Kabelsalat, Schimmel, kaputte Heizungen So marode sind viele Schulen in unserer Region

Düsseldorf · Viele Schulen in unserer Region beklagen eine schlechte Ausstattung und marode Gebäude. Je größer diese Probleme sind, desto weniger zählt das pädagogische Angebot. Mancherorts ist aber Besserung in Sicht. Zum Beispiel in Duisburg.

 Der stellvertretende Ratinger Schulleiter Peter Lausch zeigt die seit vier Jahren freiliegende Verkabelung am Carl-Friedrich-von-Weizsäcker-Gymnasium.

Der stellvertretende Ratinger Schulleiter Peter Lausch zeigt die seit vier Jahren freiliegende Verkabelung am Carl-Friedrich-von-Weizsäcker-Gymnasium.

Foto: Blazy

Wegen der Schultoiletten war in Mönchengladbach die Not groß. Einige Eltern waren so verzweifelt, dass sie der Stadt anboten, sich an Kosten zu beteiligen, damit Toiletten endlich saniert werden. Jahrelang wurden jährlich nur 100.000 Euro für Reparaturen im Haushalt veranschlagt. Damit konnte man zwei Anlagen auf Vordermann bringen. Nun sind jährlich 500.000 Euro dafür vorgesehen.

In anderen Städten sieht es nicht besser aus: Die Schulleiterin einer Grundschule in Erkrath-Willbeck hatte 2004 zum ersten Mal die Sanierung der Schultoiletten beantragt. Zwölf Jahre sind seitdem vergangen, bis Frühjahr 2016 hat sich aber noch nichts getan. Beim Anblick der Toilettenanlagen der Gesamtschule Walsum in Duisburg bekommt der Begriff Notdurft eine ganz neue Bedeutung.

Besserung in Sicht

Aber Besserung ist in Sicht - zumindest in Duisburg: Die Stadt bekommt für ihre Schulen aus dem Landesprogramm NRW "Gute Schule 2020", das für die nächsten vier Jahre zwei Milliarden Euro bereitstellt, rund 86 Millionen Euro. Allein in Walsum werden rund 5,7 Millionen Euro in die Modernisierung investiert. Auch Mönchengladbach hat aus diesem Topf Geld bekommen. Allerdings ist in vielen Kommunen nicht nur Geld das Problem, den Städten fehlt es auch an Stellen in der Planung.

 Ein bedingt schöner Anblick: An der Realschule Erkrath soll die Sanierung von Räumen erst im Jahr 2018 stattfinden.

Ein bedingt schöner Anblick: An der Realschule Erkrath soll die Sanierung von Räumen erst im Jahr 2018 stattfinden.

Foto: Dietrich Janicki

Werden Diskussionen über den Sinn von W-Lan, Smartboards und Beamer im Klassenzimmer geführt, haben einige Schulen doch ganz andere Probleme. Wenn im Schulzentrum in Dormagen-Hackenbroich, das ab 2017 zur Baustelle wird, der Direktor des Leibniz-Gymnasiums eine Durchsage macht, hören die Schüler in der benachbarten Realschule gleich mit. Die Beschallungsanlage ist 40 Jahre alt, funktioniert analog und hat keine getrennten Systeme. Das Gymnasium im Mönchengladbacher Stadtteil Odenkirchen musste lange auf die Sanierung seiner Chemieräume warten. Die stammten aus den 70er Jahren, erst 2015 gab es vernünftige Lüftungs- und Brandschutzanlagen.

Nicht schließende Fenster, undichte Dächer, Stockflecken und Co. haben zum Teil auch gesundheitliche Folgen für Schüler und Lehrer. Im Gelderner Lise-Meitner-Gymnasium klagten Schüler und Lehrer fast ein Jahr lang über Geruch, Kopfschmerzen und Atemprobleme im Musikraum. Als Handwerker nun die Rückwand eines Einbau-Schranks im Nebenzimmer entfernten, stießen sie auf massiven Schimmelbefall. Der Raum wurde prompt gesperrt für die Sanierung.

"Uns laufen Schüler weg"

Bauliche Mängel sind mittlerweile auch ein Standortnachteil für Schulen. So leisten zum Beispiel die Lehrer der Grundschule Sandheide in Erkrath vorbildliche Arbeit - vor allem bei der Integration ausländischer Kinder. Dennoch sinken die Schülerzahlen. Das Gebäude aus den 60er Jahren verschlingt jährlich 115.000 Euro Heizkosten, die Duschen in der Sporthalle bedürfen einer Reparatur. Der Sanierungsbedarf beginnt bei 2,5 Millionen Euro, ein neues Gebäude würde laut Modellrechnung 6,5 Millionen kosten.

Die Heizung ist auch das Problem des Carl-Friedrich-von-Weizsäcker-Gymnasiums in Ratingen. Die Anlage ist oft defekt, ein Totalausfall würde die Schließung bedeuten. Bei der Medienausstattung könne man mit anderen gar nicht konkurrieren, es gebe keine Planbarkeit, keine Verlässlichkeit, sagte Peter Lausch, der stellvertretende Leiter. "Uns laufen Schüler weg", klagte er unlängst im Haupt- und Finanzausschuss. Seit Jahren ziehen sich die Reparaturen hin oder werden aufgeschoben. Vieles ist ein Provisorium.

Eine benötigte Fluchttreppe ist noch nicht fertiggestellt. Deckenplatten, die für Untersuchungen des Brandschutzes vorübergehend abgenommen wurden, sind noch nicht wieder montiert. Seit vier Jahren schauen die Schüler auf den Kabelsalat unter den offenen Decken.

von unseren Lokalredaktionen

(RP)
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