Mehrausgaben für Ev. Kirche Software-Desaster für Evangelische Kirche

Bonn · Eine neue Finanzsoftware verursachte ungeplante Mehrkosten in Höhe von 3,4 Millionen Euro.

Die Evangelische Kirche im Rheinland (EkiR) erlebt erneut ein Finanzdesaster: Der Kauf einer Finanzsoftware, deren flächendeckende Einführung Anfang 2020 geplant ist, führte zu ungeplanten Mehrkosten in Höhe von 3,435 Millionen Euro. Unter anderem hätten Kirchenbeamte bei der Kalkulation des Projekts einen Mehrwertsteuerbetrag von 700.000 Euro „übersehen“, sagte Vizepräsident Johann Weusmann am Samstag vor der in Bonn-Bad Godesberg tagenden Synode der 2,5 Millionen Gemeindeglieder zählenden EkiR. 2018 hatten die Kirchenparlamentarier 7,86 Millionen Euro für die Einführung der Software bewilligt. Nunmehr wird dieser Betrag um fast 50 Prozent überschritten.

Die von Weusmann vorgetragene Geschichte der Einführung der Software erinnerte Beobachter zuweilen an den Berliner Pannenflughafen BER. Denn das Produkt der Firma Wilken sei von Anfang an nicht einsatzfähig gewesen. Bis heute wird versucht, Probleme zu beheben. Das Desaster begann laut Weusmann im Januar 2019 im Kirchenkreis Kleve. Dort sei es zu erheblichen Problemen gekommen. „Der Befund: Wilken hatte eine noch unfertige und nicht ausreichend getestete Software geliefert“, sagte Weusmann in seinem Bericht. „Ohne davon Kenntnis zu haben, wurde der Kirchenkreis Kleve als Testkandidat in der finalen Phase der Softwareentwicklung genutzt.“ Dies habe zu „erheblichen Irritationen und auch zu Frustrationen“ geführt.

Schließlich habe die Firma der Landeskirche 240 Beratertage im Wert von etwa 300.000 Euro gut geschrieben. Auch im Landeskirchenamt gab es Schwierigkeiten. „Bei uns gab es positiv gestestete Module, die nicht mehr funktionierten“, sagte Weusmann. Und für die Rheinische Kirche wurde es teuer. Neben der „übersehenen“ Mehrwertsteuer benötigte man eine nicht vorgesehene externe Beratung, die mit 1,08 Millionen Euro zu Buche schlug. Sodann stellte sich heraus, dass die Software um weitere, nicht geplante Funktionen erweitert werden musste. Hierfür wurden nach Angaben Weusmanns weitere 550.000 Euro fällig.

Präses Manfred Rekowski zeigte sich schuldbewußt: Der Vorgang sei auch für die Kirchenleitung „höchst unangenehm“. Man habe den Anspruch gehabt, aus den Fehlern der Vergangenheit lernen zu wollen. „Wir werden uns mit den Ursachen befassen müssen, und wir werden uns fragen müssen, wie können wir verhindern, dass sich Dinge so entwickeln“, sagte Rekowski. „Wir tragen da die Verantwortung.“ Konsequenzen zogen die Kirchenparlamentarier keine. Stattdessen gelang es der Synode in Bad Godesberg, den nächsten Haushalt, der immerhin ein Volumen von rund 630 Millionen Euro hat, ohne jede Diskussion oder Nachfrage aus den Reihen der Kirchenparlamentarier zu beschließen.

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