Rechtsextreme Tat Stilles Gedenken 27 Jahre nach Solinger Brandanschlag

Solingen · Rund 100 Menschen haben in Solingen still der Opfer des rechtsextremen Brandanschlags vom Jahr 1993 gedacht - mit Abstand und Masken. NRW-Ministerpräsident Armin Laschet (CDU) machte via Instagram auf den Jahrestag aufmerksam.

Gedenken in Solingen am Mahnmal der Opfer des rechtsextremen Brandanschlags.

Gedenken in Solingen am Mahnmal der Opfer des rechtsextremen Brandanschlags.

Foto: dpa/Henning Kaiser

Aufgrund der Corona-Pandemie fand das Gedenken am Freitagabend am Mahnmal ohne die üblichen Ansprachen und Gebete statt, erklärte ein Sprecher der Stadt.

„Ein Virus hat uns die Regie aus der Hand genommen“, teilte der Solinger Oberbürgermeister Tim Kurzbach (SPD) in einer zuvor veröffentlichten Stellungnahme mit. Ein körperliches Zusammenrücken sei 27 Jahre nach dem Anschlag nicht möglich. „Allerdings kann und darf es für mich auch in diesen schwierigen Zeiten kein Aussetzen oder Verschieben des Gedenkens geben“, stellte der SPD-Politiker klar.

29.05.1993, Solingen: Das bei dem Brandanschlag zerstörte Haus der türkischen Familie Genc. (Archiv)

29.05.1993, Solingen: Das bei dem Brandanschlag zerstörte Haus der türkischen Familie Genc. (Archiv)

Foto: dpa/Roland Scheidemann

NRW-Ministerpräsident Armin Laschet (CDU) machte am Freitag via Instagram auf den Jahrestag aufmerksam. Zwar wisse er, dass Corona alle derzeit stark beschäftige: „Aber das Erinnern an diesen schrecklichen rechtsextremen Brandanschlag auf die Familie Genç, das halte ich heute auch noch für wichtig“, sagte er in einem auf der Plattform veröffentlichten Video.

In der Nacht des 29. Mai 1993 hatten vier rechtsradikale Männer das Haus der türkischstämmigen Familie Genç in Solingen angezündet. Die 77 Jahre alte Mevlüde Genç verlor dabei zwei Töchter, zwei Enkelinnen und eine Nichte. Schon kurz nach dem Attentat hatte sie zur Versöhnung aufgerufen. Die NRW-Landesregierung stiftete ihr zu Ehren eine Mevlüde-Genç-Medaille.

Zum Gedenken versammelten sich am Freitagabend der Oberbürgermeister, Mitglieder der Genç-Familie und christliche und muslimische Vertreter am Mahnmal an einer Solinger Schule und hielten eine Schweigeminute ab. Mevlüde Genç war nicht anwesend, sagte ein Sprecher der Stadt.

Integrationsministerin Annette Widmann-Mauz (CDU) erinnerte in einer Mitteilung am Donnerstag an die Namen der Verstorbenen: „Gürsün Ince, Hatice Genç, Gülüstan Öztürk, Hülya Genç und Saime Genç: sie waren Familie, Freundinnen, Nachbarinnen“.

(hsr/dpa)
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