Verkauf startet jetzt Warum der Spargel wieder teurer wird

Kempen · Am Niederrhein wird bereits Spargel gestochen – eine Folge der eher milden Wintermonate. Doch das Gemüse wird wohl teurer werden als im letzten Jahr. Landwirte wie Karl Goetzens befürchten, dass sich die Kunden angesichts der hohen Lebenskosten zurückhalten.

 Landwirt Karl Goetzens mit Tochter Josie und den Enkeln beim Spargelstechen.

Landwirt Karl Goetzens mit Tochter Josie und den Enkeln beim Spargelstechen.

Foto: Norbert Prümen

Wenn die Osterglocken vor seinem Laden sprießen, ist das für Karl Goetzens ein untrügliches Zeichen, dass der Spargel reif fürs Stechen sein könnte. So war es auch in diesem Jahr. Der Landwirt aus dem Kempener Stadtteil St. Hubert hat bereits die ersten Stangen geerntet, allerdings seien das noch, wie er sagt, überschaubare Mengen. Dass am Niederrhein überhaupt schon gestochen werden könne, liege an dem relativ milden Wetter der vergangenen Wochen, erklärt der Landwirt, selbst nachts seien die Werte nicht allzu tief gefallen – abgesehen von den aktuellen Nachtfrösten. Goetzens: „Wenn der Spargel jetzt sozusagen kalte Füße bekommt, legt er vielleicht eine Wachstumspause ein.“

Dass der erste Spargel schon Ende März erntereif ist, sei nicht ungewöhnlich, sagt Ralf Große Dankbar, Experte für Spargelanbau bei der Landwirtschaftskammer NRW. Wenn es im Januar und Februar schon einige Tage warm gewesen sei mit vielen Sonnenstunden, könne sich das auf das Wachstum der Pflanzen auswirken. Tatsächlich hatte es zum Jahresauftakt eine längere, extrem milde Phase gegeben. Auch danach blieben die Nächte meist frostfrei. „Ein paar kalte Nächte sind auch kein großes Problem“, sagt Große Dankbar. Schwieriger für den weiteren Verlauf der Ernte wäre es, wenn es zu viel regnen würde. Optimal dagegen seien einstellige Werte und ein wenig Sonne. Goetzens wünscht sich sogar T-Shirt-Wetter. „Dann wächst der Spargel bis zu vier Zentimeter am Tag“, sagt der Landwirt.

Wie die Preise genau ausfallen, wird sich zeigen, über dem Niveau des vergangenen Jahres werden sie aber wohl liegen. In der vergangenen Saison kostete das Kilo Klasse-I-Spargel zwischen zwölf und 14 Euro. Klar ist für Goetzens: Seinen finanziellen Mehraufwand für Energie- und Personalkosten kann er nicht auf den Spargel umlegen. „Dann müssten wir 20 Prozent draufschlagen, das tolerieren die Kunden nicht“, sagt der Kempener. „Damit würde der Spargel zum Luxusgut.“ Goetzens befürchtet ohnehin, dass sich die Käufer angesichts allgemein stark gestiegener Lebenskosten zurückhalten. Beim Essen werde eher gespart als bei Ausgaben zum Beispiel für Freizeit und Reisen. Große Dankbar setzt auf das breite Angebot der Landwirte, die Spargel in verschiedenen Sortierungen, etwa Bruch- oder Suppenspargel, und Klassen anbieten. „Da ist für jedes Budget etwas dabei“, sagt der Experte, „und geschmacklich sind die Unterschiede gering.“

Mittlerweile schaffen auch immer mehr Spargelanbauer maschinelle Erntehelfer an, die beim Stechen entlasten und damit Arbeitszeit einsparen. So würden laut Große Dankbar beispielsweise Maschinen zum Einsatz kommen, die elektrisch über das Feld fahren und die Folien anheben. Spargel wird heutzutage überwiegend unter Folien angebaut. Automatische Sortiermaschinen würden zudem helfen, Personal einzusparen, sagt Große Dankbar. Dies sei eine große Erleichterung. Wobei es in diesem Jahr keine Probleme gibt, Erntehelfer zu finden, sagt Goetzens. Diese kommen hauptsächlich aus Polen, Bulgarien und Rumänien. „Seit Februar steht bei mir das Telefon nicht mehr still“, sagt der Landwirt.

Sorgen bereiten den Anbauern eher Billigimporte aus dem Ausland, die oft schon ganzjährig angeboten werden. „Sicher ist das nicht schön für die Landwirte“, sagt Große Dankbar, „aber qualitativ können diese Waren mit heimischem Spargel nicht mithalten – ganz abgesehen vom deutlich größeren CO2-Fußabdruck, den sie hinterlassen.“ Hiesige Anbauer müssten eben mit der Frische ihrer Erzeugnisse punkten. Ohnehin kaufen viele Kunden den Spargel in den Hofläden der Nachbarschaft, die Direktvermarktung spielt beim Verkauf des Gemüses eine wesentliche Rolle. Kurz vor Ostern öffnen denn auch wieder viele Hofläden.

Auch auf dem Spargelhof Goetzens soll es ab Mitte nächster Woche wieder losgehen mit dem Verkauf. Offiziell Ende der Saison ist am 24. Juni, dem Johannistag oder auch Spargelsilvester. Gilt doch die alte Bauernregel: „Stich den Spargel nie nach Johanni“. Vorerst aber darf der Spargel genossen werden, möglichst frisch und in vielen Variationen. Auch Karl Goetzens hat sich bereits ein Spargelpfännchen zubereitet, wie er erzählt. Lecker sei es gewesen. Aber der erste Spargel nach der langen Pause, sagt er, schmecke sowieso am besten.

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