sagt Koch.

Nicht nur der Kohlrabi ist teurer geworden. Auch Kartoffeln, Spargel und so ziemlich alle Salatsorten kosten in diesem Frühjahr mehr als noch vor einem Jahr. Schuld daran ist das Wetter. "Wegen des langen Winters konnten viele Gemüsearten bislang nur in sehr geringen Mengen angebaut werden", sagt Tim Jacobsen vom Landwirtschaftsverband Rheinland. So stieg zum Beispiel der Preis für das Bund Radieschen um elf Prozent von 69 auf 76 Cent.

Manches Feldgemüse sei schon bis zu drei Wochen in Verzug. "Die kalten Temperaturen und der Bodenfrost ließen den Anbau bisher kaum zu", sagt er. "Millionen von Pflanzen sind auf den Äckern schon eingegangen und erfroren." Diese Verzögerung führt zu leeren Gemüseregalen in den Supermärkten und zu den höheren Preisen. Denn trotz des Engpasses ist die Nachfrage nach frischem Freiluftspargel und Kartoffeln aus heimischen Anbau bei den Kunden groß.

Aber noch stammen die weißen Stangen, die in den Geschäften ausgelegt sind, überwiegend aus Griechenland, Spanien und Peru. "Der ausländische Spargel ist zwei Prozent teurer als noch 2012", sagt Koch. Die importierten Stangen kosten derzeit pro Kilogramm durchschnittlich 5,45 Euro. Gemessen an der Nachfrage sei die Preissteigerung moderat, sagt Koch.

Die Experten rechnen aber damit, dass das edle Gemüse auch auf den Feldern am Niederrhein spätestens in der kommenden Woche wachsen wird. Denn ab Sonntag soll es deutlich wärmer werden. Bis zu 17 Grad sagen die Meteorologen voraus. "Wir benötigen aber mehrere warme Tage am Stück, damit geerntet werden kann", sagt ein Sprecher des Bauernverbandes. Denn die Pflanze reagiert erst mit Verzögerung auf steigende Temperaturen. Das ist erst nach eineinhalb bis zwei Tagen der Fall, wenn die Erde erwärmt ist. "Und dann dauert es auch noch einen weiteren Tag, bis sich das Gemüse rührt."

Gestochen wird der Spargel dann zweimal täglich, meist am frühen Morgen und am Nachmittag, bis zum 24. Juni, dem Johannistag. Danach beginnt die Schonzeit für die kostbaren Pflanzen, damit sie sich erholen und im Folgejahr wieder für eine erfolgreiche Ernte sorgen können. Deswegen ist jeder Tag, an dem die weißen Stangen früher aus der Erde sprießen, bares Geld für die Bauern.

Die Landwirtschaftskammer Nordrhein-Westfalen sieht mit den steigenden Temperaturen in der nächsten Woche viel Arbeit auf die Ackerbauern zukommen, weil dann unter anderem auch Rüben und Mais zügig ausgesät werden müssen. "Optimal wären dann dauerhafte Temperaturen um die 15 Grad und Regen", sagt ein Kammersprecher.

Wegen des langen Winters sind in diesem Jahr auch die Erdbeeren in Verzug. "Sie werden wohl etwa eine Woche später geerntet werden können als sonst. Das heißt ungefähr ab Mitte Mai", sagt Michael Koch. Der Experte rechnet allerdings nicht damit, dass die Frucht deswegen teuerer wird. "Höchstens ein paar Cent."

(RP/pst/sap/csi)
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